Nachhaltigkeit und Digitalisierung: drei Wünsche für die Schule der Zukunft
Die Digitalisierung birgt große Chancen, wenn es darum geht, unsere Welt nachhaltiger zu gestalten. Dieses Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit muss auch in der Schule der Zukunft berücksichtigt werden – doch wie?
Nachhaltigkeit und Digitalisierung – passt das denn überhaupt zusammen?
Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal dazu auf einem Panel sprach, wie wichtig es ist, bei Digitalisierung Nachhaltigkeit mitzudenken und natürlich in der Realisierung mitzugestalten, dass mir jemand sagte: Wofür bist Du eigentlich – beides passt nicht zusammen – in welches Lager gehörst Du – bist Du jetzt für Fortschritt oder so ein Öko? Ich fand das belustigend, denn für mich gehört beides untrennbar zusammen.
Digitalisierung ohne Nachhaltigkeit fehlt der langfristige Erfolg, das Denken auf Generationen nach uns und das Sorgen um eine lebenswerte Welt von morgen. Nachhaltigkeit ohne Digitalisierung ist unrealistisch, wenn wir nicht die Zeit zurückdrehen und nicht von den Vorzügen der Digitalisierung profitieren wollen. Dafür aber sind wir zu bequem und die Digitalisierung hat uns jetzt schon viele Erleichterungen und Möglichkeiten eröffnet, die das Leben z. B. sicherer, transparenter und einfacher machen, gerade in der Medizin, im Katastrophenschutz, in der Speicherung von Daten, in der schnellen Kommunikation.
Nun leben wir in einer Welt, in der beides vorhanden ist – umso wichtiger, das Wissen um beides und eine sinnvolle Verbindung von beidem bei Medienkompetenz, Future Skills, Kompetenzen zur Gestaltung der Zukunft von der Schule an zu vermitteln. Dazu muss noch einiges passieren.
Meine Wünsche für die Schule der Zukunft
1. Das Fach Nachhaltige Bildung
Nachhaltige Bildung sollte ein Grundlagen- und kein Wahlfach oder AG sein, dazu ist das Thema zu wichtig.
Wie kann es sein, dass für ein Fach wie dieses, das elementar wichtig ist, weil es unsere Welt enkeltauglich macht, kein Geld vorhanden ist? So jedenfalls das Argument einiger Bildungspolitikerinnen, warum das Fach in ihrem Bundesland nicht in den Regelunterricht eingeführt werden kann.
Ich halte es für unerlässlich, dass Schule bzw. Bildung den Kanon der Fächer dahingehend öffnet, was wichtig ist, um Gestalterin der eigenen Zukunft und der Zukunft der Welt zu werden. Und dazu zählen ein grundlegendes Verständnis von Wirtschaft, Umgang mit Geld, wie Politik funktioniert, wie man seinen Alltag ressourcenorientiert gestaltet – von Achtsamkeit bis hin zum nachhaltigen Einkaufen. Es gibt eine Reihe an Lehrkräften, die es falsch findet, dass sich Schule öffnet. Schule solle Schonraum sein. Ich finde, dass Schule Erlebnis- und Kreativraum sein sollte und dabei jeden in seiner Eigenart, in seiner Individualität berücksichtigen sollte. Deshalb bin ich auch eine Unterstützerin des Freiday und von Schule im Aufbruch von Margret Rasfeld.
2. Digitales Know-how
Das ist mehr als Technik bedienen können, auch wenn es beeindruckt, wenn schon kleine Kinder oftmals versierter mit Technik umgehen als ältere Generationen – zur digitalen Souveränität gehört weit mehr, z. B. auch das Wissen darum, was Fake Texte sind, was Datenschutz bedeutet, wie man respektvoll im Internet kommuniziert, wie man sich verhält, wenn jemand in den Sozialen Medien gemobbt wurde. Der Digitalpakt bietet nun nach der Reform mehr Möglichkeiten für Schulen, das Thema nachhaltig zu etablieren – wir brauchen noch weit mehr Schulen als aktuell, die sich das zutrauen.
Viele meinen digitales Know-how, das haben allein die Digital Natives. Dass viele Babyboomer und Gen-X-Vertreterinnen den Digital Natives im Umgang mit Digitalem in nichts nachstehen, das ist die Realität. Realität ist auch, dass es sowohl bei den jüngeren wie bei den älteren Menschen gibt, die zwar die technischen Tools bedienen können, aber unreflektiert, mit wenig Kenntnis von Datenschutz und gesunder Distanz vor dieser virtuellen zweiten Realität.
3. Lehrkräfte mit Wissen und Begeisterung für die Sache
Die Vermittlung von Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsthemen verlangt von Lehrkräften ebenso Know-how wie Engagement für die Sache. Nur wer sich auskennt mit den Inhalten, sie lebt und sich kritisch mit ihnen auseinandersetzt, wird den SchülerInnen das bieten können, was sie erwarten dürfen – ein Grundlagenverständnis, Interesse an einer weiteren Auseinandersetzung mit den Themen, ein kritischer Geist, eigene Meinungsbildung.
Es gibt sie, die begeisterten engagierten Lehrkräfte, die brennen für Bildung. Es gibt allerdings auch diejenigen, die kein Interesse am Job, an den Schüler:innen haben und auch die, die ausgebrannt sind, denen die Anforderungen als Lehrkraft über den Kopf gestiegen sind. Wer einmal einen Schultag unterrichtet hat – mit mehr als 30 Schüler:innen in einem Raum, mit einem hohen Lärmpegel, langen Wegen zwischen den 45-Minuten-Einheiten und jeweils einem anderen Fach, einer anderen Klasse, einem anderen Kenntnisstand und Herausforderungen auf der emotionalen Ebene, der weiß, dass der Alltag von Lehrkräften sehr stressig sein kann und das noch gar nicht einmal aufgrund von Inhalten, Vor- und Nachbereitung.
Wer Lehrkraft ist mit Leidenschaft, der bzw. die muss nicht selten stark auf ihre Work-Life-Balance achten. In der Coronazeit gab es vieleLehrkräfte, denen es zu viel war, plötzlich neben dem Unterricht von morgens bis abends E-Mails zu erhalten, Anrufe, auch am Wochenende. Lehrkräfte müssen mit den Skills ausgestattet sein, die ihnen erlauben, guten Unterricht zu machen. Lehrkräfte müssen auch mit den Rahmenbedingungen ausgestattet sein, die ihnen ermöglichen, individualisierte Formen des Unterrichtens wie Freiarbeit einzuführen, Unterricht mit voller Kraft und Spaß durchzuführen, auf sehr leistungsstarke wie sehr leistungsschwache Schüler:innen eingehen zu können.