Human-Capital-Trends: Arbeits- und Führungskultur in Zeiten des Umbruchs
In den vergangenen Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, durch digitale Transformation und disruptive Technologien rasant verändert.
Heute wird von einer Welt der Unbeständigkeit, der Ungewissheit, der Komplexität und der Mehrdeutigkeiten gesprochen. Doch was braucht es, um sich auf diese VUCA-Welt (VUCA: Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) vorzubereiten und die Zukunft erfolgreich zu gestalten? Unternehmen und Führungskräfte stehen vor einem entscheidenden Moment der Neuausrichtung, da sich der geschäftliche und gesellschaftliche Wandel weiter fortsetzt, weshalb sich die Agenda für Unternehmen grundlegend verändert.
Dabei sind Personalwesen und Unternehmensführung in besonderer Weise gefordert. Neben den Mitarbeitenden selbst sind sie mit für die immer relevanter werdende Weiterbildung und das Lernen von Mitarbeitenden verantwortlich. Da sich das Umfeld immer schneller verändert, erfordert der demografische und technologische Wandel deshalb qualifikatorische Anpassungsprozesse.
Führung ist in der VUCA-Welt vielfältiger und komplizierter denn je. Begriffe wie „Employer Branding“, „Active Sourcing“, „Results-Only Work Environment“, „Candidate Experience“ überrollen uns heute – häufig ohne dass sie in einen fundierten Zusammenhang gestellt werden. Wer nur für sein monatliches Gehalt arbeitet, leistet lediglich das Minimum, um buchstäblich an Ort und Stelle zu bleiben. Kreativität, Gestaltungswillen, Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein können sich nicht wirklich entfalten.
Wenn Mitarbeitende mehr Wertschätzung erfahren, werden damit neben ihren Ideen auch ihre sozialen Kompetenzen gewürdigt, und das Geld rückt in den Hintergrund. Relevante Arbeitnehmergruppen wollen heute „Innovation, Sinnstiftung, Freiheit, Selbstverwirklichung, selbstständiges Denken, Eigenverantwortung, Social Business, Resilienz, Remake Leadership, Corporate Health, Corporate Culture - New Benefits gehen über den Standard hinaus“, sagt Wendy Trabold, Growth Management / Prokuristin bei consil med gmbh.
Dies ist für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens essenziell - vor allem in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels. Um für die Zukunft richtig aufgestellt zu sein, ist es wichtig, das Können und die Leistung eines Menschen – unabhängig von Ausbildung, Alter, Unternehmenszugehörigkeit oder Herkunft – zum zentralen Kriterium machen: „Der Jüngere versucht beispielsweise kreativ mit modernen Arbeitsmitteln und Fleiß sein Ziel zu erreichen, der Ältere eher über bewährte Strategien und langjährige Erfahrung.“ Beide versucht er im Team der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe gleichzustellen und mit ähnlichen Positionen zu versehen, so dass das Unternehmen von den jeweiligen Arbeitsweisen profitiert. Die gesamte Belegschaft wird hier als ein umfassendes „Ökosystem“ betrachtet. Personalstrategien, -prozesse, -systeme und -programme unterstützen die individuellen Kompetenzen und Beiträge verschiedener Typen von Arbeitskräften.
Corporate Social Responsibility (CSR): Der Verantwortungsbereich der Unternehmen erweitert sich über das Betreiben des eigenen Kerngeschäfts hinaus und erstreckt sich auf das gesamte Unternehmensumfeld. Hierbei gilt es, die nachhaltigkeitsrelevanten Anforderungen und Ansprüche der Stakeholder zu berücksichtigen und in Einklang mit den Interessen des Unternehmens zu bringen.
Dienstleistungen werden künftig an Bedeutung gewinnen.
Wissen und Kreativität werden zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren künftiger Wettbewerbsfähigkeit.
Die Bedeutung von räumlicher Flexibilität wird weiter zunehmen: Mobile Arbeit und das Homeoffice gewinnen weiterhin an Bedeutung.
Führung muss neu gedacht werden. Die formale Autorität rückt stark in den Hintergrund und die Nutzung von Eigenverantwortung, verbindlichen Werten gewinnt an Bedeutung.
Die Gehälter von Angestellten werden flexibler ausgestaltet.
Die globalen Entwicklungen mit ihren ökologischen und sozialen Auswirkungen werden unser alltägliches Handeln und Wirtschaften auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten dramatisch beeinflussen. Dazu gehören Klimawandel, die Corona-Krise, Kriege, zunehmende Komplexität, Verknappung der Energiequellen und demographische Veränderungen.
Es gilt, den globalen Wandel mitzubestimmen, anstatt vom ihm überrollt zu werden. Um von der Trenderkennung zum Markterfolg zu gelangen, bedarf es innovativer und kreativer Prozesse im Unternehmen.
Der Arbeitsalltag wird zunehmend von innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) geprägt sein.
Jobs werden nicht mehr kategorisiert und vollständig innerhalb der Organisation besetzt.
Ein auf Kompetenzen basierender Ansatz für das Management von Arbeit und Arbeitnehmenden fördert die Agilität des Unternehmens und die Autonomie der Arbeitnehmenden, indem er Tätigkeiten über formale Arbeitsplatzgrenzen hinaus ermöglicht und somit individuelle Kompetenzen fördert.
Moderne Technologien gehören zu den wichtigsten Treibern, wenn es darum geht, die feste Verortung der Arbeitsplätze aufzubrechen und die Arbeit angenehmer zu gestalten.
Unbefristete Vollzeitstellen werden zunehmend durch befristete Projektverträge, freie Mitarbeit und Teilzeit ersetzt.
Es entwickelt sich ein neues Bewusstsein für Wertigkeiten von Arbeit.
Für die globale Deloitte-Studie "Human Capital Trends 2023" wurden über 10.000 Führungskräfte aus Wirtschaft und Personalwesen aus 139 Länder befragt. Die Umfragedaten wurden durch Interviews mit Führungskräften aus einigen der aktuell führenden Unternehmen ergänzt.
Die wichtigsten Zahlen im Überblick:
59 Prozent der Befragten gehen davon aus, in den kommenden zwei bis vier Jahren einen Fokus auf die Neugestaltung des Arbeitsplatzes zu legen.
93 Prozent sind der Meinung, dass eine Abkehr von der konventionellen Definition des Arbeitsplatzes für den Erfolg des eigenen Unternehmens relevant oder sehr relevant sei.
Die Beziehung zwischen Technologie und Arbeitskräften hat sich erheblich weiterentwickelt. Auch bei der Arbeitsplatzgestaltung nimmt Technologie eine immer weitreichendere Rolle ein. Nur 22 Prozent sind der Meinung, dass ihre Unternehmen das dafür Notwendige leisten.
94 Prozent sind der Meinung, dass Kompetenz und Effizienz der Führungskräfte entscheidend für den Erfolg ihres Unternehmens sind.
Nicht einmal jeder Vierte hält die Führungskräfte für ausreichend vorbereitet, den Anforderungen des Wandels gerecht zu werden.
Die Hälfte der Befragten gab an, dass die Führungskräfte ihres Unternehmens überfordert seien und nicht wüssten, welche Prioritäten sie setzen sollten.
Überleben werden vor allem jene Unternehmen, die ihr Geschäft nachhaltig ausrichten und immer wieder auf den Prüfstand stellen, sich rasch an neue Bedingungen anpassen und auch mit unerwarteten Krisen oder Herausforderungen umgehen können.
Der Human Capital Trends Survey 2024 wird sich mit den dominanten Einflussfaktoren auf Unternehmen in den kommenden Jahren befassen. Vor dem Hintergrund des letztjährigen Reports soll herausgefunden werden, welche Themen Unternehmen aktuell und in den nächsten Jahren am meisten beschäftigen und was die größten Barrieren sind.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Aufl. Berlin Heidelberg 2021.
Werner Neumüller: Ehrlich weiter: Auf der Suche nach den Menschen. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 145-158.
Werner Neumüller: Die Grenzen der Rationalität. In: Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.