Klima und Nachhaltigkeit: Pionierarbeit für grüne Märkte
Das ist gut und richtig – allerdings konzentrieren sich Unternehmen häufig nur auf das Endziel, ohne wirklich einen konkreten Plan zu haben, wie sie dorthin gelangen. Das schmälert nicht nur die Glaubwürdigkeit von Unternehmen, sondern schadet auch deren Stakeholdern (Interessensgruppen). Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, muss auf nichtfossile Technologien umgestellt und die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltiger werden. Europa kann enorm von der Transformation profitieren – vor allem durch die neu entstehenden grünen Märkte, durch die Effizienzsteigerungen in den Betriebsabläufen und langfristig auch durch die ausreichende Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. Auch positive Effekte auf den Arbeitsmarkt kommen hinzu, denn eine nachhaltig erfolgreiche Dekarbonisierung kann substanzielle Teile der Beschäftigung und des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sichern. Nach den Analysen der Studie „Spiel, Satz, Sieg: mit der Klimawende gewinnen“ von McKinsey entstehen elf neue nachhaltige Wachstumsmärkte, die bis 2030 ein Marktvolumen von mehr als 12 Billionen US$ pro Jahr erreichen können. Dazu gehören nachhaltige Mobilität (2,3 bis 2,7 Billionen US$), grüne Gebäude (1,3 bis 1,8 Billionen US$) und erneuerbare Energien (1,0 bis 1,5 Billionen US$).
Zu erwarten ist vor diesem Hintergrund auch eine steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Materialien. Ein Bericht, der in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group verfasst wurde, zeigt, dass Unternehmen, die eine führende Rolle bei der Entwicklung und Vermarktung umweltfreundlicher Angebote einnehmen, davon erheblich profitieren werden. Voraussetzung dafür ist allerdings die ganzheitliche „Nachhaltigkeitsleistung“ dieser Unternehmen, die zum Barometer der gesamten Unternehmensleistung wird. Das Bewusstsein wächst bei den Stakeholdern, und es genügt heute längst nicht mehr, sich nur auf finanzielle Renditen zu konzentrieren. Wenn Klima und Nachhaltigkeit nicht ins Kerngeschäft und die Unternehmensstrategien integriert werden, „führt dies zum Verlust von Kapital, Kunden und Talenten – und wahrscheinlich auch zu regulatorischen Problemen“. Es braucht eine offensive Ausrichtung der Unternehmensstrategie auf diese Themen und einen Blick auf die stark wachsenden Zukunftsmärkte. Denn nur dann können Risiken vermieden werden. Zudem lassen sich zahlreiche ökonomische Chancen aus diesen grünen Märkten nutzen, um Gewinn und Bewertung des Unternehmens nachhaltig zu steigern.
Dekarbonisierung von Prozessen und Wertschöpfungsketten
Einbettung von ESG in die gesamte Organisation
Schaffung von Governance-Prozessen und Mechanismen zur Ergebnisverfolgung
Erschließung grüner Geschäftsfelder
Investitionen in grüne Technologien
Ausrichtung des Unternehmensportfolios auf nachhaltige Märkte
Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistungen
Nutzung erhöhter Preisbereitschaft für nachhaltige Produkte
Entwicklung einer grünen Preisstrategie
Beseitigung von Skalierungsbarrieren
Strukturierter Umgang mit Veränderungen
Gestaltung des unternehmerischen Wertversprechens
Identifizierung der Zielsegmente
Entwurf eines grünen Zielportfolios.
Hinzu kommt die Rolle der Führungsverantwortlichen von Unternehmen, denn Klima- und Nachhaltigkeitsthemen müssen Chefsache sein. Nachweislich verspricht die Funktion des CFO einen erheblich höheren Erfolg für Unternehmen in der Einhaltung ihrer Klima- und Nachhaltigkeitsagenden. Mit dem CFO Excellence Index hat die Boston Consulting Group herausgefunden, „dass solche Unternehmen im Klima- und Nachhaltigkeits-Benchmarking durchschnittlich neun Punkte mehr erzielten als die, bei denen eine andere Funktion die Agenden leitet.“
Ambitioniert, aber machbar: Wie Unternehmen Klimaneutralität erreichen wollen
Wege für eine emissionsarme Wirtschaft mit mehr Arbeitsplätzen und Kompetenzen
Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.