Klima- und Umweltschutz: Wie nachhaltig ist die Küchenbranche?
Die Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) hat eine große Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz unter ihren Mitgliedsunternehmen durchgeführt, darunter namhafte Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Zubehör sowie deren Zulieferer, die Handelskooperationen für Küchen und Dienstleistungsunternehmen der Küchenbranche. Die Mitgliederbefragung fand im Zeitraum Dezember 2020 bis Ende Januar 2021 statt.
56 Prozent der Unternehmen sind nach ISO 14001 Umweltmanagement und 67 Prozent nach ISO 50001 Energiemanagement zertifiziert.
Etwa ein Drittel nimmt am DGM Klimapakt für die Möbelindustrie teil, ebenso viele sind als DGM Klimaneutraler Möbelhersteller zertifiziert.
Holzwerkstoffe aus nachhaltiger Waldwirtschaft verwenden knapp 70 Prozent der Unternehmen.
Über die Hälfte erstellt eine C02-Standortbilanz – ein Fünftel erreicht eine zu 100 Prozent klimaneutrale Produktion.
Ihren C02-Fußabdruck bezeichnet über ein Drittel der Hersteller als gut.
Für eine kontinuierliche C02-Reduzierung ergreift die Küchenindustrie eine Reihe von Maßnahmen (z.B. Bezug von Strom aus Erneuerbaren Energien, Bau eigener Photovoltaikanlagen, Förderung von E-Mobilität, gemeinsame Forschungsprojekte mit Zulieferern an neuen, innovativen Holzwerkstoffen, Rezyklaten und bio-basierten Kunststoffen).
Alle Unternehmen verwenden Span- und MDF-Trägerplatten der Emissionsklasse E05 (0,05 ppm), ein Unternehmen der Emissionsklasse E1E05 (unter 0,03 ppm). Ca. ein Drittel setzt zu 100 Prozent formaldehydfreie Bindemittel/Leime ein – 44 Prozent verwenden Lacke auf wasserlöslicher Basis.
89 Prozent der Küchenmöbelhersteller produzieren lokal/regional und beziehen ihre Zulieferprodukte aus der Region.
Fast 90 Prozent viele führen regelmäßige Tests ihrer Produkte auf die vorgeschriebenen Emissionswerte durch. Getestet wird zudem auf Qualität und Langlebigkeit – in eigenen Prüf-/Testlabors sowie in international anerkannten.
Die durchschnittliche Lebensdauer ihrer Produkte geben 67 Prozent mit 15 bis 20 Jahren an, 11 Prozent mit 20 bis 40 Jahren.
Zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement wurden als vorbildlich realisierte Maßnahmen z. B. erhebliche Energieeinsparungen, Energieaudits, eine C02-klimaneutrale Produktion, Ausschussreduzierungen im Bereich mehrerer Tausend Tonnen sowie den Bau von Photovoltaikanlagen zur Eigenstromversorgung genannt.
Optimierungspotenziale sieht die Küchenmöbelindustrie vor allem in einer weiteren Senkung ihres C02-Verbrauchs durch E-Fahrzeugflotten, bei der Verpackung und Beleuchtung sowie durch eine Minimierung ihrer Printerzeugnisse.
Als Nachhaltigkeitsziele bis 2025 nannten sie z. B. eine klimaneutrale Produktion, die komplette Umstellung auf E-Fahrzeuge, die Auszeichnung RAL „Goldenes M“ und das Klimalabel DGM Klimapakt.
Alle teilnehmenden Unternehmen bekennen sich zu den „Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen.
Einen „Blauen Engel“ für ihre Produkte bekamen 20 Prozent, ebenso viele ein EU-Eco-Label.
Von den in 2019 hergestellten Hausgeräten waren beispielsweise 76,5 Prozent der Backöfen in der Energieeffizienzklasse A und 22,5 Prozent in A+. Der Anteil von Geschirrspülern in A+ beträgt etwa ein Drittel, in A++ rund 45 Prozent und in A+++ mehr als ein Fünftel. Bei den Kühl-/Gefriergeräten sind 25 Prozent in A+, 54 Prozent in A++ und knapp 20 Prozent in A+++.
Den Wasser- und/oder Energieverbrauch ihrer Produkte bezeichnen 40 Prozent der Unternehmen als exzellent, ebenso viele als sehr gut und 20 Prozent als gut.
40 Prozent erzielen bereits eine zu 100 Prozent klimaneutrale Produktion weltweit – über drei Viertel der Hausgerätehersteller erstellen eine regelmäßige C02-Standortbilanz.
Über die Hälfte überprüft regelmäßig ihre Zielerreichung (durch Wiederholung der C02-Bilanzierung und Einleitung weiterer Maßnahmen für eine kontinuierliche C02-Reduzierung).
Ihren C02-Fußabdruck bezeichnen 40 Prozent als sehr gut.
80 Prozent der Unternehmen setzen alternativ recycelte Kunststoffe in ihren Produkten ein. Ein Fünftel fördert die Nutzung von Abfallprodukten sowie scheinbar nutzlosen Stoffen für die Herstellung neuer Produkte (Upcycling).
Ihre Verpackungslösungen bezeichnen 80 Prozent als gut und sehr gut; 20 Prozent dagegen als befriedigend.
Die Mehrheit der befragten Unternehmen prüft die Qualität ihrer Produkte in eigenen Prüf- und Testlabors, zusätzlich auch in international anerkannten. Die durchschnittliche Lebensdauer ihrer Produkte geben sie mit zwischen 10 und 20 Jahren+ an.
40 Prozent der Hausgerätehersteller beziehen ihre Zulieferprodukte aus der Region und in Europa.
Zu ihren vorbildlichsten Maßnahmen in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit gehören für sie z. B. die Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen an allen Standorten, die Förderung von Energiebewusstsein bei ihren Mitarbeitenden und Lieferantenpartnern sowie ihre Forschungen im Bereich Ressourceneffizienz.
Optimierungspotenziale werden vor allem in einer durchgängigen Kreislaufwirtschaft, weiteren Reduzierung der Emissionen und 100-prozentigen Umstellung auf Erneuerbare Energien sowie in einer noch stärkeren Überprüfung der Lieferketten gesehen.
Auch die Hausgeräteindustrie hat Klima-/Umweltschutz im Fokus: 80 Prozent erstellen regelmäßig eine C02-Standortbilanz. 60 Prozent sagen, dass sie über ein bereits etabliertes professionelles Nachhaltigkeitsmanagement verfügen – ein Fünftel, dass dies im Aufbau und ab nächstem Jahr fertig sei.
Zwar kann noch keiner der Hersteller mit einer durchgängigen und konsequenten Kreislaufwirtschaft (Cradle-to-Cradle/C2C) punkten – aber immerhin ein Fünftel treibt C2C wenigstens voran.
Steigerungsfähig ist auch das Thema Umwelt-/Ökobilanz: Nur ein Fünftel der Unternehmen erstellt eine – 40 Prozent sagen, dass sie dies planen.
Bis 2025 streben die Hausgerätehersteller große Ziele an: z. B. eine führende Position beim Umweltschutz in der Branche und weltweit einzunehmen, ebenso Zertifizierungen nach ISO 50001 für alle Produktionsstätten und den Ausbau ihrer Aktivitäten im Bereich Circular Economy. Oder es soll der Ausgleich verbleibender C02-Emissionen durch Zertifikate reduziert werden.
Optimierungspotenzial sieht die Zubehörindustrie in einer weiteren Reduktion des C02-Fußabdrucks (auch bei den Zulieferketten); in produktbezogenen Nachhaltigkeitsthemen; bei der Verpackung, im Einsatz recycelbarer und bio-basierter Materialien sowie in einer Förderung des Mitarbeiter-Bewusstseins beim Thema Nachhaltigkeit.
Bis 2025 wollen die Unternehmen u. a. folgende Ziele erreichen: Klimaneutralität, eine Reduktion der C02-Emissionen (von über 5 bis mindestens 15 Prozent) sowie eine Erhöhung der Ressourceneffizienz. Nachhaltigkeitspotenziale sehen sie auch in einer mehr regionalen Wertschöpfung, einer Senkung des Restmüllaufkommens, der Steigerung des Recyclinganteils sowie in einer Umweltproduktdeklaration für die meisten Produkte.
Die Zubehörindustrie ist im Bereich Klima-/Umweltschutz ebenfalls aktiv: 40 Prozent der Unternehmen erstellen eine Umwelt-/Ökobilanz – ein Fünftel plant dies noch in 2021. Ein professionelles Nachhaltigkeitsmanagement haben 60 Prozent der Unternehmen etabliert. Eine klimaneutrale Produktion zu 100 Prozent erzielt bereits ein Fünftel – bei ebenso vielen beträgt sie zwischen 65 und 70 Prozent. Jedes fünfte Unternehmen treibt eine durchgängige und konsequente Kreislaufwirtschaft voran.
Die Auswertung zeigt, dass sich die Küchenmöbelhersteller zwar auf einem guten Weg der Nachhaltigkeit befinden (auch gibt es bei den beliebtesten Küchenfarben 2021 einen Trend zur Nachhaltigkeit), doch besteht beim Thema Kreislaufwirtschaft, beim Erstellen einer regelmäßigen Umwelt-/Ökobilanz sowie bei der Etablierung eines professionellen Nachhaltigkeitsmanagements noch Nachholbedarf. Ausbaufähig sind auch Zertifizierungen nach ISO 14001 (Umweltmanagement) und ISO 140001 (Energiemanagement).
Viele Unternehmen haben zu einzelnen Aspekten der Nachhaltigkeit bereits Projekte aufgesetzt, Steuerungs- und Arbeitsgruppen gebildet. Doch meistens laufen solche Initiativen unvernetzt nebeneinanderher. Als Konzept und Instrumentarium zur Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Verträglichkeit unternehmerischen Handelns kann ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement Routinen durchbrechen und Synergien freisetzen. Nachhaltigkeit muss heute ein integraler Bestandteil der Geschäftsstrategien sein. In der Praxis bedeutet dies: Überprüfung und Optimierung der Aktivitäten unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten. Ziel ist dabei die ganzheitlich nachhaltige Entwicklung des Unternehmens mit allen Produkten und wesentlichen Prozessen. Dafür ist es wichtig, ein Managementsystem mit klar definierten Aufgaben und Verantwortlichkeiten einzurichten. Hierzu gehört auch der Austausch mit allen relevanten gesellschaftlichen Anspruchsgruppen.