Nachhaltige Unternehmensführung: Warum Sustainable Controlling unverzichtbar ist
Was Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit konkret tun und wie sie dazu berichten, hat durch die Erwartungen von Investoren, Politik, Zivilgesellschaft oder Kunden in den vergangenen Jahren stark an Relevanz gewonnen. In Deutschland ist die nichtfinanzielle Berichterstattung seit April 2017 durch das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) geregelt.
Nachhaltige Unternehmensführung erfordert allerdings auch eine Anpassung des Controllings.
Die Integration der Nachhaltigkeitsthematik in ein Controlling-Steuerungssystem wird als Sustainable Controlling bezeichnet. Die traditionelle Balance Scorecard mit den vier Perspektiven (Finanz-, Prozess-, Kunden-, Mitarbeiterperspektive) wird im Rahmen des Nachhaltigkeitscontrollings um die drei Säulen der Nachhaltigkeit - Ökonomie, Ökologie und Soziales - erweitert. Die enge Abstimmung der Inhalte eines grünen Management Reportings mit denen des externen Nachhaltigkeitsreportings ist mit wesentlichen Vorteilen verbunden:
Reduzierung des Berichtsaufwandes
Erzeugung einer gemeinsamen Datenbasis
Erhöhung der Qualität
Sicherstellung, dass die nach außen gelieferten Informationen auch intern berücksichtigt und zur Steuerung eingesetzt werden.
Controller sind nicht nur schlichte Zahlenlieferanten, sondern auch dafür zuständig, das operative Geschäft und die strategische Unternehmensausrichtung positiv zu beeinflussen und aktiv zu begleiten.
Sie sollten organisatorisch direkt an die Unternehmensleitung angebunden sein, da hier die relevanten Informationen zusammenlaufen und über die Konsequenzen entschieden wird. Auch müssen Controller heute in der Lage sein, umwelttechnische und betriebswirtschaftliche Entwicklungen zu interpretieren und darzustellen. So werden beispielsweise Kennzahlen beim Druckluft- und Pneumatikspezialisten Mader, der auch regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht herausgibt, vom Controller nicht nur qualitativ gemessen, sondern auch quantitativ. Prozesssteuerung wird hier ebenfalls unter dem Begriff Controlling gefasst, was die Verbindung zum Thema Qualitäts- und Umweltmanagement einschließt.
Themen wie Energieeffizienz und die Ermittlung von Umweltkennzahlen werden hier nicht losgelöst betrachtet. „Damit verbunden ist auch die Stärkung des Umweltbewusstseins der Mitarbeiter und Kunden“, sagt Stefanie Kästle, Geschäftsführerin bei der Mader GmbH & Co KG. Sie verweist auch darauf, dass die Bedeutung der Kommunikation von Kennzahlen sowie die gemeinsame Analyse mit den entsprechenden Kollegen unverzichtbar ist, um gegebenenfalls auch Verbesserungspotenziale zu ermitteln: „Sie müssen für alle verständlich sein und auf die Strategie und Ziele in den einzelnen Bereichen heruntergebrochen werden. Denn es geht nicht um eine reine Betrachtung der Zahlen, sondern um die Wahrnehmung des Gesamtbildes. Eine Kennzahl ist nur ein Indikator. Einzelbetrachtungen sind nicht aussagefähig, sondern nur der übergeordnete Zusammenhang.“
Das auf dem Rechnungswesen aufbauende operative Controlling analysiert im Soll-Ist-Vergleich Abweichungen vom Plan und liefert Möglichkeiten der Gegensteuerung. Erst das strategische Controlling öffnet den Blick für die zu gestaltende Zukunft. Der Baudienstleister und Projektentwickler KRIEGER + SCHRAMM hat durch seinen Zielkreislauf einen standardisierten Prozess, in dem die Planung und die Umsetzung der Einzelziele erfolgt – dazu gehören Veranstaltungen und Strategietagungen sowie das Aufstellen und Controlling der jeweiligen Maßnahmenpläne. Unter Einbeziehung des Teams werden Strategie-Workshops, Jahresmaßnahmenplanungen, Seminare in der Jahresmitte sowie unterjährige Qualitätszirkel durchgeführt, die bei der Prüfung des eingeschlagenen Wegs und zur Nachhaltung der definierten Ziele dienen. Der MarketingKompass bündelt sämtliche Maßnahmen inklusive Budgetierung, Controlling sowie „Erlöse“. Der Qualitätszirkel Marke wertet jährlich die entsprechenden Maßnahmen aus und setzt Fokusthemen für das Folgejahr.
„Ziel des K+S Marketingmaßnahmenplanes ist, einen pünktlichen Vertriebsstart mit allen Unterlagen sicherzustellen. Dazu ist ein detaillierter Prozess entwickelt worden, der Aufgaben und Verantwortlichkeiten übersichtlich darstellt. Dieser dient dem Marketing- und Vertriebsteam als Controlling-Instrument. Der Einsatz erfolgt bei allen Bauträgerprojekten. Der Marketingmaßnahmenplan ist ein wichtiges Instrument, um niederlassungsübergreifend arbeiten zu können sowie zielgruppengerechtes Marketing zu gewährleisten“, sagt Michael Fuhlrott, bei K+S verantwortlich für Marketing + Personalmanagement. Die Effizienz wird anhand der Einhaltung des Vertriebsstarts bewertet. Dazu wurde ein Projekt gestartet, das den Gesamtprozess inklusive aller Schnittstellen (Projektsteuerung) analysiert und Verbesserungsmöglichkeiten aufdeckt. Die Planung wird monatlich im Rahmen eines Soll-/Ist-Vergleiches verifiziert und ggf. angepasst.
Die technische Umsetzung erfolgt aktuell über das Excel-basierte RS-Controlling-System standortübergreifend. „Um die Umsetzung des Planungs- und Steuerungsprozesses noch effizienter zu gestalten, wurde die Entscheidung zum Kauf einer neuen Softwarelösung – BPS One - getroffen. Damit soll eine ganzheitliche und integrierte Unternehmensplanung effizient und innovativ im Sinne der Unternehmensstrategie umgesetzt werden. Die Software verfügt über automatische Schnittstellen zur Buchhaltungssoftware (Gewinnung der Ist-Werte), zum BRZ Kosten- und Erlöscontrolling sowie zum Dashboard“, so Fuhlrott. Künftig wird es hier darauf ankommen, auch das grüne Reporting in die Controllingprozesse zu integrieren. Sustainable Controlling ist allerdings mit wesentlichen Erweiterungen verbunden.
Das muss das Sustainable Controlling leisten:
Unterstützung des Managements bei der Verwirklichung einer Steuerung entsprechend des Nachhaltigkeitsgedankens.
Mitwirkung bei der Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie und Sicherstellung von deren Umsetzung.
Schaffung von Transparenz und Bewertung der ökologierelevanten Informationen.
Auskunft über den Zielerreichungsgrad der strategischen Nachhaltigkeitsziele.
Antizipierung von Änderungen im Unternehmensumfeld sowie deren Bewertung.
Sensibilisierung für Veränderungen im Sinne einer Frühaufklärung.
Aktive Einwirkung auf Veränderungen in der Unternehmensführung.
Unterstützung der Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung insbesondere der Unternehmensführung für die Bedeutung nachhaltiger Themen.
Nachweis der Wirtschaftlichkeit ökologischer Strategien.
Weiterführende Informationen:
CSR und Nachhaltigkeitsmanagement richtig umsetzen: Die wichtigsten Schritte und Werkzeuge - mit zahlreichen Praxistipps und Mustervorlagen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Berlin Heidelberg 2021.
Matthias Krieger: Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2011.
Matthias Krieger: Der Erfolgsmacher: Vom Leistungssportler zum Bauunternehmer. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.