Nachhaltige Digitalisierung: Warum wir innovative Weiterbildungskonzepte brauchen
Die sozialen Medien sind für die meisten heute das wichtigste Kommunikationsinstrument geworden. Da aber Spezialkenntnisse im Zeitalter der Digitalisierung sehr schnell veralten, sind Fortbildung, Qualifizierung, Prozess- und Medienkompetenz gleichermaßen erforderlich.
Der aktive, kritische und kreative Umgang mit digitalen Medien wird künftig auch über Lebens- und Berufsperspektiven entscheiden. Weil sich das Umfeld immer schneller wandelt, erfordert der demografische und technologische Wandel deshalb qualifikatorische Anpassungsprozesse. In vielen Berufen wird der Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) zum Arbeitsalltag gehören. Grundsätzlich wird es darum gehen, mit digitaler Unterstützung Infrastrukturen, Kapazitäten und Kompetenzpotenziale von Unternehmen in ihrer Gesamtheit möglichst optimal auszunutzen.
Unternehmen sollten gewährleisten, dass ihre Mitarbeiter richtig aus- und weitergebildet werden
Ein Spezialist muss sich heute in einem Team aus verschiedenen Kompetenzen zurechtfinden können. Interdisziplinäres Arbeiten und ein ganzheitlicher Blick werden vor diesem Hintergrund zunehmend bedeutsamer. Mitarbeitenden müssen nicht unbedingt mehr Qualifikationen aufweisen können, sondern andere als heute. So hat beispielsweise ein Maschinenbauingenieur Grundkenntnisse der Informatik, der Elektrotechnik/Elektronik, der Aktuatorik, Steuerungs- und Regelungstechnik in seinen Berufsalltag mitzubringen. Damit steht die Ausbildung von Konstrukteuren vor der Herausforderung, dem Wandel an Tätigkeitsfeldern und Anforderungen mit angepassten Lehrinhalten und Ausbildungskonzepten zu begegnen. Je eher sie neu qualifiziert werden, desto größer ist die Chance, dass die digitale Revolution gelingt und zu einer Chance für alle wird.
„Aufgrund dieser Trends müssen Ausbildungsstrategien und Bildungspläne konzipiert werden, die junge Menschen auf den Arbeitsmarkt der Zukunft vorbereiten“, schreibt Felix Sühlmann-Faul in seinem Buch „Der blinde Fleck der Digitalisierung“, das sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Nachhaltigkeit und digitale Transformation in Einklang bringen lassen. Mit den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) wurden bis 2030 universelle und klare Ziele für alle 193 ratifizierenden Nationen gesetzt. Die Vereinten Nationen haben alle Länder dazu aufgerufen, an dieser Entwicklung auf der Basis der Eigeninitiative und der Selbstverantwortung mitzuwirken. Die SDGs wurden auf Betreiben der UN im September 2015 von den Regierungen der Welt beschlossen. Sie skizzieren eine neue und weltweite Agenda, um Armut und Hunger zu reduzieren, Gesundheit zu verbessern, Gleichberechtigung zu ermöglichen und unseren Planeten zu schützen. Echte Fortschritte werden kaum möglich sein, wenn nicht alle Kinder und Jugendliche weltweit eine hochwertige Bildung erhalten. Deshalb spielt Bildung (Ziel 4) eine zentrale Rolle.
Die Investition in diesen Bereich und die Stärkung des Bildungssektors ist der Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung eines Landes und seiner Menschen. Es ist deshalb dringlich, für alle Menschen eine chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherzustellen. Allerdings will auch das Lernen gelernt sein, denn Lernkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation, die mit kognitiven und emotionalen Strukturen gleichermaßen zu tun hat: Das, was man gern tut, behält man auch länger im Gedächtnis.
Unsere wirtschaftliche Stabilität und nachhaltiges Wirtschaftswachstum hängen unmittelbar davon ab. Zu den wichtigsten Trends der nächsten Jahre gehören adaptives Lernen, Lernen in digitalen Communitys und lebenslanges Lernen. Die Wirtschaft beklagt den Fachkräftemangel, und die Politik spricht über „innovative Weiterbildungskonzepte“, sagt aber nicht, wie diese genau aussehen sollen, meint der Techniksoziologe Sühlmann-Faul. Von besonderer Bedeutung für die Bewältigung der digitalen Disruption des Arbeitsmarkts sind deshalb die Themenfelder Qualifikation und Weiterbildung: „Die Ausbildungsqualität ist in Deutschland zwar allgemein gut, jedoch wird von politischer Seite zu wenig dafür getan, die Inhalte an die Herausforderungen einer Arbeitswelt anzupassen, die zunehmend durch digitale Prozesse gekennzeichnet ist.“ Es bedarf deshalb der Kooperation zwischen Politik und Unternehmen, um praxisnahe Fortbildungen anzubieten, die einen Fachkräftemangel begrenzen und dafür Kompetenzen stärken.
Digitale Transformation: Neue Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung
Digitalisierung und Gesellschaft: Wie werden wir morgen arbeiten?
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, 2. Auflage, Heidelberg Berlin 2021.
Felix Sühlmann-Faul, Stephan Rammler (Hrsg.): Der blinde Fleck der Digitalisierung. Wie sich Nachhaltigkeit und digitale Transformation in Einklang bringen lassen. Oekom Verlag, München 2018.
Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.