Der Fachliche Beirat des Projekts „Nachhaltig Erfolgreich Führen. IHK-Management-Training“ zu Gast bei Häcker Küchen - Häcker Küchen/DIHK

Nachhaltig erfolgreich führen: Warum Manager neu ausgebildet werden müssen

Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Personalmanagement im Wandel

Die Digitalisierung ist ein umfassender, gesellschaftsweiter Akt der Transformation. Sie verändert unsere durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität bestimmte „VUKA-Welt“ radikal. Dies setzt Unternehmen unter Druck, denn die Rahmenbedingungen ändern sich immer schneller. Verstärkt wird dieser Druck zusätzlich von innen: Zwar sind über die Hälfte der Mitarbeiter in den Unternehmen mittlerweile veränderungsbereit, doch fehlt es häufig an der Kompetenz, diese Veränderungen nachhaltig und erfolgreich umzusetzen. Ein dynamisches Umfeld, das mit immer neuen Anforderungen konfrontiert wird, erfordert Menschen mit einem unternehmerischen inneren Setting, um diese Chancen zu erkennen und optimal zu nutzen. Um in einer demografisch herausfordernden Welt richtig zu handeln und sich an die Dynamik der Märkte anzupassen, braucht es deshalb neue Anforderungen wie Agilität, Flexibilität und digitales Denken.

Vor allem die Personalabteilungen stehen vor schwierigen Aufgaben, die mit bisher gängigen Instrumentarien kaum mehr zu bewältigen sind. Es braucht deshalb einen Paradigmenwechsel gegenüber traditionellen Ansätzen des Personalmanagements. Um hier bestehen zu können, sind Flexibilität und Lernfähigkeit grundlegende Kompetenzen, aber auch der Mut, bestehende Geschäftsmodelle zu hinterfragen, an eigene neue Ideen zu glauben und sich für deren Umsetzung mit Leidenschaft einzusetzen. Voraussetzungen sind: eine auf Wandel, Innovation und Adaption ausgerichtete Führung, die sich rasch auf neue Situationen einstellen kann, die Initiative ergreift, um notwendige Veränderungen umzusetzen und die dafür sorgt, dass die gesamte Organisation agil handelt.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass „das nachhaltige Personalmanagement den Fokus von stetiger Kostenoptimierung und kurzfristigen Gewinnen auf langfristigen ökonomischen Erfolg und zukunftsfähigen Investitionen in das Humankapital“, sagt Franz Xaver Bogner, der bei der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe, deren Kerngeschäft die Rekrutierungsunterstützung über die Personaldienstleistung vor allem im akademischen Umfeld ist, als Senior Consultant (Rentner im „Unruhestand“) arbeitet und das Unternehmen mit seinem langjährigen Erfahrungswissen unterstützt. Durch die Übernahme unternehmerischer und sozialer Verantwortung ergeben sich für ihn Wettbewerbsvorteile auf mindestens zwei Weisen: „Zum einen führt eine hohe Mitarbeiteridentifikation zu besserer Leistung im Alltag. Zum anderen zahlt nachhaltige Personalpolitik auf die Arbeitgeberattraktivität ein.“

Der Wandel bei neuen Technologien und Geschäftsmodellen muss mit einem Wandel bei der Managerausbildung einhergehen

Vor allem aber braucht es eine Brücke zum Thema Nachhaltigkeit. Im September 2015 hat die UN in der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ 17 Ziele formuliert, welche die Weltgemeinschaft bis zum Jahr 2030 erreichen will: die Sustainable Development Goals (SDGs). Unternehmen sollen zum Erreichen dieser Ziele beitragen. Deshalb braucht es auch hier es entsprechende Gestaltungskompetenzen, Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die mit den Anforderungen der VUKA-Welt verbunden werden. Die DIHK-Bildungs-GmbH entwickelt ein modulares, bundeseinheitliches IHK-Management-Training, das Führungskräfte dafür qualifiziert, die Prinzipien von Nachhaltigkeit in ihrem beruflichen Handeln konkret anzuwenden. Das Projekt "Nachhaltig Erfolgreich Führen" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von der IHK-Organisation gemeinsam mit der DIHK-Bildungs-GmbH realisiert. Es werden damit folgende Ziele verfolgt:

• Nachhaltigkeit als Leitmotiv und Strategie einer zukunftsorientierten Unternehmensführung im Management (insbesondere der mittelständischen Wirtschaft) weiter zu implementieren

• erweiterte bereichsspezifische Kompetenzen zu trainieren, um die operative Arbeit des mittleren Managements im jeweiligen Verantwortungsbereich (z.B. Einkauf, Logistik, Digitaler Transformation, Forschung & Entwicklung, Produktion, Controlling, Marketing oder Personal) unter Aspekten der Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln.

Die bisherige Praxis zeigt, dass Nachhaltigkeitsmanagement seine Wirksamkeit nicht optimal entfalten kann, wenn es allein aus einer einzelnen Abteilung heraus betrieben wird. Das IHK-Management-Training zielt deshalb darauf ab, die Nachhaltigkeitsgrenzen in Unternehmen zu überwinden. Es braucht dafür allerdings auch und vor allem die Unterstützung der obersten Führungsebene beziehungsweise des Inhabers sowie der Bereichsleiter sowie der CSR-/Nachhaltigkeitsmanager. „So erhält das Thema Nachhaltigkeit Support von oben und Durchsetzungskompetenz in allen relevanten Unternehmensbereichen, heißt es auf der DIHK-Website https://www.dihk-bildungs-gmbh.de/news/2019/neues-ihk-management-training/, auf der auch erläutert wird, was „Nachhaltige Führung“ konkret bedeutet: Sie umfasst alle strategischen und operativen Entscheidungen sowie Maßnahmen, die unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte den langfristigen ökonomischen Erfolg des Unternehmens sicherstellen sollen.

Am 24. Oktober 2019 fand die 2. Sitzung des Fachlichen Beirats des Projekts „Nachhaltig Erfolgreich Führen. IHK-Management-Training“ bei Häcker Küchen am Standort in Rödinghausen, Ostwestfalen statt. Marketingleiterin Gisela Rehm lud die Teilnehmenden des Projektbeirats, zu dem auch Franz Xaver Bogner gehörte - der den Geschäftsführer der Neumüller Unternehmen, Werner Neumüller, vertrat, und im DIHK-Fachmodul „Personalmanagement und -entwicklung“ (Modulverantwortlichen: Samuil Simeonov) arbeitet - zu einer Firmenführung ein, stellte die Nachhaltigkeitsvorhaben bzw. CSR-Ausrichtung des Unternehmens vor sowie die hochautomatisierte Produktion des Unternehmens. Das inhabergeführte Familienunternehmen Häcker Küchen besteht seit 1898 und produziert seit 1965 moderne Einbauküchen. Das Familienunternehmen möchte Bewegung in die Köpfe der Menschen bringen und ein allgemeines Bewusstsein dafür schaffen, dass Nachhaltigkeit eine große Bedeutung für unsere Gesellschaft einnehmen muss und nicht losgelöst von Digitalisierungsprozessen betrachtet werden darf. Die Vorstellung von Nachhaltigkeit ist hier mit folgenden drei Tätigkeitsbereichen verbunden: globale Wertschöpfungsketten, einem effizienten Umgang mit natürlichen und begrenzten Ressourcen und der Verpflichtung zum transparenten gesellschaftlichen Dialog.

Auch Franz Xaver Bogner betont, wie wichtig es ist, dass das TOP-Management für die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext sensibilisiert wird. „Sie sollen die Potenziale, die sich aus einer zukunftsfähigen Unternehmensausrichtung ergeben, erkennen, reflektieren und idealerweise in ihre eigenen Entscheidungsprozesse einbeziehen.“ Führungskräfte des mittleren Managements sollten wiederum „dafür qualifiziert werden, die Prinzipien von Nachhaltigkeit in ihrem Denken und Handeln als Führungskräfte in der digitalen Transformation von Unternehmen zu berücksichtigen und somit unternehmerische Nachhaltigkeitsziele fördern.“ Dabei kommt den regionalen IHKs die Aufgabe zu, das Management-Training im IHK-Umfeld zu positionieren und vor Ort Unterstützer und Multiplikatoren („Agenten des Wandels“ und „Mentoren der Nachhaltigkeit“) zu finden. Dabei sollten aktuelle Tendenzen aus Wissenschaft und Praxis adäquat und kompetent berücksichtigt werden. Ein solches Training für Führungskräfte bietet „Hilfestellungen für viele Situationen im Geschäftsleben eines Vorgesetzten, wobei die Wissenschaft primär Hintergrundinformation und Einblick in Zusammenhänge ermöglicht, während Praktiker Erfahrungen und neue Entwicklungstendenzen konkret einbringen können“, so Bogner. Im Wesen dieses Management-Trainings liegt es, dass hier keine „Rezepte“ angeboten, sondern Anregungen gegeben werden sowie neue Sichtweisen oder innovative Perspektiven erarbeitet werden können.

Die „Agenten des Wandels“ sensibilisieren und fördern das Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit. Dazu müssen Hebel - individuelle Veranstaltungsformate in Organisationen wie IHKs, Gremien von IHKs, Arbeitskreise, Wirtschaftsjunioren, Wirtschafts- bzw. Forschungsnetzwerke, Cluster - gefunden, gestaltet und nutzbar gemacht werden. „Mentoren der Nachhaltigkeit“ qualifizieren und stärken Kompetenzen zur Begleitung der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dazu müssen im Thema erfahrene Menschen (z.B. CSR- bzw. NachhaltigkeitsexpertInnen, ProfessorInnen, Coaches, Change Manager und Beraterinnen) befähigt werden, ihr praktisches Wissen an andere Menschen weiter zu geben.

Weiterführende Informationen:

Helga Berg: Auszubildende engagieren sich für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. Fachkräfte von morgen handeln heute bereits nachhaltig. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.

CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler, Berlin Heidelberg 2019.

Werner Neumüller: Gutes Klima: Warum Unternehmen einen Kompetenzmix aller Generationen brauchen. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.

Gisela Rehm: Nachhaltigkeit braucht Markenkraft. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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