Bergwaldprojekt e.V.

Klimaschutz trotz Corona: Was große und kleine Unternehmen verbindet

Die politischen Anforderungen und Verpflichtungen zu nationalen und internationalen Klimaschutzzielen sowie Energieeinsparzielen „können nur mit und nicht gegen die Interessen von Industrie und Handel erreicht werden“, schreibt Olaf Schulze, Leiter des Bereichs Facility, Energy & Resource Management der METRO AG, in seinem Fachbeitrag „Energie für den Handel – Herausforderungen für Unternehmen und Politik“. Er zeigt darin, wie Unternehmen ihren Einfluss, ihre Bedeutung und Erfahrung auch nutzen können, um die notwendigen regulatorischen Maßnahmen für Wohlstand, gesellschaftlichen Frieden, Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit aktiv mitzugestalten, denn sie unterliegen nicht nur politischen Vorgaben.

Der Handel von morgen ist für Olaf Schulze „klimaneutral, energetisch hocheffizient, und sein Transportmanagement umweltverträglich.“

Die METRO Deutschland GmbH ist Teil von METRO, einem führenden internationalen Großhändler mit Food- und Nonfood-Sortimenten, der auf die Bedürfnisse von Hotels, Restaurants und Caterern (HoReCa) sowie von unabhängigen Händlern spezialisiert ist. Das Unternehmen betreibt mit rund 14.000 Mitarbeitern 103 Großmärkte und 11 Belieferungsdepots in Deutschland. Es ist in 34 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit mehr als 100.000 Mitarbeiter.

Um weiterhin rentabel zu bleiben und gleichzeitig das Infektionsrisiko durch Corona zu minimieren, haben viele Gastronomen während der vergangenen Sommermonate verstärkt auf das Terrassengeschäft gesetzt. Um diese Außenflächen auch im nahenden Winter weiter bewirtschaften zu können, kommen häufig Heizstrahler zum Einsatz, die als klimaschädlich gelten. Um diese Klimabelastung auszugleichen, kompensiert METRO Deutschland die anfallenden CO2-Emissionen aller bei dem Großhandelsunternehmen gekauften Infrarot- und Gas-Heizstrahler inklusive Propangas-Flaschen – unabhängig davon, ob diese in der Gastronomie zum Einsatz kommen. Als Berechnungsgrundlage dient der durchschnittliche Ausstoß aller entsprechenden Geräte, die zwischen August 2019 und Juli 2020 in den über 100 deutschen METRO und METRO GASTRO Großmärkten verkauft wurden, bei einer Laufzeit von Oktober bis März, durchschnittlich sechs Stunden am Tag plus Puffer. Insgesamt werden so rund 15.000 Tonnen CO2 kompensiert. „Auf diese Weise verringern wir die negativen Umwelteinwirkungen, die die Beheizung von Außenflächen in der Gastronomie mit sich bringt“, sagt Veronika Pountcheva, Global Director Corporate Responsibility METRO AG.

Ein Teil der Projektmittel kommt der Wiederaufforstung eines durch die Trockenheit der letzten Jahre stark in Mitleidenschaft gezogenen Waldgebietes am Wurmberg bei Braunlage im Harz zugute.

Auf einer Fläche von 10.000 m2 werden dort rund 3.000 standortheimische Bäume gepflanzt. Unterstützt wird die gemeinnützige Arbeit des Bergwaldprojekt e.V. zum Schutz und Erhalt der Waldökosysteme. Gegenstand des Projekts ist die Pflanzung von 3.000 standortheimischen Baumarten (1.500 Berg-Ahorne und 1.500 Europäische Lärchen) im Revier Braunlage, Harz, welche von den Niedersächsischen Landesforsten und dem Bergwaldprojekt e.V. im Oktober/November 2020 durchgeführt wird. Damit hilft das Unternehmen bei der Stabilisierung von einem Hektar (10.000 m2) Mischwald und bei der Sicherung der vielfältigen Waldfunktionen. Denn die Dürre in den letzten Jahren hat den Wäldern in Deutschland stark zugesetzt. Über 300.000 Hektar Wald sind durch die Trockenheit und ihre Folgen abgestorben. Die Waldzustandserhebung 2019 belegt den schlechten Gesamtzustand des Waldes in Deutschland: Vier von fünf Bäumen zeigen Schäden, seit Beginn der Aufzeichnung 1984 war der Kronenzustand nie so schlecht. Am Wurmberg (971 m) bei Braunlage, dem höchsten Berg Niedersachsens, sind infolge der Dürre 80 Hektar Wald abgestorben, im gesamten Forstamt Bad Lauterberg 1.500 Hektar. Nur wenn es gelingt, das Waldökosystem auch durch die Einbringung der standortheimischen Mischbaumarbeiten zu stabilisieren, können wir seine vielfältigen Funktionen zum Wohl aller erhalten.

Das Bergwaldprojekt ist zugleich ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich nachhaltiges Engagement aussehen kann: Die Kooperation mit kleinen Unternehmen hat hier den gleichen Stellenwert wie mit großen. Erst kürzlich sagte Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation bei der memo AG in Greußenheim, einem Öko-Versandhändler, dass sie wissen möchte, wovon sie spricht, wenn um Kooperationspartner geht. Sie möchte deren Arbeit auch selbst erleben. Außerdem wollte sie wissen, „was die vielen Menschen antreibt, ohne die die Arbeit des Bergwaldprojekts nicht möglich wäre“. So machte sie sich 1. Dezember 2019 auf den Weg nach Röttingen im südlichen Landkreis und meldete sich als Freiwillige beim Bergwaldprojekt e.V. an, um einen Tag lang Bäume zu pflanzen.

Auch der Erwerb von Klimakompensations-Zertifikaten nach dem international anerkannten Gold-Standard verbindet die beiden Unternehmen – ihre Größe ist dabei nicht entscheidend, sondern das konkrete Tun.

Die unvermeidbaren Restemissionen unserer Klimabilanz kompensiert auch memo mittels ökologisch sinnvoller, validierter Klimaschutzprojekte. Bei der Auswahl werden Maßnahmen bevorzugt, welche die Kriterien des Gold Standard des WWF erfüllen und damit höchsten Umwelt- und Sozialansprüchen genügen. 2018 wurde beispielsweise ein Projekt in Uganda unterstützt, das ärmere Haushalte und Schulen mit Filtersystemen versorgt, um Trinkwasser zu reinigen. Neben dem sozialen Aspekt vermindert dieses Projekt auch den Verbrauch von Feuerholz und Holzkohle. Der CO2-Ausstoss wird dadurch reduziert (Quelle: memo Nachhaltigkeitsbericht).

METRO Deutschland fördert zu gleichen Teilen zwei internationale Projekte: Das Biomasse Projekt Svilosa in Sishtov, Bulgarien, ist an die Svilocell Papierfabrik angegliedert. Die bei der Holzvorbehandlung entstehenden Holzreste werden als Biomasse zur Wärmeerzeugung bei der Zellstoffproduktion weiterverwendet. So werden mit industrieller Aktivität verbundene Emissionen, der Ressourcenverbrauch und der Einsatz fossiler Brennstoffe gesenkt. Dies ermöglicht es, etwa insgesamt 83.159 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr einzusparen. Ziel des Projekts ist es, einen Beitrag zum Umweltschutz durch die Einsparung von Emissionen und Ressourcen zu leisten. Es wird außerdem ein Musterbeispiel für integriertes, nachhaltiges und effizientes Prozessmanagement nach modernen Industriestandards geliefert. Das Projekt ist nach dem Gold-Standard zertifiziert.

Das Zorlu Windkraftprojekt bei Karachi, Pakistan, leistet einen Beitrag dazu, Pakistans Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen auf Erneuerbare Energien umzustellen. Im Rahmen des Projekts wurden in der Region um die Hauptstadt Karachi 33 Windkraftanlagen errichtet. Deren CO2-neutrale Energieerzeugung ermöglicht es, insgesamt etwa 98.172 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr einzusparen, die bei der Verwendung fossiler Brennstoffe angefallen wären. Zusätzlich fördert das Projekt die nachhaltige Entwicklung in der Region. Ziel ist es, die Stromerzeugung der Region von fossilen Brennstoffen auf ein nachhaltiges, umwelt- und klimaschonendes Energieversorgungsmodell umzustellen. Im Rahmen dieses Vorhabens wird der jeweils effizienteste erneuerbare Energieträger – in diesem Falle die Windkraft – verwendet. Im Rahmen des Windenergieprojekts möchten die Projektträger die soziale und wirtschaftliche Entwicklung auf breiter Ebene vorantreiben, um allen direkt und indirekt beteiligten Akteuren ein besseres umweltverträglicheres Leben zu ermöglichen. Auch dieses Projekt ist nach dem Gold-Standard zertifiziert.

Sowohl in Bulgarien als auch in Pakistan ist METRO als Großhändler aktiv.

Dadurch wird den Kunden „die klimaschonende Verlängerung der Außensaison ermöglicht“, sagt Frank Jäniche, CEO METRO Deutschland. „Das verschafft ihnen dringend benötigte Einnahmen, verbessert den Infektionsschutz und gibt den Gästen beim Restaurantbesuch ein besseres Gefühl.“ Gleichzeitig trägt das Projekt zum Erhalt der Vielfalt der lokalen Wirtschaft bei, deren elementarer Bestandteil auch die Gastronomie ist. Vor diesem Hintergrund setzt sich das Unternehmen auch für die „befristete Genehmigung von Heizstrahlern in der Außengastronomie ein“, sagt Ivonne Bollow, Global Director Corporate Public Policy METRO AG. Mit dem Kompensationsprojekt soll gezeigt werden, „dass deren vernünftiger Einsatz und aktiver Klimaschutz sich nicht ausschließen müssen.“

Mit dem Kompensationsprojekt ergänzt METRO sein bestehendes Engagement für den Klimaschutz. So hat sich das Unternehmen bereits im Jahr 2011 zum Ziel gesetzt, seinen CO2-Ausstoß bis 2030 zu halbieren. Deshalb investiert METRO weltweit in energieeffiziente LED-Beleuchtung und Großmarkttechnik, hocheffiziente Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln, Photovoltaikanlagen zur teilweisen Selbstversorgung und den Ausbau von Elektromobilität. Dabei liegt der Fokus zuerst darauf, Klimawirkungen im eigenen Geschäftsbetrieb weitestgehend zu vermeiden, und dann teilweise oder ganz zu kompensieren. So kompensiert der Großhändler bereits heute den gesamten Strombedarf der aktuell ca. 200 Elektrofahrzeuge in seinem Fuhrpark.

Weiterführende Literatur:

Olaf Schulze: Energie für den Handel – Herausforderungen für Unternehmen und Politik. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2020, S. 21-54.

Claudia Silber: Das Prinzip Nachhaltigkeit im eigenen Leben. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020, S. 71-80.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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