Macht “New Work” uns platt? Interview mit “Digitale Erschöpfung”-Autor Markus Albers
Ich gebe zu: Bei mir im Blog dreht sich sehr vieles um Digitalisierung und wie digitale Hilfsmittel uns – so die Hoffnung – helfen, Dinge, Prozesse, Probleme einfacher, besser, schneller oder auch billiger zu lösen. Nicht dass ich mir dabei nicht durchaus auch einen gehörigen Kopf um die damit einhergehenden Probleme mache – ich sag nur “Algoethik” – aber im Groben und Ganzen würde ich sagen, sind wir in unserer Berichterstattung doch eher, sagen wir mal, “techaffin”.
Und während ich dies schreibe, um 20.03 Uhr an einem Montagabend nach einem Arbeitstag, der um 8.30 Uhr begann und mehr oder weniger durchweg aus Bildschirmarbeit bestand, sehne ich mich doch eigentlich danach, all die Monitore mal auszuschalten. Und vielleicht ein Glas guten Riesling zu trinken…
Denn: Die digitalen Hilfsmittel haben uns zwar einerseits eine ganz lange Leine verschafft (ich sitze ja nicht mehr im Büro, sondern im Homeoffice…), aber dafür können wir diese Leine auch oft gar nicht mehr abstreifen… Abends noch an den Schreibtisch im Homeoffice, vorm Schlafen noch einen letzten Blick auf Twitter, morgens – die Augen sind noch gar nicht ganz geöffnet – der erste Griff auf den Nachttisch zum Smartphone… Tagsüber werden die Schritte und nachts die Tiefschlafphasen durch die Smartwatch getrackt. Das MyAnalytics-Tool von Microsoft bescheinigte mir für den zurückliegenden Monat sage und schreibe Null ruhige Tage, also solche ohne E-Mail-, Chat- und Anruftätigkeiten außerhalb der “Arbeitszeiten”…
Wer erkennt sich wieder?
All das hört sich nicht so nach Freiheit an. Auf jeden Fall mehren sich die Anzeichen, dass all die Verheißungen dessen, was wir unter “Arbeit 4.0” oder “New Work” diskutieren und ausprobieren, eben doch auch seine Schattenseiten hat.
Und so traf es sich, dass ich vor ein paar Wochen vom Career Service der Uni Hamburg eingeladen war, an einer Podiumsdiskussion zum Thema “Digitale Erschöpfung“ teilzunehmen. Und dort lernte ich, zum einen durch seinen wunderbaren Eröffnungsvortrag, zum anderen dann durch den überaus anregenden Austausch während der Diskussion, Markus Albers kennen.
Markus ist nicht nur Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter der Berliner Digitalagentur Rethink und ähnlich wie ich seit Ende der Neunziger in der Medien- und Digitalszene unterwegs, sondern er ist auch Journalist und Buchautor. Und sein neuestes Buch trägt den Titel – genau – Digitale Erschöpfung…
Und da ich nicht nur glaube, dass uns insgesamt als Gesellschaft dieses Thema in den nächsten Jahren noch sehr sehr massiv beschäftigen wird, sondern ich darin auch ein wichtiges Themenfeld in der Personalgewinnung sehe, Stichwort: Cultural Fit, habe ich mir Markus gleich mal zu einem Interview geschnappt…
Here we go…
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