Ich gehöre nicht zu den Millennials, darf ich trotzdem New Workerin sein?
"Überlasst Eure Position jemandem von uns, also jemandem aus der jungen Generation", „die Generation Y und Z wünscht sich mehr Flexibilität, mehr Sinn im Leben und hinterfragt die klassische Karriere.“ Auszüge aus dem neu erschienenen Buch „Die Welt, die ihr nicht mehr versteht: Inside digitale Revolution“ von Samuel Koch. Er fordert in seinem Buch, dass die „ältere“ Generation – und diese definiert er mit 40+ Jahren, Platz am Arbeitsmarkt macht und der jungen Generation das Zepter übergeben soll.
Dieses Buch hat für mich viele Fragen aufgerufen: Mit 40 Jahren soll man nicht mehr fit sein, den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt gerecht zu werden. Muss ich also bald einen Platz in der zweiten Reihe einnehmen? Ist meine Einstellung tatsächlich so anders im Vergleich zu den Millennials?
Meine persönliche Karriere habe ich nie nach dem Motto "höher – schneller - weiter" verstanden. Mir ging es seit Beginn meines Berufslebens um die Entwicklung von Ideen und Inhalten, unabhängig von Positionen. Hierarchien waren und sind für mich sekundär und ich habe oft zwischen Positionen als Fach- und Führungskraft hin und her gewechselt. Ausschlaggebende Leitplanken für meine Jobwahl waren dabei das Aufgabengebiet an sich, der Gestaltungsspielraum, meine persönliche Sinnerfüllung und der Purpose des Unternehmens, für das ich arbeite.
Auch agiles, selbstorganisiertes Arbeiten durfte ich schon sehr früh kennen und schätzen lernen und das Privileg unabhängig von Ort und Zeit zu arbeiten, ist seit jeher Bestandteil meines Arbeitslebens.
Mein Wertesystem haben früher viele nicht verstanden – und um ehrlich zu sein, verstehen es heute auch noch nicht alle. Doch heute ist die Individualisierung von Arbeit viel mehr zu spüren. Es gibt Menschen, die weniger arbeiten wollen, andere suchen nach Selbstverwirklichung und Flexibilität und das unabhängig vom Gehalt. Und natürlich gibt es auch weiterhin diejenigen, die eine klassische Karriere anstreben.
Auf der anderen Seite ist es aber auch Fakt, dass ich kein Digital Native bin. Ja, ich bin noch in einer Zeit groß geworden, in der es keine Mobiltelefone, geschweige denn Smartphones gab. Rechtfertigt mein Geburtsjahr die Forderung nach der Niederlegung meiner Arbeit, weil ich die „neue“ Welt nicht mehr verstehe?
War und ist es nicht selbstverständlich, sich an neue Technologien anzupassen, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln und geistig wie und körperlich fit zu bleiben – um den sich verändernden Ansprüchen gerecht zu werden? Was ist somit heute anders?
Aus meiner Sicht wird sich insbesondere die Art, wie wir uns bilden und weiterbilden, verändern. Wir werden neues Wissen zeitnah, häppchenweise und bedarfsgerecht abrufen. Das wird auch nötig sein, denn unsere berufliche Rolle wird sich stärker verändern und wir werden öfter die Rollen wechseln. Das kann sogar so weit gehen, dass das, was wir gestern gelernt haben, morgen schon überholt sein kann. Die Folge: Wir müssen das Entlernen trainieren.
Für mich heißt das: auf der einen Seite natürlich neugierig bleiben und sich im klassischen Sinne weiterbilden. Auf der anderen Seite geht es aber darum, sich von fest gefahrenen Verhaltensmustern und Strategien zu verabschieden – diese zu entlernen, um Platz für neues Wissen zu machen.
ABER mein Wertesystem darf auch mit 39 als New Work Mindset beschrieben werden. Einziger Unterschied: New Work ist mir eigentlich im Laufe meines gesamten Berufslebens begegnet, aber ich hatte früher keinen Begriff dafür.
Denken wir daran: „Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel.“ (Charles Darwin) Unsere Zukunft in der Arbeitswelt von morgen gestalten wir selbst und nicht unser Geburtsjahr. Und ich freue mich Teil dieses Wandels sein zu dürfen und bin stolz New Workerin zu sein!
Steckt auch ein New Worker/eine New Workerin in Euch?