Leadership im Chaos: Die Führungskonzepte VUCA und BANI in einer komplizierten Welt
Was muss man verstehen und anwenden, um sicher über dünnes Eis zu kommen? So könnte man VUCA bildlich zusammenfassen. Die Begriffe Volatilität (das heißt Unbeständigkeit), Unsicherheit, Komplexität (Complexity) und Ambiguität (also Widersprüchlichkeit) bilden das amerikanische Kunstwort.
In den 1990er-Jahren am U.S. Army War College geprägt, diente der Begriff VUCA zunächst dazu, die turbulenten, multilateralen und asymmetrischen Szenarien zu beschreiben, die aus dem Ende des Kalten Krieges resultierten. Der „Feind“ war weg, ein Vakuum entstand. Neue Sicht- und Reaktionsweisen waren notwendig.
Später löste man VUCA aus dem Militärischen und übertrug den Begriff auf die strategische Unternehmensführung bei schwankenden Rahmenbedingungen. Ein Denkmodell war benannt und wurde rasch populär. Die Unberechenbarkeit und Dynamik in der VUCA-Welt und am globalisierten VUCA-Markt – dessen scharfes Schwert die Digitalisierung und KI sowie der demografische Wandel geworden ist – veranlasst das VUCA-Denken. VUCA ermutigt Führungskräfte in einer ungewissen Zukunft und Geschäftswelt. Und VUCA hilft Teams und Organisationen, besser auf unsichere Situationen und disruptive Veränderungen vorbereitet zu sein und die damit verbundenen Risiken zu bewältigen.
Nichts ist planbar. Wenn eine Schneelawine sich plötzlich oder zunächst schleichend Bahn bricht, soll man versuchen, mit kraftvollen Schwimmbewegungen an der Oberfläche zu bleiben, um nicht verschüttet zu werden. In der VUCA-Welt ist es ähnlich beim (Über-)leben. Starre, Panik und Festhalten (am überholten Status Quo) können der Untergang sein.
Ein VUCA-Leader …
kalkuliert Schnelllebigkeit und Unsicherheit ein
ist mit geschulter Wahrnehmung und Aufmerksamkeit die Ruhe selbst (im Auge des Sturms)
nutzt sich neu ergebene Situationen optimal („Im Regen tanzen“)
ist „Kompass“, indem er oder sie sinnstiftend, glaubwürdig und empathisch agiert
gewährt Freiräume und fördert die Kultur des ständigen Lernens
unterscheidet sich von den autoritären Gestalten der Vergangenheit („Gutsherrenart“)
Inzwischen macht ein weiteres Denkmodell die Runde: BANI. Das Kunstwort steht für brüchig, ängstlich, nicht-linear und unbegreiflich (englisch: brittle, anxious, non-linear, incomprehensible). Klimawandel, Pandemie, aktuelle, ortsnahe Kriege und zusehends brüchig werdende Standards, sorgen für Unruhe. Unsere Welt scheint an einer Schwelle zu stehen: noch fragiler, unberechenbarer. Geschäfts- und Entscheidungsprozesse werden in Frage gestellt. Während VUCA ein eher verständnisförderndes Denkmodell abbildet, geht BANI einen Schritt weiter – erklärt werden nicht nur die gegenwärtigen Herausforderungen, sondern auch die anhaltenden Folgen daraus. Allerdings: Auch BANI ist kein Lösungsmodell für eine bessere Welt. Es geht um helfendes Verständnis.
Wie führen in einem Umfeld, in dem sich Krisen gegenseitig beeinflussen? Immer mit der Bewegung der „Lawine“ gehen und dabei die Unbeständigkeit, die vermeintliche Unbegreiflichkeit nicht als Bedrohung sehen – oder ins Extrem einer Hyperaktivität oder absoluten Negativität fallen.
Es gibt keine Patentlösung(en) im „Chaos“ der Welt. Doch wer in der BANI-Welt führen will, muss umlernen. Die wichtigsten BANI-Skills sind:
Emotionsdynamik als Kompetenz. Konstruktiv optimistische Sichtweisen vorleben und dabei authentisch und „geerdet“ bleiben. Die 24/7-Happiness-Brille ist albern.
Selbstmanagement als weitere Kernkompetenz. Stressreduzierende Rituale in den Alltagsablauf einbauen. Niemand gibt sein Bestes bei einer ängstlichen, gestressten Führungskraft. Regulierte Emotionen schaffen schnell(er) Vertrauen bei anderen.
Klare Werte vertreten und Sicherheit verbreiten mit eindeutiger, regelmäßiger Kommunikation.
Vermeintliche oder echte Brüchigkeit im Außen braucht Resilienz (-Know-how) und Belastungsfähigkeit. Dafür die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Ängste bei anderen können durch Achtsamkeit, Rücksichtnahme und Empathie abgemildert werden. Demgemäß das Team „orchestrieren“. Mentor:in sein.
Das „Unbegreifliche“ annehmen. Sich helfen lassen mit KI-Systemen und anderen digitalen Technologien.
Augenhöhe, Mindset und Einstellung vor Alter, Geschlecht, Herkunft etc. wertschätzen.