Tanja Herrmann-Hurtzig

Tanja Herrmann-Hurtzig

für Job & Karriere, Personalwesen, Neuorientierung, Bewerbung

Hilfe Vorstellungsgespräch! So senkst Du Dein Stress-Level

© canva.com
Stress dich nicht: Aufregung gehört dazu, lässt sich aber beeinflussen

Endlich ist er da, der Termin zum Vorstellungsgespräch! Doch oh Schreck, wie bereite ich mich vor? Was ist wichtig, und wie wirke ich souverän?

Was kann ich vor dem Gespräch tun, um nicht so aufgeregt zu sein? Wie kann ich mich gezielt vorher entspannen?

Ist es überhaupt gut, wenn ich vollkommen „entstresst“ ins Vorstellungsgespräch gehe?

Anspannung ist doch gar nicht so schlecht! Das gehört einfach dazu.
Stefan Brandt, Psychologe

„Anspannung ist doch gar nicht so schlecht! Das gehört einfach dazu, und das wird man wahrscheinlich auch gar nicht wegbekommen“, sagt Stefan Brandt, Psychologe und Spezialist zum Thema Stressprävention. Mit ihm habe ich dazu einen Podcast aufgenommen – für alle, die tiefer eintauchen möchten. In jeder Podcast-App unter „Bewerbung und Karriere“ oder hier.

Es geht gar nicht darum, den Stress komplett zu „unterdrücken“ und ganz relaxt zu sein. Wichtig ist, sich als BewerberIn darüber bewusst zu werden: Es hat auch etwas Gutes, aufgeregt zu sein!

Schließlich willst du ja den Job! Und du hast nicht jeden Tag ein Vorstellungsgespräch, sodass es ganz normal ist, auch aufgeregt zu sein!

Was stresst uns eigentlich?

1. Stressoren

Stressoren kommen von „außen“. Zum Beispiel durch die Interviewpartner, die mir gegenübersitzen. Die Situation, dass uns drei oder vier Menschen gegenübersitzen und wir die volle Aufmerksamkeit von unseren Gesprächspartnern bekommen, sind wir ja eher nicht gewöhnt. Für viele ist das eine „Prüfungssituation“, viele Bewerber denken: Die quetschen mich aus, die wollen mir Fallen stellen, ich muss funktionieren … der Körper schaltet auf Überleben, die steinzeitlichen Mechanismen springen an.

Was kann ich tun?

Ich kann mich darauf vorbereiten und mich zum Beispiel erkundigen, wie viele Gesprächspartner im Interview dabei sein werden. Das hilft mir, die Situation besser einzuschätzen, ohne es als „Bedrohung“ zu sehen.

2. Körperliche Reaktionen

Wenn ich „Stress habe“, kann es sein, dass zum Beispiel mein Tonfall plötzlich viel höher ist. Ich bekomme vielleicht Herzklopfen, muss zur Toilette oder mir wird schwindelig. Die Atmung ändert sich. Das sind aber alles „normale“ Reaktionen, die auf Stress folgen.

Was kann ich tun?

Das Überleben ist gesichert, ich muss nicht kämpfen und flüchten – für das Unterbewusstsein ist es aber eine Bedrohung. Das vegetative Nervensystem wird angeregt, und ich kann es nicht bewusst steuern (Körpertemperatur etc.). Im Vorfeld kann ich aber meine Atmung üben. Atmung geht bei Stress mehr in die Brust. Das kann ich beeinflussen, tief in den Bauch einatmen und noch mehr ausatmen. Das heißt, tiefer und mehr ausatmen als einatmen hilft, entspannter zu werden. Im Vorfeld „runterkommen“. Die Atmung also bewusst steuern.

Und das am besten nicht nur einmal vor dem Gespräch üben, sondern vielleicht auch ein paar Wochen vorher. Das ist vergleichbar mit einem Sporttraining. Ohne Training laufe ich auch nicht spontan um die Alster, erklärt Stefan. Aber wenn ich das langsam steigere schaffe ich das.

3. Gedanken

Wie sieht es mit meinen Gedanken vor dem Gespräch aus? Welche Gedanken mache ich mir? Und je nachdem welche Gedanken ich mir mache, folgen dann die Gefühle dazu.

Was kann ich tun?

Als erster Gedanke: Stress gehört dazu, das entspannt tatsächlich schon ein bisschen. Ich kann mich durch meine Gedanken etwas beruhigen: Es ist vollkommen normal. Es ist okay. Es zeigt, ich engagiere mich.

Es zeigt meine Kompetenz, dass ich mir Gedanken mache. Wenn ich mir überlege, ich werde den Job nie bekommen, dann stresse ich mich selber und baue den Stress selber auf. Wie wäre es stattdessen mit:

"Wie schön, dass ich heute die Möglichkeit habe, zu erzählen, was ich in Zukunft gerne machen möchte, und mir meiner Stärken und Kompetenzen bewusst bin, die ich im neuen Unternehmen einsetzen kann."

4. Gefühle

Wenn ich mich verrückt mache, habe ich noch zusätzlich ein schlechtes Gefühl und mache mir den Stress selber.

Aufregung ist beim Vorstellungsgespräch normal. Es zeigt, dass es mir wichtig ist. Ich möchte als Bewerber das Gespräch professionell führen, weil ich den Job bekommen möchte. Das beruhigt auch wieder.

Was kann ich tun?

Mir meiner Gefühle bewusst werden. Ich kann mir aktiv positive Gedanken machen, da die Gefühle den Gedanken folgen.

Vielleicht magst du im Gespräch auch ansprechen, dass du aufgeregt bist und es dir wichtig ist, den Job zu bekommen.

Wie spreche ich das an, wenn ich ganz aufgeregt bin? 

„Mir ist das Gespräch so wichtig, ich bin ganz aufgeregt, bestimmt bekomme ich gleich wieder rote Flecken im Gesicht! …“ Schon hast du das Gespräch ins Positive gewandelt. Und es ist ja auch nachvollziehbar. Es sind immer Menschen im Gespräch und wir arbeiten mit Menschen und dürfen menschlich sein. Schließlich hat man ja auch nicht jeden Tag ein Vorstellungsgespräch. Reaktionen hängen aber natürlich auch immer vom Gesprächspartner ab, der dir gegenübersitzt.

Das Wichtigste für ein stressfreies Vorstellungsgespräch: gute Vorbereitung!

Wenn ich weiß, was ich kann und wo meine Stärken liegen, bringt mich nichts so schnell aus der Ruhe. Wenn ich aber keine Ahnung habe, was ich sagen soll und welche Fragen womöglich gestellt werden, ist das keine gute Basis für ein Vorstellungsgespräch.

Für mich ist es selbstverständlich, dass du dich sich sehr gut vorbereitest, in dem du deine Ziele klärst. In meinen Coachings erarbeiten wir natürlich deine Werte und Stärken, aber überlegen auch wo deine Schwächen liegen. Überlege dir, wo du hin möchtest und was dich ausmacht! Frag doch mal deine Freunde, was sie an dir schätzen! Nicht ganz leicht, aber lohnt sich!

Wenn ich weiß, wofür ich stehe und was ich kann, dann kann ich auch meinen Stress reduzieren.

Schließlich habe ich dann „alles getan, was in meiner Macht steht“ und darf ein gutes Gefühl haben, da ich mich gut vorbereitet habe.

Und dann vielleicht noch der Gedanke: „Wer mich dann nicht will… hat selber Schuld" 😉 oder es passt einfach nicht. Das kann auch nochmal entspannen.

Mach dir selbst bewusst:

Es ist ein Gespräch auf Augenhöhe! PersonalerInnen suchen momentan tatsächlich verzweifelt BewerberInnen.

Vielleicht betrachtest du den Interviewer auch als „Dienstleister“, der dich nicht bewertet, sondern der weiß, wie die zukünftige Stelle besetzt werden soll. Dieser Dienstleister kann am besten einschätzen, wer hier passt. Im Gespräch soll geklärt werden, ob du als Mensch ins Team passt und die nötigen Kompetenzen mitbringst, die das Unternehmen benötigt oder weiterbringt.

Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, höre dir auch gern den Podcast zur „PowerPose“ an. Dazu habe ich einen Podcast mit Stefan Verra, dem Körpersprachespezialisten aufgenommen.

Hast Du eigene Tipps, um den Stress vor dem Vorstellungsgespräch zu senken? Teile Sie mit der Community in den Kommentaren.

Dieser Artikel wurde vorab auf meiner Homepage veröffentlicht.

Wer schreibt hier?

Tanja Herrmann-Hurtzig
Tanja Herrmann-Hurtzig

Businesscoach I Karrierecoach, Neuorientierung Führungskräfte, Next Step Coaching - Sie suchen einen Job, den Sie lieben? Wir finden ihn!

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Tanja Herrmann-Hurtzig begleitet Menschen dabei, den Job zu finden, den sie lieben. Sie ist seit 20 Jahren im Personalmanagement tätig, zuletzt als Personalleiterin, bevor sie sich als Coach selbständig gemacht hat. Sie kennt beide Seiten im Bewerbungsprozess und berichtet aus ihren Erfahrungen.
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