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Holz fliegt als Satellit ins Weltall und macht Wolkenkratzer ökologisch

Holz bietet einen Baustoff, der viele Probleme löst. Der alte Baustoff wird neu entdeckt. Holz ist nachhaltig, bietet kürzere Bauzeiten und riecht lecker. Sogar im Weltall bietet Holz Vorteile.

Weltraumschrott

Mehr als 6.500 Satelliten umkreisen die Erde. Wenn sie ihre Aufgaben erledigt haben, werden sie in die Erdatmosphäre gezogen und verglühen. Leider gehen dabei nicht nur kostbare Rohstoffe verloren, die Satelliten hinterlassen zudem auch Rückstände, die giftig sein können. Schrott im Weltraum ist ein wachsendes Problem, zu dem auch das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum forscht.

Die ESA testet ab November 2021 mit dem WisaWoodSat, ob sich Sperrholz für die Raumfahrt eignet. Wenn der Versuch gelingt, könnten Satelliten zukünftig nachhaltiger konstruiert werden. Verglüht das Holz am Ende der Nutzung, gibt es zudem keine giftigen Rückstände.

Holz fliegt ins All

Jari Mäkinen, Astronom und Wissenschaftsjournalist betont die Absurdität und gleichzeitig die Genialität des Versuchs: „Als Raumfahrt-Geek habe ich mir schon eine ganze Weile Gedanken gemacht, wie Holz in der Raumfahrt verwendet werden könnte. Zunächst als eine Art Witz, aber dann durchaus mit einer gewissen Ernsthaftigkeit.“ Der WisaWoodSat wird zeigen, ob Holz als Baustoff die Trümmermassen von Satelliten reduzieren kann.

Rewe-Markt speichert CO2

Sicher ist, dass verbautes Holz einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Wird hingegen mit Beton gebaut, entstehen aktuell bei der Zementherstellung 2,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid weltweit. Beton macht acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus.

Holz ist im Bauhandwerk eine Alternative. Bei dem neueste Rewe-Markt in Wiesbaden ist Holz der Hauptbaustoff. Rund 1.100 Kubikmeter Nadelholz aus Deutschland wurden verbaut, das 700 Tonnen CO2 speichert.

Hochhäuser weltweit

Sogar Hochhäuser werden aus Holz gebaut. Immer mehr Beispiele gibt es weltweit. In Norwegen steht der "Mjøsa Tower" mit 85,4 Metern. Die 18 Stockwerke beherbergen Büros, ein Hotel und Apartments.

Das „Z8“ ist ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus in Leipzig-Lindenau. Die Holzmassivbauweise gewinnt den Architekturpreis der Stadt Leipzig 2019 mit der Begründung: „Mit der dynamischen Eckrundung, mit der sich der Baukörper auf die Straßenkreuzung zu schieben scheint, setzt es einen markanten Akzent.“

Kurze Bauzeit

In dem bereits 2017 in Leipzig-Grünau eingeweihten mehrstöckigen Wohnhaus aus Holz ist nur das Treppenhaus aus Beton. Die knapp 25 Zentimeter dicken Holzwände kamen in vorgefertigten Teilen aus einer Torgauer Tischlerei. In nur fünf Wochen stand der Rohbau.

Wohlfühlen mit Holz

Integriert in die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn war ein mehrstöckiges Wohnhaus aus Holz. „Als Bewohner profitiert man […] von dem außerordentlichen Raumklima im Holzhochhaus mit viel sichtbarem Holz.“

Von Natur aus wertvoll“ wird das Hochhaus aus Holz in der Hafencity in Hamburg angepriesen. Seit Herbst 2020 wird es gebaut und zur „geplanten Fertigstellung mit einer Höhe von rund 65,0 Metern das höchste Holzgebäude Deutschlands sein.“ Im Gebäude werden Wohnen und eine Ausstellung zum Thema Natur- und Artenschutz kombiniert.

Immer höher

Bereits höher geplant ist das sogenannte „WoHo“ aus Holz, das in Berlin gebaut wird. Mit 29 Stockwerken und über 100 Metern wird es den derzeitigen Weltrekordhalter in Norwegen überragen. Geplant ist eine vielseitige Nutzung auf 18.000 Quadratmetern. 60 Prozent sind Wohnfläche, 25 Prozent Gewerbe und 15 Prozent für einen Kindergarten, eine Co-Making-Werkstatt und Gemeinschaftsräume.

Sicherheit beginnt im Kopf

Noch sind sowohl Verwaltungen als auch Bürger:innen eher skeptisch, wenn mit Holz gebaut wird. Ist Holz im Wolkenkratzer sicher? „Es braucht diese positiven Beispiele, um auch in den Köpfen der Menschen, die nichts mit dem Bauen zu tun haben, zu verankern, dass es nicht nur gesund ist, in einem Holzhaus zu wohnen, sondern, dass man dort auch sicher ist.“ sagt Alexander Stahr, Architektur Professor in Leipzig.

Viele Beispiele zum Bauen mit Holz zeigt diese Dokumentation im ZDF vom April 2021: „Hoch hinaus mit Holz – wie sich das Bauen verändert“.

Brücken und Bahnhöfe

Städte werden heißer. Deshalb wird eine vielseitige Nutzung von Holz im Städtebau sinnvoll. Eine Fußgängerbrücke aus Stahl und Holz verbindet Menschen auf zwei Seiten eines Baches in Fort Worth, Texas. Sitzbänke sind in den Schwung der kurvigen Brücke integriert.

Neapel ist nach Rom und Mailand die drittgrößte Stadt Italiens. Dort wird aktuell das Dach einer U-Bahnstation aus Holz gebaut. Der visuelle Eindruck soll an eine Blase erinnern, die aus einem Vulkan kommt.

Auch kleinere Wartehäuschen an Bus- und Bahnstationen können zukünftig vermehrt aus Holz gebaut werden wie dieses Beispiel in Koria, Finnland.

Ökologischer Kreislauf

Am Hauptbahnhof Eberswalde wird ein Fahrradparkhauses aus Holz gebaut. Über 600 Fahrräder finden dort Platz zum Parken. Zusätzlich wird das Dach begrünt und eine Photovoltaikanlage bietet eine Eigenstromversorgung. Somit wird ökologische Mobilität gestärkt mit einer mehrfach ökologischen Bauweise.

Für den Architektur-Professor Alexander Stahr ist Holz der ideale Baustoff. "Ich denke, dass das Holz der Baustoff der Zukunft ist. Also wenn Beton der Baustoff des 20. Jahrhunderts war, dann ist Holz mit Sicherheit der Baustoff des 21. Jahrhunderts."

Leichter Holzbau gegen Wohnungsnot

Holz ist leicht und eignet auch für Aufbauten auf bestehenden Gebäuden. In Berlin Lichtenberg werden auf einem sechsgeschossigen Plattenbau zwei Etagen in Hybrid-Holzbauweise ergänzt. So entstehen 50 neue Wohnungen. Im Frühjahr 2022 sollen die Mieter:innen bereits einziehen können.

Martin Gaedt schreibt über Provotainment, Leben und Arbeit, cleveres Recruiting, Wirtschaft & Management

Martin Gaedt ist Autor von "4 TAGE WOCHE", "Rock Your Work", "Rock Your Idea" und "Mythos Fachkräftemangel". Er ist Provotainer und hat seit 2014 in 650 Keynotes mehr als 100.000 Gäste begeistert, provoziert und entertaint. Seit 1999 gründet er Unternehmen und stellt 44 Fragen, der Anfang des Neuen.

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