Homeoffice in der Corona-Krise: "Nimm Dir die Freiheit, die Du jetzt brauchst"

Dr. Bernd Slaghuis

Dr. Bernd Slaghuis

für Job & Karriere, berufliche Neurorientierung, Bewerbung

Unsere Freiheit ist in diesen Wochen massiv eingeschränkt. Das ist gut so, denn es hilft hoffentlich, den Virus und die Infektionsrate einzudämmen. Viele von uns sitzen im Homeoffice - zwangsversetzt auf ungewisse Zeit. Eine Situation, die von heute auf morgen für jeden Einzelnen eine große Veränderung und für Arbeitgeber eine existenzielle Herausforderung bedeutet sowie auch viele Familien unter einem Dach täglich vor neue und ungeahnte Situationen stellt. 

Homeoffice ist - in normalen Zeiten - der Inbegriff für Flexibilität, stärker selbstbestimmtem und eigenverantwortlicherem Arbeiten. Der Wunsch vieler Angestellter nach mehr Homeoffice war vor der Corona-Krise groß - jetzt in diesem Moment haben wir keine andere Wahl. Doch statt an genau diese Freiheiten zu denken, die wir eigentlich mit Homeoffice verbinden, geht es immer mehr um die Fragen - wenn ich mich gerade in der Medienlandschaft umsehe - welche starren Routinen, festen Tagespläne mit strikten Pausenzeiten und täglichen Meetings wir brauchen, um im Homeoffice einen guten Job zu machen. So sehr uns die Freiheit im öffentlichen Leben in dieser Situation bereits genommen ist, umso mehr bekomme ich das Gefühl, dass wir uns selbst und miteinander im Team im Homeoffice unserer Freiheit berauben, indem wir versuchen, feste Strukturen, Regeln und starre Prozesse ins Homeoffice zu importieren.  

Ich habe mit einer Journalistin neulich die Frage diskutiert, ob eine Führungskraft jeden morgen um 8.00 Uhr gemeinsam mit dem ganzen Team ein Video-Frühstück machen sollte. Ganz ehrlich, wenn ich noch angestellt wäre und mir mein Chef das in dieser Situation vorgeschlagen hättte - ich hätte ihm wahrscheinlich den Vogel gezeigt. Und so kursieren gerade eine Menge "Tipps und Tricks" im Netz herum, wie wir uns im Homeoffice organisieren müssen. Jeder. Genau so. Feste Arbeitszeiten mit strikter Einhaltung von Pausen. Uns morgens anziehen, als würden wir ins Büro gehen. Jeden Tag zur gleichen Zeit ein Stand-up-Meeting mit Chef und Kollegen usw. 

Ich genieße es gerade, den ganzen Tag in Jogginghose und Kapuzenpulli zu verbringen - warum auch nicht? Ich genieße es, meinen Tag im Moment sehr frei einteilen zu können. Nachmittags spontan zu überlegen, mir eine Folge "Crazy Ex-Girlfriend" bei Netflix zu geben, dafür aber abends das Video aufzunehmen, das ihr oben seht. Klar muss ich als Solo-Selbständiger hierfür keine Absprachen mit Chefs oder Kollegen treffen und kann darüber unabhängiger als jeder fest Angestellte entscheiden, doch ich bin mir sicher, dass auch Du Dir in dieser schwierigen Lage jeden Tag überlegen und für Dich entscheiden kannst, welche Freiheiten Du durch die Sitaution im Homeoffice besitzt und positiv für Dich sowie auch für Dein privates Umfeld nutzen kannst.

Um es konkret zu machen: Wenn es Dir wichtig ist, mit den Kindern morgens von 9 bis 11 über die Aufgaben aus der Schule zu sprechen oder Ihr Euch als beide Berufstätige die Kinderbetreuung zeitlich aufgeteilt habt, dann besprich dies mit Deiner Führungskraft und auch im Team mit den Kollegen. Wenn Du tagsüber nicht immer erreichbar bist, jedoch am Abend an Deinen Job-Themen arbeiten möchtest, dann schaffe auch hierüber Klarheit. Nimm Dir die Freiheit im Homeoffice, die Du jetzt brauchst, schaffe Klarheit gegenüber Führungskräften und Kollegen, was Dir in dieser Ausnahmesituation wichtig ist und versucht gemeinsam, hierfür Lösungen zu finden. 

Ich wünsche Dir alles Gute für die nächsten Wochen, bleib gesund - und zuhause. 

Dein

Bernd Slaghuis

P.S. Wenn Du magst, dann schreib hier in die Kommentare, wie es Dir im Homeoffice geht und wie die Zusammenarbeit mit Kollegen gelingt. Vielleicht gibt es ja trotz der täglichen Herausforderungen des Alltags auch einige gute Aspekte, die Du in der aktuellen Situation im Homeoffice wertschätzen kannst?