Motivierend führen will gelernt sein: Was der Fußball und die Berufswelt gemeinsam haben
Bilder von wutentbrannten – in diesem Fall überwiegend männlichen – Trainern gibt es nahezu an jedem Spieltag und in jeder Liga zu sehen. José Mourinho und Arsène Wenger, die sich streiten und schubsen wie Schuljungen (2014). Huub Stevens, der die Spieler seiner Mannschaft auf dem Trainingsplatz als „Affen“ bezeichnet (2015). Oliver Kahn und Hasan Salihamidzić, die die mediale Fußballwelt zunehmend mit ihren fast schon reflexhaft wirkenden Entscheidungen aufwühlen und TV-Experten wie ganz „Fussballdeutschland“ zu wildesten Spekulationen verleiten (2023).
Selbst Trainer·innen und Funktionäre auf Topniveau zeigen Schwächen in der gezielten Wahrnehmung und Regulation ihrer Impulse und Emotionen – mit häufig sichtbaren Auswirkungen in den Entscheidungsfindungen und in den sozialpsychologischen Dynamiken innerhalb des Mannschaftsgefüges. Die bemüht fachliche Einordnung im Nachgang solcher Situationen durch die Akteure selbst lässt die Zuhörer nicht selten erstaunt zurück.
Der Zufall, ob ein Weisungsverhalten (wie z.B. ein Trainerrauswurf) oder eine Beziehungsaussage (z.B. einem Spieler gegenüber) wirksam ist oder nicht, Erfolg nach sich zieht oder auch leistungshemmende Demotivation, nimmt in diesen und vielen anderen Situationen und Handlungen in und um den Spitzenfußball großen Raum ein. Vor und hinter den Kulissen. Mir fällt dazu immer das Bild von dem Affen ein, der ganz beseelt davon, eine herausragende Idee gehabt zu haben, den Fisch ganz fürsorglich auf den höchsten Ast seines Baumes setzt, damit er sich dort endlich richtig gut entwickeln kann.
Als Trainer bist du immer sozial gefragt, fast mehr als Psychologe. 70 Prozent der Arbeit macht die mentale Seite aus, der Rest dreht sich um inhaltliche Fragen. Der Menschenführer ist mehr wert als der Topfachmann.Julian Nagelsmann (2016)
Die individuellen Bedürfnisse und intrinsischen Motivationen der eigentlichen Akteure, der Spieler, sind kaum differenziert bekann****t. Geschweige denn werden sie strategisch in der Förderung genutzt. Daher finden sie im Trainerhandeln über intuitive Einschätzungen basierend auf der eigenen Haltung hinaus keine Berücksichtigung in der Trainer-Spieler-Beziehung. Erste Vereine, wie der FC St. Pauli, beginnen nun, das Thema der individualisierten und motivbasierten Entwicklung von Spielern in ihren Nachwuchsleistungszentren bis hoch in den Lizenzbereich Stück für Stück zu etablieren. Denn es sind die Spieler, die High Potentials der Vereine, die über Erfolg und Misserfolg des gesamten Systems maßgeblich durch ihre Leistung auf dem Platz mitentscheiden.
„Die Beschäftigung mit und, daran anknüpfend, die Implementierung von motivbasierter Führung im professionellen Nachwuchsfußball hat unsere Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum auf ein ganz neues Level gehoben“, so Benjamin Liedtke, Leiter Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli. „Intuitives Führen von Nachwuchssportlern durch professionelle, performancefokussierte und an der Persönlichkeit der Spieler orientierte Führung zu ersetzen, hilft uns, unsere Spieler auf ihrem Weg zum Profisportler bestmöglich zu begleiten."
Parallelen zwischen Führungskräften, den High Potentials der Wirtschaft, und Trainer·innen im Leistungs- und Profisport
Aus dem Transfer zwischen den persönlichen Motiven und den daraus individualisierten Trainings- und Beziehungsbedingungen erwächst eine strategisch optimierbare Leistungsmotivation bei den Sportler·innen, die sich im Wettkampfhandeln widerspiegelt. Wo also eine konsequente Ausrichtung des Trainer·innenhandelns an den Bedürfnissen der einzelnen Sportler·innen zu messbarer Leistungssteigerung beizutragen imstande ist, da lässt sich feststellen: in Leistungsbereichen der Wirtschaft sieht es genauso aus.
Denn deutlich mehr als schlechte Bezahlung ist die dauerhafte Demotivation aufgrund fehlender Berücksichtigung persönlicher Motive**.** Die persönliche Abwendung vom Unternehmen ist darauffolgend einer der maßgeblichen Gründe für Minderleistung und Kündigung der High Potentials. Da fällt einem der Fußballprofi Timo Werner und dessen durchwachsene Leistung unter Trainer Thomas Tuchel vor seiner zunehmend offenkundig erfolgreichen Rückkehr zum RB Leipzig ein. Immer wieder stand in Interviews das Thema der fehlenden Wertschätzung und des zu geringen Vertrauens durch den Trainer, aber auch – damit korrespondierend - die zunehmende Verunsicherung des Spielers und dessen massiv schwindender Motivation im Raum der medialen Diskussion.
Die Führungskraft kann die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter·innen in nahezu allen Handlungsbereichen zum Anlass nehmen, durch motivbasierte Führung eine größere individuelle Arbeitsfreude zu schaffen. So werden leistungsmotivierte und mit dem Unternehmen verbundene Mitarbeiter·innen vorgefunden – nicht zufällig, sondern durch gesteuertes Handeln befördert. Es lassen sich, ebenso wie im Trainings- und Wettkampfcoaching im Fußball, durch gezielte auf die intrinsische Motivation der Mitarbeiter·innen abgestimmte Impulse und Aufgabenstrukturen nachhaltige Bindungs- und Leistungszuwächse verzeichnen. Und die halten sogar einem regelmäßigen Wechsel der Führungskraft gut stand, solang diese sich mit der gleichen Philosophie des motivbasierten Führens verbunden fühlt und danach auch konsequent handelt. Wie es nun jedoch beim FC Bayern München weiterläuft, werden wir sehen. ;-)
Welche Erfahrungen habt ihr mit motivbasierter Führung im Arbeitsalltag oder im Sport gemacht? Wo seht ihr Überschneidungen? Ich freue mich auf den Austausch mit euch!
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Wir erleben im Fußball also immer noch zu viel Zufall, zu viele Bauchentscheidungen aus Impulsen heraus. Hochtalentierte Spieler und ganze Mannschaften verlieren Leistungsfähigkeit ohne erkennbaren Grund. ElevenHeads steht für mehr Selbststeuerung, mehr Strategie, mehr Wissen um die Auswirkungen intuitiven Führens im Leistungs- und Profisport auf höchstem Niveau. Performance muss kein Zufall sein. Wir bieten Ausbildung in motivbasierter Führung und Performance-Coaching für Trainer·innen, Althlet·innen und High Potentials an. Habt ihr Fragen zu dem Projekt? Dann kontaktiert mich gern!