Glück braucht eine Portion Mut. - Gina Schöler

Lasst uns verrückter sein – Warum es sich lohnt, seiner Bubble zu entspringen

In Zeiten, in denen wir voller Euphorie von einer App unser Gesicht altern lassen, plädiere ich dafür, sich gleichzeitig auch die Frage zu stellen: Worauf möchte denn dieser alte Mensch eines Tages zurückblicken? Habe ich das Leben gelebt, dass ich mir vorgestellt habe? Hatte ich den Mut, für meine Wünsche und Werte einzutreten? Habe ich meine Zeit damit verbracht, was mir wichtig ist?

Als wir klein waren, hatten wir die verrücktesten Ideen von unserem künftigen Job: Wir wollten Popstar werden, Dinosaurierknochen ausbuddeln oder als Friseur all unseren Kunden verrückte Frisuren schneiden, damit wir darüber lachen können. Bei einigen von uns bleibt ein Anfangswunsch so stark bestehen, dass er auch tatsächlich umgesetzt wird, andere sind im Sumpf des Alltagstrotts stecken geblieben oder es ist ihnen von der hohen Karriereleiter schwindelig geworden.

Ganz gleich, ob wir schon immer einen festen Plan hatten oder ob wir uns gerade in einer Phase befinden, in der wir nicht wirklich wissen, was wir wollen: Wir dürfen uns immer wieder neu ausprobieren und auch mal die Richtung wechseln – uns neu erfinden. Klingt verrückt, ist es vielleicht auch, funktioniert aber!

Wo sind all die Querdenker?

Wir gehen zur Schule, starten danach eine Ausbildung oder ein Studium und befinden uns von da an in einer Fach-Blase: Wir tauschen uns viel mit den Menschen aus, die den gleichen Weg wie wir einschlagen und laufen manchmal die Gefahr “betriebsblind” zu werden: Wir sehen, was die anderen aus unserem Bereich machen und vergleichen uns mit ihnen. Wenn es bei uns etwas anders aussieht, wir erst einmal nicht so erfolgreich sind, in dem was wir tun, oder wenn wir uns mit unserem (künftigen) Beruf doch nicht so stark identifizieren, kommen wir schnell ins zweifeln, ob unsere bisherigen Entscheidungen die richtigen waren. Das Gute ist, dass wir nicht an jedem Scheideweg die richtige Entscheidung treffen müssen, sondern dass wir an den wichtigen Gabelungen den Mut haben sollten, auch einmal abzubiegen, steil zu gehen, zu schlendern oder gar die Richtung zu wechseln.

Was wäre, wenn…?

Wenn wir Geschichten von Personen hören, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und damit glücklich sind, werden wir neidisch und denken, dass dieses Glück nur wenigen vergönnt sei. Dabei haben diese Menschen sich einfach oft nur getraut, bekannte Gefilde zu verlassen und sich von Konventionen zu befreien. Die Erwartung der Gesellschaft ist es, wenn du ein paar Jahre lang eine Ausbildung/ein Studium gemacht hast, dass du auch in diesem Bereich arbeiten wirst. Was wäre denn nun, wenn wir uns von diesen Erwartungen einfach lösen? Uns stünde wieder die ganze Welt samt ihren wunderbaren Möglichkeiten offen und wir könnten uns austoben, so wie wir uns das als Kind gewünscht hatten. Dabei müssen wir nicht an den alten Späßen, Friseurkunden eine Glatze zu schneiden, festhalten, aber wir könnten uns doch fragen: “Was möchte ich wirklich in meinem Leben? Was erfüllt mich?”. Es gibt so viele Beispiele von Menschen, die ihren (gut bezahlten) Job aufgegeben haben, weil sie irgendwann gemerkt hatten, dass dieser Beruf nicht ihre Berufung ist und angefangen haben, sich dem zu widmen, was sie erfüllt. So habe ich vor Kurzem gelesen, dass ein Neurochirurg umgeschult hat, nun als LKW-Fahrer arbeitet und damit total glücklich ist. Andere wechseln vom Investment-Banking auf die Alm. Was haben die Geschichten von solchen Menschen gemein? Sie alle haben sich getraut, einen anderen Weg einzuschlagen, haben schräge Blicke und skeptische Fragen hingenommen, ihres Glückes wegen.

“Generell wünsche ich mir, dass gerade die jungen Menschen mehr ermutigt werden, aus der Reihe zu tanzen. Man kann prinzipiell alles werden. Traut euch!” So wurde ich bei einem Interview mit den Businessheldinnen zitiert. Und hinter dieser Aussage stehe ich zu 100%

Bei all dem spielt auch das Alter keine Rolle. Wenn wir bereits fest im Berufsleben verankert sind, trauen wir uns noch viel weniger, Neues auszuprobieren. Dabei kann man in jedem Alter anfangen, sein Träume zu verwirklichen! Dennoch trauen sich viele Menschen nicht, da sie Bedenken haben, bekannte Wege zu verlassen, fremde Erwartungen zu enttäuschen oder gar Angst vor der eigenen Courage haben. Doch “Nur, wenn wir uns auf das Unbekannte einlassen, haben wir die Möglichkeit, uns damit vertraut zu machen.” (John Strelecky). Und indem wir uns mit Neuem vertraut machen, finden wir vielleicht wirklich das, was uns erfüllt. Diese Angst kann nur besiegt werden, indem wir uns ganz klar fragen: “Was würde ich anders machen, wenn ich keine Angst hätte? Würde ich dann einfach mal aus der Reihe tanzen und mich ausprobieren?”. Und auch wenn es in jedem Alter möglich ist, sich anders zu orientieren, sollten wir doch gerade dem Nachwuchs die Chancen bieten, an sich zu glauben und sie zum Querdenken ermutigen. Unser Bildungssystem ist allerdings nach wie vor sehr engstirnig und zeigt klassische Karrierestufen und -wege auf. Lasst uns das Korsett dieses Systems lösen und uns bewusst werden, das wir alles – und zwar wirklich alles – werden können, wenn wir uns nur trauen!

Und wer mir vor sieben Jahren gesagt hätte, dass ich eines Tages Deutschlands Glücksministerin werde, dem hätte ich wohl nicht geglaubt, zu gefangen war ich im Karrierekreislauf. Aber zum Glück hilft das Verrücktsein manchmal, den eigenen Träumen näher zu kommen – und nun bin ich mittendrin! Die alte Gina, die mich dank der modernen Technik auf meinem Handy anlächelt, wird eines Tages sicher stolz sein, dass ich in jungen Jahren diese Entscheidungen fernab des “Macht man halt so”s getroffen habe.

Gina Schöler schreibt über Gesundheit & Soziales, Personalwesen, Politik & Gesellschaft, Wirtschaft & Management

Gina ruft als Glücksministerin mit Aktionen und Angeboten dazu auf, das Bruttonationalglück zu steigern. Als Trainerin und Speakerin macht sie auf fröhliche und unkonventionelle Weise Werbung für Werte und begeistert für wichtige Themen wie Zufriedenheit, Positive Psychologie und Lebensgestaltung.

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