Mitarbeiter für die Digitalisierung fit machen? Geht nicht, wenn Unternehmen selbst nicht flexibel weiterbilden!
Gestern noch „State of the Art“, heute schon völlig überholt und was morgen passiert? Das weiß keiner so genau. Die moderne, digitale Arbeitswelt bringt nicht nur wöchentlich eine Reihe neuer Tools und Anwendungsfälle mit sich. Um diese zu bewältigen, ist auch eine gehörige Portion „digitale Ertüchtigung“ nötig und der Wille, sich selbst immer wieder neugierig auf diese neuen Möglichkeiten einzulassen. „Brauchen wir nicht, haben wir schon immer so gemacht“ hat ausgedient.
Will ich im Arbeitsleben für die Digitalisierung gewappnet sein, bedeutet das für mich: Ich muss mich nicht nur bemühen, neue Medien und Kommunikationskanäle zu verstehen, mit ihnen umzugehen und sie entsprechend zu nutzen. Ich muss auch mein jahrzehntelang gelerntes Denken und Verhalten immer wieder überprüfen und bereit sein, mich zu ändern. Keine Dateien mehr per E-Mail verschicken, sondern sich in virtuellen Arbeitsräumen austauschen, Chat-Gruppen für die Kommunikation nutzen – das sind nur einige Beispiele, die langjährig trainiertes Verhalten obsolet machen. Zudem weiß ich nicht, welche neuen Trends für die Arbeitswelt wichtig werden und wie diese dann meinen Arbeitsalltag verändern werden. Offen sein, wach sein, Dinge auch einmal umsonst ausprobieren. All das sind Eigenschaften, die nicht immer zum täglichen Berufsleben passen.
Mutig sein, Neues ausprobieren und die Mitarbeiter einbeziehen
So habe ich persönlich zum Beispiel beobachten können, dass noch vor zehn Jahren Lotus Notes und E-Mail die „Nummer 1“-Plattformen und Werkzeuge waren, um in Unternehmen intern zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Heute dürfte hingegen mittlerweile in fast jedem Unternehmen angekommen sein: Ohne Office 365, Slack, Microsoft Teams und Mitarbeiter-Apps wird es zukünftig einfach nicht funktionieren. Das zu erkennen – und dann auch in die Praxis umzusetzen – braucht aber eben genau diesen wachen Geist, den Mut, Neues auszuprobieren und auch das Einbeziehen des Feedbacks und der Bedürfnisse der eigenen Mitarbeiter.
Mitarbeiter können immer nur so digital fit sein, wie es auch ihr Unternehmen ist
Damit kommen wir auch schon zum springenden Punkt: Immer wieder höre und lese ich, dass es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen an digitalem Know-how fehlt. Laut der Studie „Digital-Atlas“ sagen z. B. 58 Prozent der deutschen Unternehmen, dass sie den Mangel an digitalen Kompetenzen als größtes Hindernis bei der Digitalisierung sehen. Und das trotz all der privaten Nutzung von Social Media und E-Commerce-Plattformen. Sind also die Angestellten schuld, wenn es mit der digitalen Transformation des eigenen Unternehmens nicht so klappt wie gedacht? Keineswegs! Denn Mitarbeiter können immer nur digital so fit sein, wie es auch ihr Unternehmen fördert. Die Arbeitswelt wird von Mitarbeitern nicht als privates Umfeld wahrgenommen und daher werden die digitalen Fähigkeiten auch nicht immer 1:1 in das Unternehmen übertragen. Privat Power-User bei WhatsApp, im Unternehmen eine Kultur, die zum digitalen Verweigerer erzieht. Das ist leider keine Seltenheit trotz aller Digital-Teams, Digital-Laboren und digitaler Transformationsprojekte.
Nicht alles auf einmal wollen: Digitale Weiterbildung als Prozess
Was muss sich ändern? Für Unternehmen gilt es unter anderem, digitale Fähigkeiten in flexiblen, pragmatischen Modulen zu schulen und bei den Mitarbeitern herauszubilden. Zwar sind zertifizierte Kurse mit und bei externen Partnern im Rahmen von Weiterbildungsangeboten immer noch wichtig. Aber sollen Mitarbeiter wirklich digital befähigt werden, so braucht es vor allem auch eines: Interne kurze Lernangebote (z. B. Zwei-Stunden-Kurse), die immer wieder neue Impulse und Anreize setzen. Doch damit nicht genug: Das Mitarbeiter-Feedback zu diesen Kursen muss auch adaptiert werden, um sie entsprechend weiterentwickeln bzw. neu ausrichten zu können. Und dabei geht es nicht darum, die große „Digitalisierungskeule“ zu schwingen, sondern vielmehr darum, die Mitarbeiter Stück für Stück und entsprechend ihrer Bedarfe weiterzubilden und sich als Organisation stets die nötige Agilität und Flexibilität zu bewahren.
Wissensaufbau und -transfer durch spezielle Trainingsangebote für Mitarbeiter
Um genau dies zu schaffen, haben wir in unserer Agentur z. B. im Frühjahr dieses Jahres die HIRSCHTEC Academy ins Leben gerufen, die sich Folgendes zum Ziel gesetzt hat: Die digitalen Kompetenzen unserer Mitarbeiter zu fördern, Wissen für den Umgang mit verschiedenen digitalen Arbeitswerkzeugen aufzubauen bzw. weiterzuentwickeln und die Mitarbeiter in der Nutzung unserer internen Tool-Landschaft zu schulen. Gleichzeitig soll die Academy aber auch einen Raum für Zukunftsforschungen zum digitalen Arbeitsplatz bieten.
Das Ganze gestaltet sich dann in der Praxis wie folgt: In der Geschäftsführung haben wir die wichtigen strategischen Kernkompetenzen herausgearbeitet und dafür mit dem Leiter der Academy einen Rahmen für den Kursplan entwickelt. Dieser besteht aus drei- bis vierstündigen Grundlagenschulungen, die durch ein- bis zweistündige Impuls-Workshops ergänzt werden. Weiter laden wir externe Experten ein, die im Rahmen von Tagesseminaren neue Themen und Trends mit unseren Mitarbeitern im Hinblick auf unsere Projektmethodik adaptieren.
Die eigenen Trainings werden von ausgewählten Mitarbeitern, die Experten in dem jeweiligen Themengebiet sind, vorbereitet und praxisnah an unseren Agenturstandorten durchgeführt sowie auf Video festgehalten. So wird das Wissen kontinuierlich in die Organisation hineingetragen. Zudem können sich die Mitarbeiter über die „Academy“-Gruppe in Yammer, unserer Social-Networking-Plattform, zu neuen Themen, die uns als Agentur bewegen, oder Anforderungen, die sich aus dem Projektgeschäft ergeben, austauschen. Diese werden dann durch die Academy-Verantwortlichen evaluiert und fließen wiederum in das Trainingsangebot mit ein.
Für sich selbst den richtigen Weg bei der digitalen Transformation finden
Natürlich ist der Weg, den wir beschreiten, nur einer von vielen, die Unternehmen gehen können, um a) im digitalen Zeitalter stets beweglich zu bleiben und b) auch immer ein Ohr für ihre Mitarbeiter zu haben, sie entsprechend ihrer Bedürfnisse zu coachen und sie kontinuierlich in den Digitalisierungsprozess einzubeziehen.
In diesem Sinne: Lassen Sie uns alle nie aufhören, zu lernen. Ich bin gespannt auf den Austausch mit Ihnen zu Ihren Erfahrungen!
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Vor 15 Jahren gab es weder soziale Medien noch Smartphones, agiles Arbeiten war hierzulande unbekannt. Unvorstellbar, was in den kommenden 15 Jahre alles Neues entstehen und wie sich unsere Arbeitswelt entwickeln wird! In welchen Berufen werden wir künftig überhaupt arbeiten – und wie? Wie verändert die künstliche Intelligenz den Recruiting-Prozess? Wird die Arbeitswelt von morgen gerechter sein – oder tiefer gespalten?
Zusammen mit dem Zukunftsforscher und Gründer des Trendbüros, Professor Peter Wippermann, hat XING 15 Trends untersucht, die Arbeitnehmer und Unternehmen betreffen und die Gesellschaft verändern werden. Unsere Prognosen basieren auf der wissenschaftlichen Expertise des Trendbüros, einer repräsentativen Umfrage unter den XING Mitgliedern und E-Recruiting-Kunden sowie aus unserer Erfahrung als Vorreiter beim Thema New Work.
Die 15 Trends lassen wir ab dem 5. November täglich auf XING diskutieren – auf XING Klartext, von unseren XING Insidern und im XING Talk. Alle Beiträge finden Sie gesammelt auf einer News-Seite.
In der Woche ab dem 5. November dreht sich alles darum, was sich für den einzelnen Arbeitnehmer ändert.
Ab dem 12. November diskutieren wir eine Woche lang die Folgen des Wandels für Unternehmen.
Eine Woche später, ab dem 19. November, thematisieren wir, wie sich unsere Gesellschaft verändern wird.
Bei Fragen, Feedback und Ideen erreichen Sie die Redaktion von XING News unter klartext@xing.com. Wir freuen uns auf spannende und hitzige Diskussionen!