Logistik ohne Nachhaltigkeit? So wären wir geliefert!
Effizienz und ökologische Nachhaltigkeit passen in der Logistik sehr gut zusammen
Nach der Automobilwirtschaft und dem Handel ist Logistik der drittgrößte Wirtschaftsbereich. Drei Millionen Beschäftigte sorgen hier für 240 Milliarden Euro Umsatz. Dennoch gehört der Innovationstreiber Logistik zu den am meisten unterschätzten Industrien in Deutschland. Doch ohne nachhaltige Logistik wären wir geliefert. „Sich selbst unbeschädigt in die Zukunft zu transportieren, das ist die Herausforderung der Zeit“, schrieb Miriam Meckel im September 2016 in der WirtschaftsWoche. Boomender Internethandel, wachsendes Verkehrsaufkommen, fortschreitende Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und Wettbewerber sind nur einige Einflussfaktoren, die den Güterverkehr fundamental verändern. Hinzu kommen ein brutaler Kosten- und Preisdruck (bei dem Anstand und Respekt buchstäblich auf der Strecke bleiben) sowie steigende Kundenanforderungen, die zunehmend die schärfere Konkurrenzsituation auf dem Transportmarkt bestimmen.
Dass Markt und Wettbewerb zu gnadenloser Härte zwingen, stimmt allerdings nur auf den ersten Blick. Wer sein eigenes Geschäftsmodell auf Kosten anderer aufbaut, wird langfristig nicht zu den Gewinnern zählen, wie aktuelle Beispiele aus der Autoindustrie zeigen (z.B. brutale Methoden gegen ihre Zulieferer). Gewiss setzen Angebot und Nachfrage einen entsprechenden Steuerungsmechanismus in Gang, aber einen Kompass zum ehrbaren Handeln bietet der Markt nicht. Deshalb wird die unsichtbare Grenze zwischen Gut und Böse häufig erst erkannt, wenn es zu spät ist. Kein Unternehmen kann sich gegen alle Risiken absichern, aber es ist möglich, rechtzeitig entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein solides Fundament für langfristiges und faires Wirtschaften sind. Auch braucht es entsprechende regulatorische Weichenstellungen, ohne dies es nicht gehen wird.
Wirtschafts- und Logistikprozesse werden immer schneller, effizienter, kundenorientierter. Zunehmende Komplexität, Unsicherheiten auf dem Weltmarkt und die Digitalisierung ändern die Rahmenbedingungen für eine Branche, die sich auf ein anspruchsvoller gewordenes Risikoumfeld einstellen muss. Eine umweltverträgliche und wirtschaftliche Mobilität erfordert eine präzise abgestimmte Koordination der Verkehrsflüsse und Warenströme, damit Menschen und Güter ihre Ziele effizient und sicher erreichen.
Effizienz und ökologische Nachhaltigkeit passen in der Logistik sehr gut zusammen – vorausgesetzt, dass innovative Produkte zum Einsatz kommen. Bei der Steuerung komplexer Logistikprozesse verbessern beispielsweise leistungsfähige Tourenoptimierungsprogramme neben der Wirtschaftlichkeit auch die CO2-Emissionen von Unternehmen. Europaweit werden die Küchenmöbel der Häcker Küchen GmbH & Co. KG aus dem ostwestfälischen Rödinghausen an die Fachhändler und Küchenstudios vor Ort ausgeliefert. Hierfür kommt eine unternehmenseigene Flotte von 100 Sattelzugmaschinen zum Einsatz. Warenflüsse werden so gesteuert, dass Querverkehr vermieden wird. Der eigene Fuhrpark wird auch künftig weiter optimiert, um Schadstoffemissionen zu reduzieren. Emissionen von Dienstfahrzeugen werden durch Klimazertifikate ausgeglichen. Zur Reduzierung von Emissionen arbeitet Häcker stark an der Optimierung der Transporte, durch umweltfreundliche Fahrzeuge, Elektrofahrzeuge und recycelbare Verpackungsmaterialien.
Die werksinterne Logistik wird durch vielfältige IT-Systeme bis zur Beladung der Aufleger unterstützt. Zu den Aufgaben des Systems gehört insbesondere das Scannen der an den Packstücken angebrachten Barcode-Label, um sowohl das Entladen beim Kunden zu dokumentieren, als auch Fehlentladungen zu vermeiden. Das eingesetzte Telematiksystem dokumentiert den gesamten Tour-Verlauf mit Orts- und Zeitangaben. Dieses ist über eine Standard-Schnittstelle mit dem Häcker-internen ERP-System verbunden. Die kompletten Tourdaten und Ladelisten stehen dem Fahrer dann auf dem Scanner zur Verfügung. Die Arbeit beim Entladungsprozess und in der Buchhaltung wurde deutlich erleichtert und die Nachweissicherheit gegenüber unseren Kunden stark verbessert. Eine für den Kunden sichtbare Qualitätssteigerung ist auch, dass Beschädigungen, die beim Entladen bemerkt werden, nun samt Artikelnummer über das Telematiksystem zeitnah an das Werk gemeldet werden können. So kann bereits die Nachproduktion des Bauteils beginnen, während unser Fahrzeug noch beim Kunden auf dem Hof steht.
Die Logistik der Zukunft wird nachhaltig sein – oder gar nicht
Der Aktionsplan Güterverkehr und Logistik der Bundesregierung ist ein strategisches Konzept und enthält konkrete Maßnahmen für die künftige Ausrichtung des Güterverkehrs. Auch in den Innenstädten sollen nachhaltige und effiziente Strukturen für die Logistik der Zukunft geschaffen werden. Insbesondere die „Initiative für Logistik im städtischen Raum“ will im Rahmen des Aktionsplans die Verteilung von Gütern in Städten und Ballungsräumen auf der letzten Meile flüssiger und umweltfreundlicher zu gestalten
Ganzheitliches Transportmanagement umfasst:
• Trends und Auswirkungen auf den Transportmarkt wie Digitalisierung (Spediteure sollen z.B. in Echtzeit einsehen können, wo sich ihre Wagen gerade befinden, wie lange der Fahrer noch am Steuer sitzen muss und wie seine Verbrauchsdaten aussehen)
• Kostenstrukturen und Preisbildung im Straßengüterverkehr
• Transportkostenmanagement bei Logistikdienstleistern und Verladern
• Optimierungsansätze im Transport- und Frachtenmanagement (teilautonomes Fahren, intelligente Verkehrssteuerung, Fahrerassistenzsysteme)
• CO2-Management im Transportbereich (denn mögliche strengere Regulierungen von CO2-Emissionen zur Erreichung internationaler Klimaschutzziele werden vor allem im Straßengüterverkehr spürbare Auswirkungen haben)
• Personalmanagement im Transportbereich (vor allem im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel und die besonderen Arbeitsbedingungen der Branche).
Weiterführende Informationen:
Aus Tradition verantwortungsvoll. Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020. Hg. von Häcker Küchen GmbH & Co. KG. Rödinghausen 2019.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Mobilität und Logistik: Richtige Wege, die nicht aufs Abstellgleis führen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.