Klimaschutz und digitaler Wandel
Klimaschutz braucht praxisnahes Expertenwissen und umsetzbare Strategien
Über neue Strategien zur CO2 -Einsparung für Unternehmen sowie über die Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten von Klimaschutz- und Energieeffizienzmaßnahmen auf Bundesebene informierte der Klimaschutztag am 27. Juni 2019. Initiator war Klimaschutz-Unternehmen e. V. , ein branchenübergreifendes Unternehmens-Netzwerk der deutschen Wirtschaft, welches sich mit innovativen Lösungen für das Erreichen der klimapolitischen Ziele Deutschlands einsetzt. Der Verband wurde auf Anregung des Bundesumweltministeriums (BMU), des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gegründet. Die Klimaschutz-Unternehmen haben ihre Vorreiterrolle in einem anspruchsvollen Aufnahmeverfahren mit externer Prüfung belegt. Sie setzen sich mit innovativen Lösungen für das Erreichen der klimapolitischen Ziele Deutschlands ein.
Gastgeber des Klimaschutztages war das Verbandsmitglied Stahlwerk Georgsmarienhütte GmbH. Neben einem Impulsreferat vom Referatsleiter der Nationalen Klimaschutzinitiative, Dr. Sven Reinhardt und einem Key-Note von Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, gaben Vertreter der Klimaschutz-Unternehmen und weitere Experten der Branche in Fachforen Einblicke in ihre Praxiserfahrungen und präsentierten neue Lösungsstrategien zur betrieblichen CO2-Emissionsminderung und Energieeffizienzsteigerung.
„Auch dieses Jahr haben wir viel mitnehmen können – innovative Ideen und besonders deren praktische Umsetzung sowie Informationen aus erster Hand zur Finanzierung nachhaltiger Projekte“, sagt Stefanie Kästle, Mitglied der Geschäftsleitung des Verbandsmitglieds Mader. Seit Mai 2014 ist die Mader GmbH & Co. KG, ein zuverlässiger Partner rund um das Thema Druckluft, Mitglied der Klimaschutz-Unternehmen e.V. Stefanie Kästle teilte beim Fachforum „Klimaschutz und digitaler Wandel“ gemeinsam mit Helen Landhäußer, Growth Manager der LOOXR GmbH, ihre Erfahrungswerte beim Auf- und Ausbau eines digitalen Geschäftsmodells. Weitere Fachforen widmeten sich den Themen: Innovationsförderung, Circular Economy, Nachhaltigkeitskommunikation, E-Mobilität und Managementsysteme. Darüber hinaus konnten Teilnehmer bei einer Betriebsbesichtigung mehr über die industrielle Abwärmenutzung erfahren.
Digitalisierung als Generationenkonflikt?
Mit der Looxr GmbH wollen die beiden Gründer Werner Landhäußer, CEO, und Peter Maier, CTO, ihre Vision eines komplett digitalisierten, hocheffizienten und maximal transparenten Druckluftprozesses realisieren. Das Start-up mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart wurde 2018 gegründet und richtet sich mit seinen Softwarelösungen für den gesamten Druckluftprozess an Energieeffizienzbeauftragte, Instandhaltungsleiter, Druckluftverantwortliche, Produktionsleiter und Geschäftsführer. Zentrales Produkt des Unternehmens ist die Software „Looxr Druckluft 4.0“. Die Looxr GmbH ist ein Spin-off des süddeutschen Druckluft- und Pneumatikspezialisten Mader und ist ein gutes Beispiel dafür, wie Kooperationen zwischen Start-ups und mittelständischen Unternehmen sowie zwischen den Generationen (hier Vater und Tochter) nachhaltig funktionieren. Das ist allerdings nicht selbstverständlich:
So war Digitalisierung für 83 Prozent der Familienunternehmen zwar der zentrale Trend 2018, aber die Bereitschaft zur Verantwortungsabgabe an die junge Generation endet häufig dort, wo über strategische Entscheidungen und Investitionen beschlossen wird. Die umfassende Veränderungsdynamik der Digitalisierung wird häufig leider noch nicht erkannt, dabei liegt die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle überwiegend bei der Nachfolge-Generation, deren Einfluss häufig beschränkt ist. Das ist das Ergebnis der Umfrage „Generationenkonflikt Digitalisierung“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, an der mehr als 300 Geschäftsführer, Inhaber und Vorstände von inhabergeführten Unternehmen ab 50 Millionen Euro Jahresumsatz teilgenommen haben. Bei nur knapp einem Drittel der befragten Unternehmen hat hier die Nachfolgegeneration das Sagen.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick (Generationenkonflikt Digitalisierung):
• Mehr als acht von zehn befragten Familienunternehmen sind der Meinung, dass Digitalisierung ihr Unternehmen am meisten beeinflussen wird.
• Lediglich 14 Prozent geben an, dass sie Geld schwerpunktmäßig für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ausgeben werden, und 27 Prozent wollen neue (digitale) Geschäftsfelder entwickeln.
• 21 Prozent wollen ihr bisheriges Geschäftsmodell prüfen, ob es durch die digitale Transformation noch Bestand hat.
• 18 Prozent wollen verstärkt mit anderen Unternehmen/Start-ups zusammenarbeiten.
• 56 Prozent möchten in Cyber Security investieren, in die Digitalisierung der Arbeitsabläufe (45 Prozent) und in digitale Technologien (44 Prozent).
• 51 Prozent wollen in IT-und Datensicherheit investieren.
• 41 Prozent wollen ihre IT-Landschaft umbauen/anpassen.
• 31 Prozent wollen bei Mitarbeitern verstärkt auf digitale Fähigkeiten achten, und 44 Prozent wollen sie intensiv weiterbilden.
• 38 Prozent wollen vermehrt digitale Technologien einsetzen (z.B. Big Data, Data Analytics, AugmentedReality, SocialMedia, Mobile Apps, Cloud Computing).
• 35 Prozent wollen ihre internen Abläufe und Prozesse im Vertrieb digitalisieren.
• 32 Prozent wollen ihre internen Abläufe und Prozesse in der Produktion digitalisieren.
• 30 Prozent wollen ihre Produkte digitalisieren.
• 29 Prozent wollen ihre internen Abläufe und Prozesse im Bereich HR digitalisieren.
• 29 Prozent wollen ihre internen Abläufe und Prozesse bei den Finanzfunktionen digitalisieren.
• 29 Prozent wollen die Digitalisierung für neue Service-Angebote nutzen.
• 22 Prozent wollen mit externen Partnern kooperieren.
• 14 Prozent wollen inhousedigitale Think-Tanks oder Vergleichbares aufbauen.
• Für 2 Prozent der Befragten hat die Digitalisierung keine Bedeutung.
Insgesamt konzentrieren sich die Unternehmen vor allem auf technologische Aspekte. Auch das Buch „CSR und Digitalisierung“ zeigt, dass es noch zahlreiche Digitalisierungsblockaden im Mittelstand gibt – häufig fehlt eine umfassende Strategie, außerdem behindern große Sicherheitsbedenken die Umstellung. Im Mittelpunkt steht deshalb die Frage, wie sie gegenüber der digitalen Transformation offener werden können. Familienunternehmen müssen ihr ihr Geschäftsmodell heute erneuern, „bevor es andere morgen obsolet machen. Diese Dringlichkeit ist nur den wenigsten bewusst“, sagt Dr. Peter Bartels, PwC-Geschäftsführungsmitglied und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand. Wer als Nachfolger Unternehmen in die Zukunft führen soll, muss auch entscheiden können. Wo dies nicht möglich ist, wächst das Konfliktpotenzial – dies betrifft jedes zweite befragte Unternehmen. Die globale PwC Next Gen Study kam zu einem ähnlichen Ergebnis.
Weiterführende Literatur:
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2017.
CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2019.