Junge Entscheiderinnen: Frauen in Führung
Frauen der Generation Y sind heute durch Abitur und Studium nicht nur sehr gut ausgebildet, sie stellen im Vergleich zu ihren Vorgängergenerationen auch andere Kompetenzen zur Verfügung: Medienkompetenz, Veränderungsbereitschaft, Innovationsfähigkeit, Selbstvertrauen, Eigenverantwortung und -initiative, Lernbereitschaft und -fähigkeit sowie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Empathie.
In seinem Essay „Erfindet euch neu!“ hat Michel Serres, einer der letzten großen Philosophen Frankreichs, den Siegeszug der Frauen ebenfalls thematisiert: Seit zwei Generationen sind die besten Studenten Frauen. Sie seien fleißiger und besser motiviert. Dieser „Revolution“ wollte er im Zeichen der Gleichheit der Geschlechter eine Reverenz erweisen. Deshalb lautet der Titel seines Buches im Original „Petite Poucette“. Führt das Zeitalter der Vernetzung dazu, dass sich die alten Seilschaften und Allianzen der Männer auflösen und sich dadurch mehr Handlungsspielräume für Frauen bieten? In Zahlen bestätigt sich dies noch nicht:
Bei Großunternehmen sind weltweit nur 5 Prozent der CEOs weiblich.
Bei den 500 größten amerikanischen Unternehmen sind es 3,2 Prozent.
Bei den 160 größten deutschen börsennotierten Unternehmen beträgt der Anteil 3,1 Prozent.
Dennoch ist die Intelligenz der Wandlungsfähigkeit, die mit einem neuen Machtverständnis verbunden ist, gesellschaftlich spürbar (in mittelständischen und Familienunternehmen ist der Frauenanteil weitaus höher), ebenso das Werteverständnis von Frauen: Zuhören können, Fragen stellen und Fragen zulassen, Durchsetzungsvermögen, positive und negative Gefühle zeigen, Sachebene betonen, offene Kommunikation (Dialogkultur). Einwegkommunikation aus früheren Zeiten wird nicht mehr akzeptiert.
Die weibliche Generation Y tickt anders als noch die beiden Generationen vor ihr, denen es vor allem um Sicherheit ging. Sie beschreibt die Altersklasse, die um das Jahr 2000 herum zu den Teenagern gehörte und auf die Generation X folgte. Das Y steht für Why, das auch das stetige Hinterfragen der Generation symbolisiert. Die Vertreter:innen dieser Generation geben sich nicht mit den bestehenden Fakten zufrieden, zumal sie große Probleme zu lösen haben: Umwelt, Flüchtlingsströme, politische Verwerfungen. Für sie ist Unsicherheit ein ständiger Begleiter: Begonnen mit dem Terroranschlag am 11. September 2011 über die Afghanistan-, Irak-, Wirtschafts- und Finanzkrise haben viele von ihnen erfahren, dass es unzählige Probleme in ihrer Lebenswelt gibt. Sie sind vom Krisengefühl begleitet worden – aber auch vom Bewusstsein für die Dringlichkeit von Nachhaltigkeitsthemen, die elementar wichtig für jedes Unternehmen sind.
Es geht dabei nicht nur um Umweltschutz, sondern auch die Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und sich nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig mit der eigenen Unternehmensentwicklung auseinanderzusetzen. Mit der Gewissheit dieser Gedanken müssen Unternehmen rechtzeitig damit beginnen, sich Gedanken über die Zukunft zu machen, damit der eigene Fortbestand gesichert werden kann.
Das ist erfolgreich, weil sie sich mit der Unternehmenskultur entwickeln. Auch bei der Mader GmbH & Co KG – das bislang einzige Unternehmen, das deutschlandweit die gesamte „Druckluftstrecke“ abdeckt – wird darauf geachtet, dass bei Stellen, die aufgrund der demografischen Entwicklung frei werden, auch Frauen auf der Besetzungsliste sind. Was zählt, sind Persönlichkeit und Qualifikation. Genau vor zehn Jahren begann Stefanie Kästle, Jahrgang 1982, hier ihre berufliche Laufbahn im Personalwesen. Nach ihrer Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten studierte sie zuvor Wirtschaftsrecht. Ab Ende 2011 war sie verantwortlich für das Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagement im Unternehmen. Zuletzt leitete sie den Bereich Energieeffizienzmanagement, in dem die Energieeffizienz-Dienstleistungen des Unternehmens zusammengefasst sind. Seit Oktober 2017 ist sie Mitglied der Geschäftsleitung und seit Mitte 2019 Geschäftsführerin. Die größte Herausforderung für sie in dieser Funktion war, das Unternehmen durch die Corona-Pandemie zu führen. Bereits vor der Krise legte sie Wert auf eine offene Informationspolitik und informierte die Belegschaft gemeinsam mit der Geschäftsführung mindestens einmal monatlich über die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens und andere relevanten Themen.
„Das hat sich auch in dieser Krise als wichtiger Anker für alle Beteiligten erwiesen – wenn auch die Zahlen in den letzten Monaten oftmals nicht sehr erfreulich waren, war es doch wichtig, sich dem zu stellen und immer wieder Zusammenhalt und Zukunftsorientierung zu signalisieren.“ Gleichzeitig war es wichtig anzuerkennen, „dass wir alle Ängste haben und Druck verspüren – ob in Kurzarbeit oder nicht. Immer wieder haben wir uns als Geschäftsleitung bewusst Zeit genommen, Danke zu sagen für das Engagement jedes und jeder Einzelnen.“
An solchen Beispielen zeigt sich die Gestaltungsmacht der weiblichen jungen Führungsgeneration, die mit eigenen Überzeugungen, Leidenschaft und Können einhergeht, ihre Hingabe an eine Aufgabe, die persönlich und gesellschaftlich Sinn stiftet. Während in Großunternehmen noch immer über eine Frauenquote gesprochen wird, ist das Thema in vielen mittelständischen Unternehmen mit nachhaltiger Geschäftspolitik eine Selbstverständlichkeit.