v. l. n. r: Werner Landhäußer, Peter Maier, Umweltminister Franz Untersteller und Marco Jähnig. (Copyright: Mader) - Mader GmbH & Co. KG

Nachhaltiges Wirtschaften braucht Orte voller Energie

Wie Unternehmen die Energiewende meistern

Der Ausstieg aus der atomaren und fossilen Energiewirtschaft und eine 100 Prozent-Energieversorgung durch erneuerbare Energien ist eines der wichtigsten Vorreiterprojekte des gesellschaftlichen Transformationsprozesses zu einem nachhaltigen Wirtschaften. Bis 2050 sollte nach Vorgabe der EU die Energieproduktion weitgehend auf regenerative Erzeugung umgestellt sein. Alle Interessensgruppen sind aufgerufen, die Energiewende als dynamisches Projekt verstehen. Mit ihr steigen die Flexibilisierungsanforderungen an das Stromsystem der Zukunft. Auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz, Energiekostensenkung und Klimaschutz besteht allerdings vielfach noch großer Nachholbedarf - vor allem bei den kleineren KMU.

Umso dringlicher ist es, die guten Beispiele zu zeigen, weil andere von ihnen lernen können. „Es ist beeindruckend, wie das Unternehmen die Energiewende vorlebt“, sagte Umweltminister Franz Untersteller im Rahmen seines Firmenbesuchs in Echterdingen am 2. Dezember 2019 über den süddeutschen Druckluft- und Pneumatikspezialisten Mader, der offiziell zum „Ort voller Energie“ ernannt worden ist, in seiner Laudatio: „Ich hoffe, dass sein Einsatz für die Energieeffizienz und den Klimaschutz andere Unternehmen dazu inspiriert, es ihnen gleich zu tun, um die Treibhausgasemissionen deutlich zu senken.“ Er bezog sich dabei nicht nur auf die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens rund um das Thema Energieeffizienz, sondern auch auf Maßnahmen, die intern ergriffen werden: „Aber sie leben das auch im eigenen Unternehmen und das ist ein guter Grund, warum sie in der Reihe ‚Ort voller Energie“, auch zu denjenigen gehören, die zu Recht ausgezeichnet werden“, so Untersteller. Es sei wichtig, nicht nur vom Klimaschutz zu sprechen, sondern tatkräftig zu handeln und so die Energiewende bei sich selbst und auch bei seinen Kunden voranzubringen. „Solche Unternehmen im Land sind Gold wert“, so Untersteller.

Die Auszeichnung ist ein Baustein des Kommunikationskonzeptes der Landesregierung zur Energiewende in Baden-Württemberg, das unter der Überschrift „Unser Land. Voller Energie“ steht. Damit wird die Energiewendekampagne 50-80-90 der vergangenen Legislaturperiode weiterentwickelt. Das Konzept soll gemäß Koalitionsvertrag neue Schwerpunkte bei der Vermittlung der Energiewende setzen. Vergeben wird die Auszeichnung an ausgewählte Personen, Gruppen, Institutionen und Unternehmen, die mit ihrem Namen für die aktiv gelebte Energiewende in Baden-Württemberg stehen.

Peter Maier, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, der die Auszeichnung entgegennahm, verwies aber auch auf die Unternehmensvision, die von der Idee geprägt ist, den gesamten Druckluftprozess energieeffizienter zu gestalten. Und schließlich sollten auch die Menschen nicht vergessen werden, die mit ihrer „ganz persönlichen Energie, ihren Ideen und ihrer Tatkraft täglich dafür sorgen, dass wir unserer Vision näherkommen.“

Es war bereits der zweite Besuch des Umweltministers im Unternehmen – jedoch der erste am neuen Firmenstandort in Echterdingen. Das Unternehmen hatte bereits 2015 ein Grundstück mit Bestandsgebäude und Lagerhalle in Echterdingen gekauft. Es folgte eine komplette Sanierung und Revitalisierung der bestehenden Gebäudeteile und ein Anbau eines Bürogebäudes – alles nach energetischen Gesichtspunkten. Der Grundstein für den neuen Firmensitz legten die vier Unternehmenslenker Marco Jähnig, Peter Maier, Werner Landhäußer, Stefanie Kästle Ende Februar 2018. Auf nachwachsende Rohstoffe setzte das Unternehmen auch beim Heizungskonzept. Eine Pelletsheizung sorgt in der Logistik-Halle für angenehme Temperaturen. Im Vergleich zum Heizölheizung am alten Firmenstandort, spart das Unternehmen 60 Prozent Energie, was in etwa 200 Tonnen CO2 entspricht.

In seiner Laudatio hob Untersteller besonders den Modellcharakter der nach außen für alle sichtbaren Fassadenintegrierten Photovoltaik-Anlage hervor. „Es gibt erste Projekte Land mit Fassaden-PV. Hier in Leinfelden wird man aber vermutlich nicht so viele haben, genauso wenig wie in Stuttgart oder in anderen Orten. Davon brauchen wir mehr.“ Die Fassade an der Ost-, Süd- und Westseite des Bürogebäudes besteht aus 397 Solarmodulen, die mit einer 95 Kilowatt-Peak-Leistung etwa 70 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie selbst erzeugen und darüber hinaus jährlich noch rund 10.000 Kilowattstunden ins Stromnetz einspeisen können. Photovoltaik übernimmt in sonnenreichen Regionen einen hohen Anteil der emissionsfreien Energie. Die Technik ist günstig und seit Jahren erprobt. Sie erspart viele Kilometer Stromautobahnen, was sich wiederum positiv auf die Kosten auswirkt. Regional erzeugter Strom verursacht auch keine Transportkosten.

An diesem Beispiel zeigt sich, dass Ökologie und Ökonomie sehr wohl zusammengehen – allerdings sollte nicht auf kurzfristige Gewinnerwartungen geschaut werden, denn auch Unternehmen stehen in Verantwortung zukünftiger Generationen.

Weiterführende Informationen:

CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. Berlin und Heidelberg 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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