Klimaneutrales Deutschland: Nachhaltige Maßnahmen im Energiesektor
Wie Deutschland bis 2050 klimaneutral wird
Die Corona-Pandemie wird vorübergehen – doch der Klimawandel bleibt. Im November 2019 verabschiedete der Bundestag das Klimaschutzgesetz, das zum Ziel hat, dass Deutschland bis zum Jahr 2050 treibhausgasneutral wird. Die von Prognos, Öko-Institut und Wuppertal Institut erstellte Studie „Klimaneutrales Deutschland“ zeigt erstmals, wie Deutschland dieses Ziel erreichen kann. In der Studie haben Prognos, Öko-Institut und Wuppertal Institut im Auftrag von Agora Energiewende und Agora Verkehrswende sowie der Stiftung Klimaneutralität in verschiedenen Szenarien untersucht, mit welchen konkreten Maßnahmen in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfall dies gelingen kann. Bei der Auswahl der Maßnahmen standen neben Kosten auch Fragen der technischen Umsetzbarkeit und dem möglichen Markthochlauf im Fokus.
Die wichtigsten Ergebnisse:
• In den Berechnungen behält der Industriestandort Deutschland sein hohes Produktionsniveau; die Investitionen werden im Rahmen der normalen Modernisierungszyklen getätigt.
• Eine Reduktion der Treibhausgase in Deutschland bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent (zehn Prozentpunkte mehr als das aktuelle Klimaschutzgesetz vorsieht) und Klimaneutralität bis 2050 sind machbar und technisch umsetzbar.
• Die hierfür notwendigen zusätzlichen Einsparungen ergeben sich vor allem in der Energiewirtschaft durch einen beschleunigten Kohleausstieg und schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien sowie durch eine zügigere Transformation in der Industrie.
• Auch im Verkehr (mehr Elektroautos) und Gebäudebereich werden zusätzliche Einsparungen erzielt.
• Insbesondere in der Landwirtschaft und in einzelnen industriellen Prozessen verbleiben auch im Jahr 2050 noch Restemissionen, die durch die gezielte CO2-Entnahme aus der Atmosphäre und Speicherung als sogenannte „negative Emissionen“ ausgeglichen werden.
• Die Pro-Kopf-Wohnfläche steigt weiter, und die Mobilität bleibt vollumfänglich erhalten.
• Bei der Ernährung zeigt sich eine Fortsetzung aktueller Trends (sinkender Milchkonsum, Verschiebung des Fleischkonsums hin zu mehr Geflügel, Anstieg bei Biolebensmitteln).
• Verbesserungsmöglichkeiten werden in der Landwirtschaft und bei der Gebäudesanierung gesehen.
Die Energiewirtschaft leistet den größten Beitrag zur Emissionsreduktion bis zum Jahr 2030.
So können die Emissionen bis zu diesem Zeitpunkt um etwa zwei Drittel gesenkt werden:
• Beendigung der Kohleverstromung im Jahr 2030
• Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor auf rund 70 Prozent des Bruttostrombedarfs
• Ausbau von erneuerbaren Energien in den Wärmenetzen
• Einstieg in die Wasserstoffnutzung in Gaskraftwerken.
Wenn die Chance, auf eine zukunftstaugliche Produktion, Produkte und Dienstleistungen umzustellen, von Unternehmen nicht erkannt und genutzt wird, bleiben alle regulatorischen Anstrengungen eine Kopfgeburt. Zu den Gründen, weshalb Unternehmen Energieeffizienzmaßnahmen nicht umsetzen, gehören u. a. mangelndes Kapital, unzureichendes Wissen über die Chancen und fehlende Organisationsstrukturen. Während Großunternehmen mit hohen Energiekosten häufig bereits Energieeffizienzmaßnahmen durchführen, scheuen sich kleine und mittelständische Unternehmen oft vor den damit verbunden Investitionen, die sich allerdings langfristig auszahlen. Doch was können sie tun? Welche Optimierungspotenziale gibt es? Wie kann eine nachhaltige Steuerung der gesamten Wertschöpfungskette in ihrer Komplexität gelingen? Wie lassen sich ernsthafte Anstrengungen von Greenwashing unterscheiden?
Für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen ist ein ganzheitlicher Ansatz zur strategischen Ausrichtung des Nachhaltigkeitsmanagements und der systematischen Umsetzung in allen Unternehmensteilen unabdingbar. Dabei müssen sämtliche Bereiche auf den ökologischen-energetischen Prüfstand. In der Regel erfolgt dies mithilfe integrierter Managementsysteme. Die meisten Unternehmen mit anspruchsvollen Energie- und Umweltleistungen kommunizieren ihre Aktivitäten in Form von Nachhaltigkeitsberichten.
Das sollten Unternehmen beachten:
• Die Steigerung der Ressourceneffizienz muss ein strategisches Unternehmensziel sein.
• Maßnahmen und Instrumente müssen konsequent vom Unternehmen kommuniziert werden.
• Das Top-Management hat eine besondere Verantwortung, wenn es darum geht, den Umgang mit Energie und Ressourcen mit Priorität zu versehen.
• Unternehmensnetzwerke zur Energieeffizienzsteigerung sind ein wichtiges Instrument des systematischen Wissenstransfers, mit dem Erkenntnisse über erprobte Praxislösungen zu Effizienzsteigerung zwischen Unternehmen multipliziert werden.
• Entscheidend ist auch der „Faktor Mensch“, denn nur wenn Führungskräfte und Mitarbeiter vom Energiesparen überzeugt sind, können auch entsprechende Maßnahmen langfristig greifen.
Vor allem in branchenübergreifenden Netzwerken ist die Anwendungsvielfalt hoch, sodass ein breites Energiesparspektrum behandelt werden kann. Die Klimaschutz-Unternehmen sind ein deutschlandweites und branchenübergreifendes Exzellenznetzwerk, das sich als Vorbild und Multiplikator in der deutschen Wirtschaft sieht. https://www.klimaschutz-unternehmen.de/ueber-uns/unser-verband/ Mitglied des Verbands können nur besonders engagierte Unternehmen werden, die nach einer intensiven, wissenschaftlichen Prüfung eine positive Empfehlung des Beirats erhalten, in dem das Bundesumweltministerium, das Bundeswirtschaftsministerium und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag vertreten sind.
Weiterführende Informationen
Die Studie “Klimaneutrales Deutschland” als PDF zum Download
Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
Ulrike Böhm: Ein Mittelständler digitalisiert sich – Von Erfolgen, Hürden und Nachhaltigkeit. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2020.
Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: Druckluft 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG. In: CSR und Digitalisierung. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2021.