Nachhaltige Holzwirtschaft: Aus den Erfahrungen von Bio lässt sich lernen
Das lateinische „manu factum" (zu Deutsch: das Handgemachte) trifft nicht nur den Nerv der Zeit, sondern auch den einer wachsenden Zahl von Konsument:innen, die der glatten Welt der Industrieprodukte den Rücken kehren.
Handgefertigte hochwertige Produkte aus Holz und ihre Herstelltechniken erinnern an eine Welt, die nicht digital, sondern „wirklich" präsent ist – analog und lebendig. In seinem Buch „Analog ist das neue Bio" (2017) verweist der Autor Andre Wilkens auf die Mahnung eines Freundes: dass Analog (wie vor einigen Jahren Bio) teurer als Digital sein und sogar zu einem Luxus werden wird, „den sich nur die Gutbetuchten leisten können. Vielleicht werden wir eine ganz geerdete analoge Oberschicht bekommen, während der Rest in die digitale Cloud verfrachtet wird.“ Allerdings zeigt die Geschichte von Bio auch, dass es nicht so (weit) kommen muss – und diese Entwicklung eben auch von uns abhängt. Je mehr wir Analog gehen, desto günstiger werden auch Dienstleistungen und Produkte – „einfach durch e c o n om y of s c a l e und Wettbewerb“. Indem sich die Nische immer mehr ausbreitet, desto mehr kann sie letztlich auch den Mainstream beeinflussen.
Dazu gehört auch die Wiederentdeckung alter Produktionsweisen und des Handwerks, denn es geht darum, die eigene Lebensqualität neu zu überdenken und zu definieren, um neue Standards für das zu schaffen, was im Leben Relevanz hat. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in Kundenmagazinen mit nachhaltiger Ausrichtung. So hat der Bio-Pionier „Lebensbaum" in seinem Magazin eine ständige Rubrik mit dem Titel: „Von schönen Dingen", in der auch (Holz-)Produkte vorgestellt werden: „Bei schönen Dingen geht es längst nicht nur um Oberflächliches. Man muss Haltung spüren. Funktion. Sinn." Der Werkstoff Holz ist das verbindende und identitätsstiftende Element zwischen uns und der Welt, der sich im besten Wortsinn von etwas Höherem ableitet: dem Baum. Wer ihn verstehen will, muss den Wald als Ganzes begreifen.
Das Universum der Nachhaltigkeit, das eine intakte Biodiversität von Mensch und Umwelt braucht. Der Begriff selbst kommt aus der Forstwirtschaft und wurde 1713 erstmals von Oberberghauptmann Hannß Carl von Carlowitz verwendet. Er beinhaltet die Maxime, dass nur so viel Holz pro Periode geschlagen werden darf, wie auch nachwachsen wird. Wer einen Wald bewirtschaftet, kann zwar Bäume fällen und verkaufen, muss aber auch wieder neue anpflanzen für die nächsten Generationen.
Symbolisch steht Holz zugleich für Geborgenheit und einen Vorrat an Sicherheit in Krisenzeiten, verweist aber auch darauf, dass sich auch die Wirtschaft darauf besinnen sollte, in längeren Zyklen der Natur zu denken und generationenübergreifend zu handeln. In Deutschland haben wir zwar kaum Öl oder Gas (auch Kohle ist endlich), doch keine Nation Europas besitzt mehr Holzvorräte als wir. Ein „ökologisches Juwel" schrieb der stern schon im Jahre 2009. Dieser nachwachsende und nachhaltige Rohstoff ist heute gefragter denn je. Er überzeugt durch vielfältige Einsatzmöglichkeiten, ein breites Anwendungsspektrum und hat eine im Vergleich zu anderen Werkstoffen überzeugende Umweltbilanz.
Um den im Holz gespeicherten Kohlenstoff nachhaltig zu binden, ist die Verwendung in langlebigen Produkten sinnvoll. So wird Holz vor allem in Massivholz- und Furnieranwendungen eingesetzt (z.B. im Möbelbereich). Weniger ökologische Stoffe (Kunststoffe auf Erdölbasis) können dadurch abgelöst werden.
Nicht jeder hat die Möglichkeit, Einzelanfertigungen aus Manufakturen zu erwerben – es gibt auch andere „Holzwege", die zu einem besseren Leben führen. Leider machen sich aber nur wenige Menschen Gedanken darüber, wo beispielsweise das Holz ihrer Gartenmöbel herstammt und wie es verwendet wurde. Oft entscheidet am Ende der günstigste Preis, sodass Qualität, Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit kaum eine Rolle spielen. Idealerweise sollte das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen und FSC®-zertifiziert sein. Ziel und Idee des Forest Stewardship Council®, einer nichtstaatlichen, gemeinnützigen und unabhängigen Organisation, ist es, international gültige Standards für eine ökonomische, ökologische und sozial nachhaltige Waldbewirtschaftung weltweit zu etablieren. Der FSC® wurde 1993 in Toronto, Kanada, gegründet und wird u.a. von Greenpeace, NABU, Robinwood, Sozialverbänden und Unternehmen unterstützt.
Forstbetriebe und nachfolgende, verarbeitende Betriebe nehmen freiwillig an einem unabhängigen Zertifizierungssystem teil und erkennen damit die Prinzipien und Kriterien einer verantwortungsvollen Waldwirtschaft an. Zu den wichtigsten Zertifizierungskriterien gehören die Wiederaufforstung und sozialverträgliche Nutzung. Seit Anfang 2003 ist memo Fördermitglied der deutschen Arbeitsgruppe des FSC®. 2005 wurde das Unternehmen als erster deutscher Groß- und Einzelhändler nach den Richtlinien des FSC® zertifiziert (GFA-COC-001238). Die Preise für Holzmöbel bei Ökoanbietern sind fair, können allerdings nicht mit den Preisen bei Discountern oder in Baumärkten mithalten. Doch es lohnt sich, eine Gegenrechnung aufzustellen, die zugleich zeigt, was ein nachhaltiges Produkt ausmacht:
Das Holz stammt aus Europa aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Die Fertigung erfolgt in Europa.
Die Transportwege sind möglichst kurz.
Die Möbel sind qualitativ hochwertig und sehr langlebig.
Die Produkte können gut repariert werden.
Holz verfügt über eine ausgezeichnete Energiebilanz. Für die Weiterverarbeitung wird nur wenig Energie benötigt. Auch mit den Produktionsabfällen können klimafreundliche Wärme und Strom erzeugt werden. Und es speichert das Treibhausgas CO2. Auch wenn Nachhaltigkeit inzwischen zum Schlüsselbegriff aufgestiegen und unweigerlich mitten in den Fokus der Werbesprache geraten ist, so zeigt sich am Beispiel Holz, dass er nicht verwässert, wenn man sich wieder auf seinen Kern besinnt.
Unsere Wurzeln: Warum wir zusammenhängende Stoffgeschichten brauchen
Holz: Wie ein Naturstoff auch in Unternehmen Geschichte schreibt
Was Unternehmen für einen klimastabilen Zukunftswald tun können
Menschen über Bäume. Gedanken, Begebenheiten und Anekdoten aus vier Jahrtausenden. Zusammengestellt und herausgegeben von Dietmar Olonscheck. Oekom Verlag, München 2017.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.
Joachim Radkau: Holz. Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt. Oekom Verlag, München 2018.