Light your fire: Warum wir an uns glauben sollten
Alle großen Persönlichkeiten haben nicht nur die Fähigkeit, sich eine bessere Welt vorzustellen - sie können auch in Konsequenzen denken. Sie tragen das Licht der Begeisterung in sich und können es immer wieder neu zum Lodern bringen. So wie der Business-Experte Hermann Scherer, der an einer Veranstaltung im Kloster Himmerod teilnahm und Folgendes erlebte: An einem Tag wurden wir Teilnehmer in den Innenhof geführt, in dem ein Brunnen plätscherte. Alle erhielten eine Schwimmkerze, die angezündet und mit brennender Flamme auf das Wasser gesetzt werden sollte. Behutsam tat er das und achtete darauf, dass seine Flamme bei den windigen Verhältnissen den Weg in den windgeschützten Brunnen übersteht. Nachdem er die Kerze abgesetzt hatte und seinen Blick für einen Moment von ihr ließ, wollte er sich vergewissern, ob sie noch brennt. So schaute er erneut in Richtung Brunnen und erschrak, denn die Flamme seiner Kerze war erloschen. Sofort verspürte er den Impuls, noch einmal nach einem Feuerzeug zu fragen und seine erloschene Kerze zu retten. Doch er sagte nichts und glaubte an das Leben - „unabhängig davon, ob meine schwimmende Kerze brennt oder nicht.“ Dann schaute er noch einmal auf die Kerze, und sie brannte. Scherer wusste nicht, ob die Flamme wirklich ausgegangen ist und sich wieder entzündet hat, oder ob er einer optischen Täuschung erlag.
Deshalb ist es wichtig, an das eigene Licht zu glauben. „Daran, dass es auch dann, wenn wir einmal nicht so genau hinsehen, wenn es dunkler wird, ganz hell und kraftvoll brennt. Wir müssen an uns glauben und dem Leben vertrauen. Wir müssen daran glauben, dass unser Feuer die Zukunft erleuchtet“, schreibt Scherer in seinem Newsletter vom 29. Juli 2021. Dann können wir auch im vollsten Vertrauen handeln. Was uns blockiert, ist das Zögern, das häufig durch Geschäftigkeit oder Stress überdeckt wird. Es ist wie das „Nichtanzünden einer Kerze, die eigentlich dafür gemacht ist, zu brennen.“ Dass wir zum Leuchten bestimmt sind, ist tief in uns verankert. Aber dieses Wissen ist vielen Menschen nicht bewusst. Dennoch zünden sie gern an Feiertagen, zum Essen oder wenn sie an jemanden denken, eine Kerze an. In solchen Momenten erscheint das Leben heller und wärmer.
Es ist sicher kein Zufall, dass Kerzen auch im Achtsamkeits- und Nachhaltigkeitskontext immer mehr in den Fokus rücken. Dabei geht es nicht nur um das Licht selbst, sondern auch um die Kerze an sich. Rapskerzen, die in den Öko-Abteilungen von Drogeriemärkten, Bio-Märkten oder nachhaltigen Onlineversendern zu finden sind, werden in Handarbeit hergestellt. Die von der Vegan Society zertifizierten sind beispielsweise eine ökologisch sinnvolle Alternative zu Produkten aus Paraffin und Stearin. Es werden ausschließlich nachwachsende Rohstoffe bei der Herstellung der Kerzen verwendet. „Das Wachs wird aus in Europa wachsenden Rapspflanzen gewonnen. Das Rapskorn ist schnellwachsend und das daraus gepresste Rapsöl wird zu Wachs gehärtet. Das Rapswachs hat eine positive CO2-Bilanz: kurze Transportwege, Gewinnung aus bestehender Kulturfläche.“ (Quelle: memolife) Im Glaubenskontext verweist die Nachhaltigkeitsexpertin Claudia Silber, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der memo AG, beispielsweise auf Allgäuer Heilkräuter-Kerzen: „Beim Abbrennen sorgen Weihrauch, Verbena, Kiefer, Salbei und Mistel, dass Körper, Geist und Seele sich harmonisieren.“ Die Kerzen bestehen aus pflanzlichem Stearin. Jede ist auf ein bestimmtes Lebensthema abgestimmt, das durch eine Mischung aus Pflanzen, Harzauszügen, Heilkräuteressenzen, ätherischen Ölen oder Tinkturen aufgegriffen wird.
Das Licht verzehrt zwar das Wachs, aber es wird immer stärker. Unsere Aufgabe ist es zu leuchten und unsere Gaben, die uns das Leben geschenkt hat, optimal zu nutzen. Wer sich für Nachhaltigkeit engagiert, darf innerlich nicht dunkel sein. Er muss auch auf sein inneres Licht achten und dafür Sorge tragen, dass es nicht erlischt, auch wenn die Zeiten manchmal trostlos und abstiegsversunken sind.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Nachhaltigkeit begreifen: Was wir gegen die dummen Dinge im Zeitalter der Digitalisierung tun können. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.
Hermann Scherer: Schatzfinder. Warum manche das Leben ihrer Träume suchen – und andere es längst leben. Campus Verlag Frankfurt/New York 2013.