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Macht Ihr Recruiting Ihr Unternehmen wirklich fit für die Zukunft?

Überall auf der Welt definieren Visionäre gerade das Mögliche neu. Vor allem die technologischen Innovateure sind wie auf Speed. Über alle Grenzen hinweg entwickeln sie Initiativen, die Ideen, Wissen und Können neu miteinander verknüpfen - und so unser Leben verbessern. Disruptiv kombinieren sie Technologien und vernetzen die virtuelle mit der realen Welt auf immer andere, neue, kühne, bahnbrechende Weise.

Neuerungen können aber nur dort entstehen, wo es den passenden Nährboden gibt: die Erlaubnis zum Widerspruch, eine ergebnisoffene Lernkultur und Freiraum zum Experimentieren. Zudem braucht es Menschen, die sich als Vorreiter und Pioniere, als Quer- und Weiterdenker, als Game Changer und Corporate Rebels mit Neugierde, Mut und Tatendrang ins Neuland wagen. Auch dorthin, wo noch niemand vor ihnen war.

„Für sowas haben wir eine Innovation Unit“, höre ich oft. Oh, oh! Innovationsgeist darf man nicht in eine Abteilung sperren, er muss das ganze Unternehmen durchfluten. Denn permanente Vorläufigkeit ist die neue Normalität. Nur die wendigen, flinken, anpassungsfähigen Firmen werden das überleben. Dies braucht Veränderungskraft und Adaptionsvermögen in jedem Bereich – und ganz besonders im tagtäglichen Tun.

Freigeister oder Konformisten: Wer wird bei Ihnen tatsächlich eingestellt?

Würden sich die Unternehmen mehr für ihre internen Freigeister öffnen, täten sie sich mit dem Sprung in die Zukunft unglaublich leicht. Doch vielfach sind solche Change Maker gar nicht erwünscht. Man hat sie fortgejagt, kaltgestellt, kleinmütig gemacht. Oder man lässt sie gar nicht erst ins Unternehmen hinein. Bereits im Bewerbungsprozess werden sie aussortiert, weil sie mangelnden Konformismus zeigen.

Konformismus erscheint zwar auf den ersten Blick überaus praktisch, doch in Wahrheit ist er äußerst gefährlich. Das Kritikvermögen versandet, Uniformität und Gleichschritt stellen sich ein. „So haben wir das hier schon immer gemacht“ ist in solchen Unternehmen ein gängiger Spruch. Das Ergebnis: Trägheit und Innovationsfeindlichkeit. Aus Sicht des Marktes: Mittelmaß und Beliebigkeit, dann Irrelevanz, dann das Aus.

Wer die Beschäftigten für konformes Verhalten einstellt, führt und belohnt, darf sich nicht wundern, dass es in seinem Unternehmen keine aktiven Freigeister gibt. Die haben das optimierende Mitdenken verlernt, haben mutlos aufgegeben, klein beigegeben oder die Firma längst verlassen. Dabei ist doch längst klar: Es braucht Andersmacher und Nonkonformisten, um den Sprung in die Zukunft zu schaffen.

Von nun an suchen und finden: Vorwärtsdenker und Zukunftsgestalter

Die besonderen Perlen, die, die den Unterschied machen und „das nächste große Ding“ liefern können, die Vorwärtsdenker und Zukunftsgestalter, die muss das Recruiting suchen und finden. Doch siehe da: Standardisierte Gesprächsverläufe sind noch immer die Norm. Verhält sich ein Kandidat wie erwartet, winkt man ihn durch. Verhält er sich anders als üblich? Wirft er womöglich das Gespräch aus der Bahn? Ein erstes Indiz für spätere Quertreiberei! Das könnte Ärger geben. Also dann lieber weg mit ihm.

Schauen wir weiter: In Assessment-Centern bestehen die Kandidaten, die das, was in Assessment-Centern verlangt wird, gut können. Diejenigen aber, die mit anderen als den vorgesehenen Lösungen kommen, die fallen durch. Im Onboarding-Prozess wird der/die Neue sogleich mit den „richtigen“ Verhaltensweisen vertraut gemacht. Und in Development-Centern geht es bei den vorgegebenen Aufgaben vor allem darum, anerkannte oder erwünschte Ergebnisse abzuliefern. Sie sind Trimm-Stationen für Stromlinienförmigkeit.

Um aber in Zukunft tonangebend zu sein, muss es den Unternehmen gelingen, sich für Innovatoren attraktiv zu machen. Vor allem für die Nachwuchsgeneration ist dies ein maßgebliches Jobauswahl-Kriterium. Die jungen Top-Talente agieren weniger konform und weniger konkurrierend, dafür flexibler, vernetzter, autonomer und auch kreativer. Sie sind hervorragend ausgebildet und sehr selbstbewusst. Sie wollen sich nicht gängeln oder in ein Schema pressen lassen. Solche Vorreiter des Neumachens und Andersgestaltens werden dringender gebraucht als jemals zuvor.

Anne M. Schüller schreibt über Touchpoint Management, Unternehmensführung, Kundenorientierung

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmensführung. Zu ihrem Kundenkreis zählt die Elite der Wirtschaft.

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