Narzisstische Führungskräfte: Weit verbreitet und toxisch
Narzisstische Führungskräfte in Unternehmen sind kein Einzelfall. Im Gegenteil. Oftmals wird ein narzisstischer Führungsstil sogar aktiv gefördert – zum Leidwesen des eigenen Unternehmens.
Narzisstischer Chef, erfolgreicher Chef?
Vor einiger Zeit habe ich dem unabhängigen Finanzforum „hermoney“ ein Interview gegeben zum Thema Frauen im Top-Management. Diese sind, wie wir alle wissen, nach wie vor in der Minderheit. Gleichzeitig konnte man neulich lesen, dass die (wenigen) Frauen, die in DAX-Vorstandsetagen arbeiten, erstmals mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen. Glaubt man einer aktuellen psychologischen Studie, sind diese Frauen wahrscheinlich narzisstisch, gleichzeitig aber sehr gewissenhaft und wenig neurotisch. In der Studie der Universität Sydney wurde untersucht, wie Persönlichkeit und Einkommen zusammenhängen.
Narzissten sind Großverdiener
Demnach verfügen Frauen und Männer, die über ausgeprägt narzisstische Charakterzüge verfügen, über das höchste Einkommen. Wer die Einstellung „Ich bin der/die Größte“ hat, verhält sich anders, traut sich mehr zu, ist überzeugt, davon für Spitzenpositionen geeignet zu sein. So weit, so schlüssig. Interessant dabei: Frauen dürfen zwar narzisstisch sein, müssen aber gleichzeitig gewissenhaft und nicht neurotisch sein, um viel zu verdienen. Bei Männern ist der Narzissmus dagegen alleine Grund genug für ein Spitzeneinkommen.
Die Studie „Persönlichkeit und Einkommen“ zeigt: Härte, Durchsetzungskraft, Unbeugsamkeit – all das gilt eben nach wie vor als a) typisch männlich und b) besonders karrieretauglich. Willkommen in der Welt der Stereotypen, die leider auch heute noch nicht ausgestorben sind und uns vermutlich noch lange begleiten werden.
Ein narzisstischer Führungsstil macht sich nicht bezahlt
Obwohl schon zigfach das Gegenteil bewiesen wurde, hält sich nach wie vor hartnäckig die Meinung: Moderne Führungstypen, die über menschliche Qualitäten, Empathie und soziale Kompetenz verfügen, sind zwar sehr nett und bis zur mittleren Führungsebene gut zu gebrauchen. Ganz oben aber braucht es Alpha-Tiere, charismatisch, narzisstisch, ein bisschen psychopathisch, knallhart.
Ich hatte im Executive Coaching schon Klienten, die in jedem Bereich überdurchschnittlich gut waren – fachliche Kompetenz, Engagement, soziale Kompetenz, Führungsqualitäten – und im Rahmen von Assessments für eine Spitzen-Führungsposition wegen mangelnder Härte ausgesiebt wurden. Einer war überaus beliebt in seinem Team – und genau das wurde ihm negativ ausgelegt. Eine sehr merkwürdige Art der Bewertung, oder? Schnelle Gewinne oder nachhaltiger Erfolg – viele Unternehmen entscheiden sich noch immer für Ersteres und nehmen dafür einen autoritären, narzisstischen Führungsstil in Kauf.
Narzisstische Führungskräfte sind toxisch
Auch wenn narzisstische Persönlichkeitseigenschaften von Vorständen der alten Schule unkritisch gesehen werden. Im Unternehmensalltag sind sie auf mehreren Ebenen toxisch. Narzisstische Führungskräfte
streben rücksichtslos nach größerem Einfluss/einer noch besseren Position,
geben die Erfolge anderer gern als ihre eigenen aus,
untergraben mit ihrem Verhalten oftmals nachhaltig den Teamspirit und
schrecken auch nicht davor zurück, dem Unternehmen zu schaden, wenn es Ihnen als Person nützt.
Schon allein die genannten Punkte machen klar: Narzisstische Führungskräfte schaden einem Unternehmen in der Regel weit mehr, als sie diesem nützen.
Fazit: Narzissten in Führungspositionen sind kein Gewinn
Narzissten in Führungspositionen sind nach wie vor weit verbreitet – und werden von der Geschäftsführung womöglich sogar gern gesehen. Meine Empfehlung: Machen Sie es anders! Denn die so erkauften „Gewinne“, sind die Verluste von morgen. Als Topmanager liegt es an Ihnen, einen narzisstischen Führungsstil in Ihrem Unternehmen möglichst zu verhindern. Zum Wohle Ihrer Mitarbeiter und zum Wohle Ihres Unternehmens.
Herzliche Grüße
Gudrun Happich
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