Heizkosten sparen: Wie jeder einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten kann
Die Diskussion über die Energiewende ist stark vom Thema Strom geprägt. Der Wärmebereich kommt dabei in der öffentlichen Debatte häufig zu kurz. Dabei ist das Effizienzpotenzial bei der Wärme wesentlich höher als beim Strom. Wer auf deren Verbrauch achtet, kann jährlich durchschnittlich 15 bis 25 Prozent einsparen und einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten.
Heizen wird in diesem Winter teurer: Heizöl um 44 Prozent und Erdgas um 13 Prozent. Es gibt noch viel Potenzial, um bei Wohngebäuden Geld zu sparen und die Umwelt besser zu schützen. Jeder zweite deutsche Haushalt heizt mit einer Gasheizung, die zweithäufigste Methode ist die Ölheizung. Untersuchungen bestätigen, dass die meisten Menschen durch das Wissen über ihren persönlichen Verbrauch beginnen, anders damit umzugehen.
Vor allem in Altbauten dringt durch Türritzen und undichte Fenster kalte Zugluft in die Wohnung ein. Wenn die Richtung, aus der der Luftzug kommt, nicht gespürt wird, kann ein Teelicht helfen, dessen Flamme sie anzeigt. Sind die undichten Stellen lokalisiert, kann mit dem Abdichten begonnen werden. Fensterspalten lassen sich sehr einfach mit selbstklebendem Schaumdichtungsband abdichten, die preisgünstig in jedem Baumarkt erhältlich sind. Auch für Türen gibt es Türdichtschienen, Zugluftstopper und Gummidichtungen, die den Wohnbereich vor Zugluft schützen.
Heizkörper sind meistens unter dem Fenster, in Nischen installiert – die Wände dahinter sind sehr dünn. Durch eine Dämmung hinter dem Heizkörper kann der Wärmeverlust erheblich gesenkt werden. Dazu eignen sich spezielle Dämmplatten, die mit Alu kaschiert sind. Das Dämmmaterial wird auf die richtige Größe zugeschnitten und mit Styroporkleber an der Wand hinter dem Heizkörper befestigt. So bleibt die Wärme im Wohnbereich.
Viele Menschen wissen nicht, wann sie ihren Heizkörper das letzte Mal entlüftet haben. Gerade nach den Sommermonaten sammelt sich darin viel Luft an – folglich muss mehr geheizt werden, um den Raum auf eine angenehme Temperatur zu bringen.
Programmierbare elektronische Thermostatventile können entscheidend zum Energiesparen beitragen. Mit ihnen lassen sich die Heizkörper individuell nach den Bedürfnissen des jeweiligen Zimmerbewohners oder Zweck des Raumes einstellen. Durch ihre Programmierung werden Zimmer nicht unnötig beheizt, wenn niemand daheim ist, nachts senken sie automatisch die Temperatur zusätzlich um einige Grad herab. Viele Geräte können mit Hilfe von Sensoren erkennen, ob das Fenster geöffnet wurde und regeln dann automatisch die Heizung herunter. Es gibt auch Systeme, mit denen man die Thermostate für das ganze Haus einzeln anwählen und programmieren kann. Neuere Modelle lassen sich auch über eine App steuern. Vor dem Kauf sollte überlegt werden, welche Programmiermöglichkeiten das gewünschte Thermostat bieten soll. Ein Gespräch mit einem Energieberater oder Testberichte können hier hilfreich sein.
Je größer der Temperaturunterschied zwischen Heizungsrohr und Raumluft, desto höher ist der Wärmeverlust. Mit der Isolierung noch ungedämmter Heizungsrohre können Hausbesitzer viel Geld sparen. Materialien zur Isolierung sind in Baumärkten erhältlich: Dämmmaterialien aus Kunststoff, Kautschuk oder Mineralwolle, Klebeband, ein Cutter-Messer sowie spezielle Dämmschalen für Ventile und Pumpen. Bei der Auswahl hilft dann das Label „EnEV 100 Prozent“. Nach diesem Mindeststandard müssen alle Heizungsrohre in unbeheizten Räumen und Kellerräumen isoliert werden.
Über längere Zeit gekippte Fenster kühlen die Wände aus und sorgen kaum für Luftaustausch. Stoßlüften spart Energie, ist gut für die Gesundheit und beugt gegen Schimmelbildung vor. Täglich sollte mehrmals für ein paar Minuten stoßgelüftet und währenddessen das Thermostatventil herunterdreht werden.
Strom sollte möglichst mit erneuerbaren Energien geheizt werden. Die Solarheizung wandelt kostenfreie Strahlungsenergie in Heizwärme um. In Sonnenhäusern beladen große Kollektoren einen Wasserspeicher mit so viel Sonne, dass der Vorrat ein Haus im Winter fast komplett alleine versorgen kann. Wärmepumpen werden von jedem dritten deutsche Neubau verwendet (kostengünstig, effizient und klimaschonend). Scheitholzheizungen sind recht aufwendig von Hand zu bestücken, Pelletheizungen arbeiten vollautomatisch, indem sie Stäbchen aus gepressten Sägespänen verbrennen. Holzheizungen haben einen niedrigen CO2 Ausstoß, zudem ist Holz ein nachwachsender Rohstoff. Mieter, die kaum Einfluss auf das Heizsystem haben, können zu einem nachhaltigen Ökostrom oder Ökogasanbieter wechseln.
Das Umweltbundesamt gibt folgende Empfehlung: Die Raumtemperatur sollte im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20 °C betragen, in der Küche 18 °C, im Schlafzimmer 17 °C. Wenn Fenster und Türen richtig abgedichtet sind, reichen diese Temperaturen in aller Regel aus, um als behaglich empfunden zu werden.
Nachts oder tagsüber, wenn die Bewohner einige Stunden nicht im Hause sind, sollten die Heiztemperaturen um einige Grad auf etwa 18 °C abgesenkt werden. Bei Abwesenheit von wenigen Tagen sollte die Temperatur auf 15 °C, bei längerer Abwesenheit auch noch etwas niedriger eingestellt werden. Während der Nachtstunden kann die Raumtemperatur in Wohn- und Arbeitsräumen um 5 °C gesenkt werden. Moderne Heizungsanlagen ermöglichen eine zentral gesteuerte Absenkung der Raumtemperatur, programmierbare Thermostate automatisieren die Temperaturabsenkung.
Alte Fenster sollten gegen neuwertige ausgetauscht werden, damit kalte Luft nicht eindringen kann.
Im Winter sollte die Wohnung auf einer bestimmten Basistemperatur gehalten werden, anstatt die Temperatur immer wieder in die Höhe zu treiben.
Die Heizung sollte runtergeregelt werden, bevor man morgens zur Arbeit fährt. Auch Stoßlüften, ohne einzelne Räume komplett auskühlen zu lassen, ist sinnvoll.
Strikte Kontrolle von Betriebs- und Heizkosten sind ein wichtiges Qualitätsmerkmal bei der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wohnimmobilien. Die Heizkostenabrechnung zeigt die Höhe des Verbrauchs und die Kosten, aber auch, wie sich der Verbrauch zum Vorjahr und zum Durchschnittsverbrauch entwickelt hat. Das ist eine gute Grundlage, um das eigene Nutzerverhalten zu überprüfen.
Seitdem es in Deutschland die jährliche verbrauchsabhängige Abrechnung für Heiz- und Warmwasserverbräuche gibt, konnten dadurch zwischen 15 bis sogar 30 Prozent Energie eingespart werden. Das ist ein wirtschaftlicher und ökologischer Erfolg, ein weiterer ist, die Verbrauchstransparenz weiter zu erhöhen - beispielsweise durch eine monatliche Verbrauchsinformation über den persönlichen Wärmeverbrauch. Aus technischer Sicht ist das längst abbildbar, die Lösungen dazu sind marktreif.
Die Heizung sollte regelmäßig gewartet werden.
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Matthias Krieger: Mit Dynahaus gemeinsam einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage, Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2019.
Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.