Jobwechsel? Nicht um jeden Preis!

Zum Jahresbeginn sind die Business-Plattformen Linkedin und Xing, viele Karriere-Blogs und Podcasts voll von Ratschlägen, wie man einen Neuanfang wagt. Sie ermutigen zum beruflichen Neustart und lassen fast schon das Gefühl aufkommen, ein Wechsel sei obligatorisch. Neues Jahr, neuer Job – scheinbar um jeden Preis.

Ich selbst ermutige viele meiner Klientinnen und Klienten, neue Wege zu gehen, und habe das in meinem Leben auch schon mehrfach selbst getan. Gleichzeitig kommt mir in der derzeitigen Diskussion ein Aspekt zu kurz: die Wertschätzung für die eigene Position, für das, was man sich in einem Unternehmen aufgebaut hat. Ich erlebe in meiner Beratung viele (hochrangige) Manager, die unsicher sind, ob sie in ihrer jetzigen Position bleiben oder sich doch besser verändern sollten. Sie sind nicht nur von der eigenen Unzufriedenheit, sondern auch von einem gewissen sozialen Druck getrieben, der ihnen suggeriert: Wer länger als drei Jahre in einem Unternehmen ist, muss zwingend wechseln. Doch muss das wirklich sein?

Ich bin der Meinung, dass eine wichtige Voraussetzung für jede Wechsel-Entscheidung die Wertschätzung und Würdigung dessen ist, was man sich in der aktuellen Position erarbeitet hat. Nicht selten erlebe ich, dass Menschen, die mit einem Wechselwunsch in die Beratung kommen, ihre aktuelle Position durch ein Reframing neu schätzen lernen. Die Einschätzung der aktuellen Aufgabe und des Arbeitgebers kann sich ändern, wenn man gespiegelt bekommt, dass die bisherige Position auch eine Menge Vorteile und Möglichkeiten bietet. So verändert sich die eigene Haltung, das Erreichte erscheint in einem neuen Licht und sorgt dafür, dass man wieder zufriedener wird.

Folgende Fragen stelle ich meinen Klientinnen und Klienten in diesem Beratungsprozess:

• Was bereitet Ihnen an Ihrer jetzigen Aufgabe besondere Freude?
• Was war bisher die beste Zeit in Ihrem Berufsleben, und wie ordnen Sie die derzeitige Phase ein?
• Wie verstehen Sie sich mit Ihrem Vorgesetzten?
• Wie ist die Harmonie im Team bzw. mit den Peers auf gleicher Ebene?
• Ist die Bezahlung für Sie in Ordnung?
• Haben Sie das Gefühl, genug Wertschätzung zu erhalten?
• Welche Entwicklungsmöglichkeiten haben Sie in diesem Unternehmen?
• Wie ist die Zukunftsperspektive des gesamten Unternehmens?

Manchmal stellt sich in der Beratung heraus, dass die Klientinnen und Klienten ihre Unzufriedenheit auf den Job beziehen, die Ursache dafür aber ganz woanders liegt. Es ist leichter, auf den Chef, das Unternehmen oder die aktuelle Jobsituation zu schimpfen, als sich zu fragen, ob es vielleicht in der Partnerschaft gerade nicht rundläuft oder ob die Belastungen in der Familie zu groß geworden sind. In solchen Situationen bildet der Job nur eine Projektionsfläche für die Unzufriedenheit. Mit der Frage „Ist es tatsächlich ein berufsbezogenes Problem, oder ist der Job nur der am leichtesten zu verändernde Teil des Lebens?“ kann man den Ursachen für die Unzufriedenheit konsequent auf den Grund gehen.

Ein erfahrener Business-Coach kann dabei helfen, die wahren Ursachen für die Unzufriedenheit aufzuspüren. Das kann auch zu der Entscheidung eines Jobwechsels führen. Am wichtigsten ist es aber zuerst einmal, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und den Job nicht sofort für Probleme verantwortlich zu machen, die möglicherweise ganz woanders liegen.

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Weitere aktuelle Beiträge rund um die Themen Berufliche Neuorientierung und Jobwechsel finden Sie im OMC-Blog. OMC steht für OpenMind Management Consulting und ist mein Beratungsunternehmen in Berlin. Wir beraten Fach- und Führungskräfte "between two jobs" und Unternehmen in Change Prozessen und bei der Personalentwicklung.

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Vielen Dank! Herzliche Grüße Ihre Claudia Michalski