Mammutaufgabe Digitalisierung und Nachhaltigkeit - ©getty/shen wei

Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Jahrhundertthemen in der Bau- und Immobilienbranche

Die Bau- und Immobilienbranche verbraucht einen erheblichen Anteil der uns Verfügung stehenden Ressourcen, Platz, Energie und Material. Hinzu kommen immer schärfere Nachhaltigkeitsanforderungen aus der Politik. Nachhaltige Gebäude erhöhen die Marktchancen bei Verkauf und Vermietung, steigern die Nachfrage, reduzieren das Risiko von Leerständen, erhöhen die Transparenz für Investoren, Betreiber, Nutzer und Bürger, sind zukunftsfähig und geben Planungssicherheit. Nachhaltigkeit ist deshalb das große Thema der Zukunft in der Immobilienbranche und deshalb auch im Bereich Immobilieninvestments. Hier gibt es derzeit zwei große Entwicklungen, die die Digitalisierung von Immobilieninvestments ausmachen: eine graduelle , die von den Niedrigzinsen und der Veränderung von Investmentgewohnheiten bestimmt wird, und eine disruptive, die von einzelnen genialen Ideen beherrscht wird. In vielen Unternehmen, die Immobilieninvestments anbieten, gibt es noch keine ehrliche Strategie zur Digitalisierung des Geschäfts bzw. der Investments. „Digital“ wird zwar etwas gemacht, aber häufig sind weder Unternehmenskultur noch die Technik wirklich im Zeitalter der Digitalisierung angekommen.

Hier lohnt auch ein Blick auf andere Branchen und vor allem kleine Unternehmen, von denen auch die „Großen“ lernen können: Der Druckluft- und Pneumatikspezialist Mader ist ein in Leinfelden-Echterdingen ansässiges mittelständisches Unternehmen, bei dem als treibende Faktoren von Innovationen und einer zukunftsfähigen Leistungsfähigkeit die Fertigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeitenden an oberster Stelle stehen. „Nur durch die Weiterentwicklung und Förderung der Kompetenzen und der Begleitung auf dem Weg der Veränderung können wir in Zukunft weitere innovative Lösungen unseren Kunden anbieten“, sagt Ulrike Böhm, die hier das Changemanagement verantwortet. Das Augenmerk wird nicht nur auf die Produktentwicklung gelegt, sondern auch die Organisation und all ihre Mitarbeitenden ins Auge gefasst und in Veränderungsprozessen begleitet. Die daraus resultierenden Veränderungen werden durch die 2017 geschaffene Stabstelle Changemanagement begleitet. „Mit einem partizipativen Ansatz konnten Ideen, Vorstellungen und Erwartungen eingeholt und in Projekten berücksichtigt werden. Darüber hinaus wirken viele Mitarbeitende in abteilungsinternen oder -übergreifenden Projekten mit und fördern so die Weiterentwicklung und Innovationskraft des Unternehmens. Alle sehen es als ihre Aufgabe, den Druckluftprozess allumfassend zu betrachten, einen energieeffizienten Druckluftprozess zu ermöglichen und mit neuen Ideen Innovationen zur Optimierung der Druckluftanlage zu entwickeln.

„Gerade die Digitalisierung erlaubt einen üblicherweise unsichtbaren Prozess transparent zu gestalten und Kennwerte offenzulegen, welche für eine umfassende, energetische Analyse genutzt werden können - zum Beispiel für eine Energieeffizienzanalyse oder ein Audit nach DIN EN ISO 11011“, sagt Stefanie Kästle, Mitglied der Geschäftsführung. Auf das Beispiel sei deshalb verwiesen, weil in vielen (Immobilien-)Unternehmen intern oft das digital kompetente Personal mit ausreichend Expertise im digitalen (Investment-)Bereich fehlt, Hierarchien noch immer festgefahren sind, und die Qualität der zur Verfügung stehenden Daten nicht ausreichend oder mangelhaft ist, um die richtigen Schritte in Richtung Digitalisierung zu machen.

Energiestandards stellen große Herausforderungen dar - ©pixabay
Energiestandards stellen große Herausforderungen dar - ©pixabay

Mit den verschiedenen Wohnungsgrößen und -grundrissen für unterschiedliche Zielgruppen steigen die Zahl der Mehrfamilienimmobilien sowie die Bedeutung individueller Verbrauchstransparenz für niedriginvestiven Klimaschutz. Auch sind neue Raumnutzungskonzepte gefragt. In Deutschland wird verstärkt auf Mixed-Use-Immobilien gesetzt - Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeitgestaltung werden gebündelt. Dadurch steigen Energieeffizienz und Lebensqualität. Zudem spielen Nachhaltigkeit und Gesundheit eine immer wichtigere Rolle. Der Bereich „Wohngesundes Bauen“ ist deshalb auch ein zentrales Thema beim Baudienstleister Krieger+Schramm. Mit einem eigenen Fachbereich und mit externen Spezialisten entwickelt das Unternehmen Lösungen, die ihren Bauherren einen besonderen Vorteil für die Gesundheit in den eigenen vier Wänden bieten. Es wird aber auch immer wichtiger, kostengünstige, digitale Lösungen anzubieten, die zur CO2-Vermeidung und Ressourceneinsparung beitragen. Richtig eingesetzt, kann die Digitalisierung auch zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag verhelfen.

Vor diesem Hintergrund werden digitales Energiemanagement und Smart Building-Lösungen ständig weiterentwickelt und Kundenprozesse energieeffizienter und lösungsorientierter gestaltet. Das erkannte schon vor Jahren - als das Thema noch nicht im Fokus des öffentlichen Interesses stand - der Unternehmer Matthias Krieger, der sich intensiv mit den Themen Nachhaltigkeit im Bau im Einfamilienhaus, Optimierung des Eigenstromverbrauchs und Integration der E-Mobilität befasste. Maßgeblich war er beim Dynahaus, das mehr Energie produziert als eine vierköpfige Familie durchschnittlich im Jahr verbraucht (Langzeitstudie der TU München), mit Partnern aus den Bereichen Wirtschaft und Bildung am vom BMU gestützten Forschungsprojekt „Energieautarke Elektromobilität im Smart- Micro-Grid – vom Einfamilienhaus zum intelligenten Parkhaus“ beteiligt. Bei Smart Home-Technologien sind deshalb nicht nur für Bequemlichkeit und Sicherheit ein Thema - durch intelligente Gebäudetechnik können auch Finanzen und Ressourcen eingespart werden. Zudem ist die wachsende Bedeutung von E-Mobilität ist ebenfalls mittlerweile in der Bauplanung angekommen, sodass beispielsweise Ladestationen von Beginn an berücksichtigt werden.

Das erkannte auch Mader: Nachdem das Unternehmen 2018 sein neues Firmengebäude in Echterdingen bezogen hatte, konnte ab September 2019 auch die fassadenintegrierte Photovoltaikanlage, die einen erheblichen Teil (ca. 35 %) des Stromverbrauches abdeckt, in Betrieb genommen werden. Der verbleibende Strom wird klimaneutral über Wassererzeugung bezogen (Quelle: Mader Nachhaltigkeitsbericht 2019/20). Durch entsprechende Bauweisen mit einem Energiekonzept lassen sich Ressourcen einsparen, der CO₂-Ausstoß vermindern und Kosten sparen. Intelligente Gebäudetechnik, zeitgemäße Dämmung und erneuerbare Energien wie Geothermie oder Fotovoltaik sind, wie die angeführten Beispiele gezeigt haben, wesentliche Grundlagen.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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