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Klimaneutralität als Teil des ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft-Prinzips von Unternehmen

Die Circular Economy gilt als Wirtschaftsmodell der Zukunft, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Nachdem ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden immer wieder produktiv weiterverwendet. Doch das Potenzial wird derzeit noch nicht voll ausgeschöpft, da eingesetzte Rohstoffe noch immer über den Lebenszyklus eines Produktes hinaus nicht wieder in den Produktionsprozess zurückgelangen. Im Wesentlichen dominiert noch immer ein lineares Wirtschaftsmodell, das auf große Mengen meist billiger, leicht zugänglicher Materialien und Energie setzt. Wertvolle Primärrohstoffe, die gewonnen und verarbeitet werden, landen schließlich auf dem Müll. Dieser Ansatz führt in eine Sackgasse.

Im März 2020 wurde im Rahmen des Green Deals der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft („Circular Economy Action Plan“) veröffentlicht. Im Februar 2021 nahm sich das EU-Parlament dem neuen Aktionsplan an, in der zusätzliche Maßnahmen gefordert werden, um bis 2050 eine CO₂-neutrale, ökologisch nachhaltige, giftfreie und vollständig kreislauforientierte Wirtschaft zu erreichen, einschließlich strengerer Recyclingvorschriften und verbindlicher Ziele für die Verwendung und den Verbrauch von Materialien bis 2030. Im März 2022 veröffentlichte die Kommission im Rahmen des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft das erste Maßnahmenpaket zur Beschleunigung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft. Zu den Vorschlägen gehören:

  • die Förderung nachhaltiger Produkte

  • die Unterstützung des grünen Wandels

  • die Überarbeitung der Bauprodukteverordnung

  • eine Strategie für nachhaltige Textilien.

Zentrale Produktwertschöpfungsketten sind: Elektronik und IKT, Batterien und Fahrzeuge, Verpackungen, Kunststoffe, Textilien, Bauwirtschaft und Gebäude, Lebensmittel, Wasser und Nährstoffe. Im November 2022 schlug die Europäische Kommission neue EU-weite Vorschriften für Verpackungen vor. Es genügt nicht, ein Produkt nur in einem Recyclingmaterial anzubieten.

Recycling ist die uneffektivste aller Zirkulations-Methoden, zumal es mit relativ hohem Energieaufwand verbunden ist. Beim Recycling dominieren Downcycling-Prozesse - echtes Upcycling findet also kaum statt. In diesem Kreislauf dient der „Abfall" des einen Produkts als Rohstoff für das nächste völlig neue und höherwertigere Produkt. Echtes Upcycling bedeutet, dass das Produkt von Anfang an so gestaltet wird, dass es später in einer höheren Qualität wieder eingesetzt werden kann. Die Intelligenz, die in einem Produkt steckt, soll in der nächsten Verwertungsstufe mindestens erhalten bleiben oder sich erhöhen. Einzelne kreislauffähige Produkte und zirkuläre Geschäftsmodelle auf betriebswirtschaftlicher Ebene genügen nicht für eine globale kontinuierliche Kreislaufwirtschaft. Benötigt wird beispielsweise eine umfassende Kreislauflogistik, die die Rückführung und passgenaue Distribution von Ressourcen zum Ziel hat. „Sie muss den Kreislauf in der komplexen Beziehung zwischen Rohstoffförderung, verarbeitender und produzierender Industrie, Logistik, Handel, Verbraucherinnen und Verbraucher sowie künftiger Verarbeitung von Rohstoffen ermöglichen“, bemerken Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen, beide geschäftsführende Vorstände von Cradle to Cradle NGO.

  • neue Geschäftsmodelle (Sharing Economy oder Product-as-a-Service)

  • neue Designansätze (Berücksichtigung des gesamten Produktlebenszyklus)

  • andere Formen der Zusammenarbeit mit Zulieferern und Partnern (parallel, vernetzt und auf Augenhöhe)

  • Offenheit und Flexibilität (lokal, national oder global)

  • Sicherheit durch Standards

  • ökonomische Anreize

  • klare Rahmenbedingungen seitens der Politik

  • Infrastrukturen (Rücknahme- und Pfandsysteme, Materiallager oder Recylinghöfe)

  • regionale globale Stoffkreisläufe.

  • Reduzierung der Abfallmenge und der Rohstoffabhängigkeit

  • längere Produktlebenszyklen

  • Verminderung von Versorgungsrisiken wie Preisschwankungen, Verfügbarkeit und Importabhängigkeit

  • Minderung der Abhängigkeit von Rohstoffimporten durch regionale Stoffkreisläufe

  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

  • verbesserte Effizienz-Technologien

  • höherer Einsatz von Sekundärrohstoffen

  • verlangsamte Nutzung natürlicher Ressourcen

  • Verringerung der Zerstörung von Landschaften und Lebensräumen

  • Begrenzung des Verlusts der biologischen Vielfalt

  • Schaffung neuer Arbeitsplätze (z.B. zur Erhaltung und Reparatur von Produkten dienen)

  • höhere Wertschöpfung

  • Innovationsförderung in verschiedenen Wirtschaftssektoren

  • Reduzierung der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen.

Das zeigt, dass wir Klimaschutz viel stärker mit Ressourcen- und Biodiversitätsschutz zusammendenken und behandeln müssen. Das Kerngeschäft von Unternehmen muss vollständig auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden. Es ist allerdings nur dann nachhaltig erfolgreich, wenn gleichzeitig der Treibhausgasausstoß insgesamt und kontinuierlich weiter gesenkt wird. Klimaneutralität muss für Unternehmen ein Teil des ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft-Prinzips werden.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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