Künstliche Intelligenz in Deutschland: Heutiger Stand und die besten Beispiele

Aus historischer Sicht gehört Deutschland zu den innovativen Playern, die global eine Führungsposition einnehmen. Doch wenn es um Künstliche Intelligenz geht, dem weitaus größten Technologietrend unserer Zeit, da ging das Land erst spät an den Start. Mittlerweile hat Deutschland eine KI-Strategie und einige deutsche Firmen haben in die Forschung und Einführung KI-basierter Verfahren, Produkte und Dienstleistungen investiert.

Deutschlands KI-Strategie

Obwohl viele der Meinung sind, ich selbst eingeschlossen, dass es sich ein wenig spät an der KI-Party beteiligt hat, stellte Deutschland im November 2018 seine KI-Strategie vor. Mit einer langen Vorgeschichte als eines der innovativsten Länder der Welt, hat sich die Bundesregierung nun dem ehrgeizigen Ziel verschrieben, durch einen kräftigen Anschub im Bereich Forschung, Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz die globale Führung zu übernehmen. Die geplante Investition von jährlich 500 Millionen Dollar mag im Vergleich zu den 6 Milliarden Dollar die die USA investieren will und den 70 Milliarden Dollar, die China schon bis heute investiert hat, den Eindruck erwecken, als würde sich Deutschland als ernsthafter Konkurrent im KI-Wettbewerb disqualifizieren.

Deutschlands KI-Strategie umfasst vierzehn Ziele und zwölf Aktionsfelder. Einige schließen eine stärkere Förderung der KI-Forschung ein, nutzen den Wettbewerb als Innovationstreiber und ermutigen Unternehmen jedweder Größe, KI-Anwendungen zu entwickeln und einzusetzen. Auf der Agenda stehen auch Zielsetzungen, die darauf ausgerichtet sind, einer breiten Bevölkerung die KI-Potenziale in verschiedenen Lebensbereichen zu erschließen, bei KI-Initiativen ein hohes Maß an IT-Sicherheit zu gewährleisten und die KI-Forschung rechtlich und ethisch in der Gesellschaft einzubetten.

KI-Innovation und Entwicklung in Deutschland

Die zunehmende Akzeptanz Künstlicher Intelligenz in Deutschland konzentriert sich in erster Linie auf traditionelle Unternehmen, die bereits mit der Einführung begonnen haben. Der Motor der Wirtschaft sind die kleinen und mittelständischen Firmen; was hier fehlt, im Gegensatz zu den USA, Großbritannien und China, ist eine starke KI-Startup-Kultur. Obwohl Deutschland einigen KI-getriebenen Ländern hinterherhinken mag, gibt es bereits einige deutsche Unternehmen, die Künstliche Intelligenz integriert haben.

Otto

Otto Group, der deutsche Versandhandelsriese, nutzt KI-Algorithmen zur Verbesserung seiner Online-Aktivitäten, insbesondere zur Reduzierung der Rücksendungen. Mit Hilfe von Deep-Learning-Algorithmen, die ursprünglich für Experimente der Europäischen Kernforschungsorganisation CERN entwickelt wurden, versucht der Otto-Versand, die Kaufwünsche der Kunden vorherzusehen, sodass diese Produkte geordert und unverzüglich geliefert werden können. Die Algorithmen sind imstande, mit einer Treffgenauigkeit von 90 Prozent zu prognostizieren, was innerhalb der nächsten dreißig Tage verkauft wird.

Zalando

Zalando, ein weiterer deutscher E-Commerce-Gigant, bietet seinen 29 Millionen Kunden ein personalisiertes Kauferlebnis, das Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen nutzt. Der firmeneigene Algorithmic Fashion Companion erstellt digitale Styling-Tipps und hilft beim Aufbau einer Wunschliste auf der Grundlage der Kaufhistorie der Kunden. Künstliche Intelligenz trägt auch dazu bei, die Geschäftsprozesse des Unternehmens, einschließlich der gesamten Lieferkette, zu optimieren und Betrugsdelikten vorzubeugen. Sie ermöglicht es dem Unternehmen vor allem während der Cyber Week, dem Beginn des Weihnachtsverkaufs, eine exemplarische Kundenerfahrung zu schaffen und sowohl verschiedene Zahlungs- und Lieferoptionen als auch spezifische Rabatte zu bieten.

Siemens

Die Siemens AG, einer der weltweit größten Infrastrukturlieferanten für den Schienenverkehr, hat dank Künstlicher Intelligenz Neuerungen am Start, die früher undenkbar schienen; der Konzern verweist beispielsweise darauf, dass es bei seinen Zügen niemals zu Verspätungen oder Ausfällen infolge technischer Defekte kommt. Mit dem Einsatz von Sensoren, Big Data und Predictive Analytics – sprich einer prädiktiven Analytik, bei der man auf der Grundlage historischer Datenquellen mathematische Modell erstellt – lassen sich Störfälle mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen. In anderen Geschäftsbereichen nutzt Siemens Künstliche Intelligenz für die Optimierung autonomer Fahrzeuge, die Überwachung von Smart Grids – einem intelligenten Stromnetz mit Datenkommunikation in beiden Richtungen – und für die prädiktive Instandhaltung seiner Industrieanlagen.

BMW

Es überrascht wohl nicht, dass sich BMW der neuesten KI-Technologien bedient, um Entscheidungen und Aktivitäten bei der Entwicklung vollautonomer Fahrzeuge voranzutreiben. Künstliche Intelligenz ist aber auch ein unerlässliches Tool für die Qualitätssicherungsinitiativen des Automobil- und Motorradherstellers, angefangen von Predictive Maintenance oder prädiktiver Instandhaltung bis hin zur Analyse von Feinstaub-Partikeln in den Lackierwerkstätten. Außerdem setzt BMW Künstliche Intelligenz zur Produktivitätssteigerung in seinen Werksniederlassungen ein.

Allianz

Künstliche Intelligenz hat sich für Unternehmen in allen Branchen als hilfreich erwiesen, auch für die Allianz SE. Der börsennotierte deutsche Versicherungskonzern nutzt KI für die Schadensabwicklung Stufe 3. Damit wird die operative Effizienz gesteigert und eine Analyse der Daten ermöglicht, um Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen. Künstliche Intelligenz hat auch in seine Investitionsprozesse Eingang gefunden.

Braun

Die Braun GmbH, ein in Deutschland ansässiger Hersteller von elektrischen Kleingeräten, führt uns vor Augen, dass Künstliche Intelligenz auf nahezu alle Bereiche unseres Lebens Auswirkungen haben kann – Zahnbürsten eingeschlossen. Die mit KI ausgestattete elektrische Zahnbürste Genius X zeigt an, wie Sie Ihre Zähne mit optimalem Ergebnis putzen. Die eingebauten Sensoren registrieren Ihre Zahnputzgewohnheiten und übermitteln die Daten an eine App, die Sie auf Ihr Smartphone laden können, mit Tipps für eine bessere Pflege.

Daimler AG

Die Daimler AG, ebenfalls ein börsennotierter und weltweit bekannter Hersteller von Personenkraftwagen und Nutzfahrzeugen, nutzt Künstliche Intelligenz bei der Entwicklung seiner autonomen Fahrzeuge und setzt mit seinen autonomen Drohnen zum Höhenflug an. Das Volocopter-Flugtaxi des Konzerns ist ein vielversprechendes Fluggerät, mit Elektroantrieb und der neuesten KI-Technologie ausgestattet. Daimler hofft, dass der Volocopter zum urbanen Transportmittel der Zukunft wird.

Bertelsmann 

Bertelsmann, eines der weltweit größten Medienkonglomerate, veranstaltete einen sogenannten Hackathon, einen Programmiermarathon, um nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, große Datenströme und Künstliche Intelligenz für die Lösung unternehmerischer Herausforderungen einzusetzen. Die Teams fokussierten sich auf eine Vielzahl von Aufgaben, beispielsweise auf das Programmieren von automatisierten Podcast-Hörempfehlungen, sprachgesteuerte Suchfunktionen, und vieles mehr. Der Bertelsmann-Geschäftsbereich Arvato Systems hat ein KI-Kompetenzcluster für die Entwicklung intelligenter Lösungskonzepte auf der Grundlage Künstlicher Intelligenz eingeführt.

Adidas 

Seit Covid-19 die Kunden von den Ladengeschäften fernhält, hat der Sportartikelhersteller Adidas den Fokus auf seine Online-Plattform verlagert. Er plant, Künstliche Intelligenz für eine Studie seines Lieferketten-Managements einzusetzen und die Zwischensohlen der Adidas 4D-Laufschuhe mittels 3D-Druck zu produzieren. Das Unternehmen bietet ebenfalls automatisierte „Styling-Empfehlungen“ für Kunden an, abgestimmt auf die individuellen Suchaktionen jedes einzelnen Käufers. Mit Hilfe von Machine Learning erfasst das Tool die Präferenzen der Kunden und unterbreitet Vorschläge für Stilrichtungen, Produkte, Farben und dergleichen.

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