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(Shutterstock)

Muss ich für eine neue Stelle Werbung für mich machen?

Das fragte mich neulich ein Kandidat, der eine Outplacement-Beratung für sich beanspruchen konnte. Meine Antwort war ein klares JA. Und ich realisierte, dass dies nicht erwartet wurde. «Wie soll ich das denn aber machen?», kam es zurück. «Schliesslich habe ich mir doch beruflich meinen Status errungen**. Ich bin jemand.** Bis jetzt hatte ich immer sehr gute Positionen, und diese habe ich mir durch Einsatz und Engagement verdient.»

Viele Kandidatinnen und Kandidaten im Alter 45+ halten Wissen, Können, Erfahrungen und bisherige Positionen automatisch für Garanten des Erfolgs bei der Stellensuche. Es wird als selbstverständlich angenommen, dass die Karriere bei einem Stellenwechsel weitergeht wie bisher, dass also der Weg offen steht für eine höhere oder zumindest gleich hohe Position. Die Kandidaten setzen auf eine vermeintliche Aussagekraft ihrer letzten Funktion und gehen davon aus, dass der Markt dies erkennt. Sie glauben, dass Recruiter von sich aus wahrnehmen, was sie in ein Unternehmen einbringen.

Doch heute müssen sie sich auf dem Markt aktiv präsentieren, sie müssen sich von Anbeginn an im Stellenbewerbungsprozess von den Mitbewerbern abheben und «verkaufen». Das stand seit langem nicht mehr im Fokus bei ihnen.

Zudem ist es so, dass sich die Stellenprofile in Führungsfunktionen verändert haben. In den Ausschreibungen von heute werden bei Führungspositionen andere Anforderungen verlangt als früher. Erschwerend kommt hinzu, dass aktuell viele hochqualifizierte Stellensuchende früher Quereinsteiger waren, die gewisse damalige Voraussetzung nicht abdecken konnten und erst durch «learning by doing» allmählich erfüllten. Personalverantwortliche können solche Lebensläufe oftmals nicht interpretieren.

«Sich verkaufen» bedeutet nicht sich anbiedern oder aufdrängen, sondern es bedeutet: die Möglichkeiten nutzen, die heute durch Online- und Offline-Präsenz gegeben sind.

Bei Bewerberinnen und Bewerbern 45+ stellen Personalverantwortliche bereits die Frage, ob jene Kandidaten, ungeachtet ihres Fachwissens, fähig sind, die raschen Veränderungen mitzutragen, denen die Unternehmen sich in den kommenden Jahren stellen müssen. Wenn also jemand «nur» den Lebenslauf als Basis nimmt, kann nicht vermittelt werden, ob diese Person auch fähig ist, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen zu erkennen und positiv anzunehmen.

Auch von zeitgemässen Werkzeugen im Stellenfindungsprozess, wie Talent- und Empfehlungsmanager, kann nur profitieren, wer über ein Online-Profil verfügt, das überhaupt gefunden wird.

Deshalb ist es wichtig, Werbung für sich zu machen, «sich für den Job verkaufen», und das verlangt:

• Das Erkennen der eigenen Möglichkeiten und Neupositionierung

• Die Ausarbeitung eines starken aussagekräftigen Profils und eines Elevator Pitchs

• aktive Präsenz in Fachgruppen und Netzwerken

• Kontaktaufnahme mit Entscheidungsträgern von möglichen Arbeitgebern

• Aktivierung des beruflichen Netzwerkes aus früheren Positionen und Engagements

Auch wer im Moment für sich entscheidet, nicht in der vituellen Welt Präsenz zu zeigen, sollte die Selbstpositionierung und Ausarbeitung eines Portfoliotextes vorbereiten. Alleine dieser Prozess ist bereits ein Teil der persönlichen Weiterentwicklung, die im Berufleben nie zu Ende ist.

Petra Rohner

Petra Rohner schreibt über Frauen, Business, Networking, Netzwerke

Mit PR Consulting GmbH lege ich den Fokus auf die Beratung von Fach-und Führungskräften im Bewerbungsprozess, oder in Neuorientierung. Mit den Büchern "EINFLUSSREICH NETZWERKEN" vermittel ich meine Erfahrungen im beruflichen Netzwerken. Als Ambassadorin Frau und Business vernetze ich Frauen im XING.

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