Nehmt euch Raum - Open (up your) space!

Ohoh, in manchen Unternehmen fühlt sich „alles“ irgendwie eng an.

Kennt ihr das? Wenn ihr ein Unternehmen betretet und da das Strahlen vollständig fehlt, wenn da kein Funken ist, der überspringen könnte, wo das gegenseitige Misstrauen einem förmlich die Nackenhaare aufstellt und man sich vorkommt, als würde gleich ein riesiges Gewitter losbrechen - mitten im Raum.

Und es gibt genauso das krasse Gegenteil davon: Unternehmen, die möchtest du niemals wieder verlassen. Einfach, weil du spürst, dass es hier „läuft“, dass man im positivsten Sinne gegenseitig auf sich achtet.

Weil ich das kenne und weil ich es so Schade finde, weil in den erstgenannten Unternehmen dabei so unglaublich viel Potenzial verschwendet wird - tatsächlich erlebe ich es als massiv geschäftsschädigend, wenn eine solche Stimmung und Kultur herrscht - ist mein dieswöchiger Blogbeitrag nur ein kurzer Appell, hier mal die eigenen Sensoren auf Empfang zu stellen.

Mitarbeiterzufriedenheit taugt schließlich nicht als gefaketes Hochglanz-Employer-Marketingthema, sondern sie besitzt direkten Einfluss auf den Geschäftserfolg - im positiven, wie leider eben auch im negativen Sinne.

Mehr Zufriedenheit, aber wie?

Doch, was kann man tun, um einen (ersten) kleinen Schritt in Richtung von mehr persönlicher Zufriedenheit zu erlangen (und damit, wenn es gelingt, dies im Teilen des Unternehmens zu tun) ? Mein persönlicher Weg dahin war (und ist, denn auch dies ist ein iterativer und kontinuierlicher Prozess), mir immer wieder bewusst Freiräume zu suchen, zu definieren und sukzessive immer weiter auszubauen.

Ein Mangel an wahrnehm- und nutzbarer Freiheit, Einschränkungen, die uns dazu bringen, uns in uns zu verbiegen, weil wir Dinge tun müssen, die uns tatsächlich „gegen den Strich“ gehen, führen zu negativem Stress. Damit meine ich nicht die kleinen Herausforderungen und Impulse, mal etwas Neues zu probieren. Ich meine nicht das kleine Unwohlsein, das auftritt, wenn man etwas tut, das man lieber vermeiden würde, weil es unangenehm erscheint.

Was letztendlich schädlich für den Erfolg, bis hin zu den Finanzkennzahlen eines Unternehmens ist, ist der Stress, der Druck, der Käfig, in dem Mitarbeiter tagsüber gehalten werden, weil man ihnen nicht zutraut, die Dinge im Sinne des Unternehmens richtig zu tun, oder sich sorgt, dass die Persönlichkeit vielleicht doch nicht so ganz passt - auch wenn fachlich alles gut erscheint. Doch damit bleibt der halbe Mensch zuhause und fehlt.

Ein spannender Teil dieser Betrachtung liegt darin, dass man diese Mitarbeiter ja (auch) deshalb eingestellt hat, weil man ihnen vertraut, sich für das Unternehmen (fachlich) bestmöglich zu engagieren und „ihren Job“ zu machen.

Ein anderer spannender Teil ist, dass ich es bislang selten erlebt habe, dass Mitarbeiter, die sich langsam immer mehr Freiraum schaffen (und damit bessere Arbeit leisten können und wollen) dafür abgestraft werden.

Seth Godin beschreibt das in seiner gestrigen Mail so:

Artists and freedom

It’s tempting to claim the role of artist. Once you’re an artist, you’re free. Free to work your own hours, free to make what you want to make, free to express yourself.

Except not really.

Because it comes with a hook. The hook of, “here, I made this.” Responsibility for the work. It’s a privilege, and we trade our freedom for it. The responsibility to own what we make.“

Künstler und Freiheit

Es ist verlockend, die Rolle des Künstlers einzunehmen. Sobald du ein Künstler bist, bist du frei. Frei, um deine eigenen Stunden zu arbeiten, frei, um das zu machen, was du machen willst, frei, um dich auszudrücken.

Nur nicht wirklich.

Weil es mit einem Haken geliefert wird. Der Haken von, "hier, ich habe das gemacht." Verantwortung für die Arbeit. Es ist ein Privileg und wir tauschen unsere Freiheit dafür ein. Die Verantwortung, das zu besitzen, was wir machen.“

Wie können wir also ein wenig mehr Verantwortung für das übernehmen, womit wir einen großen Teil unserer Lebenszeit verbringen?

  • Gehe raus aus den Dingen, die dich und deine Arbeit behindern! Zum Beispiel:

  • Gehe raus aus dem Trott, der dir zu gleichförmig ist.

  • Gehe raus aus dem Denken, das sich zu sehr um die falschen Dinge dreht.

  • Gehe raus aus den Routinen, die dich einengen.

  • Gehe raus aus den Prozessen, die zu nichts führen.

  • Gehe raus aus der Kultur, die dich behindert.

  • Gehe raus aus den Werten, die dich stören.

  • Gehe raus aus den eingefahrenen Wegen, die es verhindern, dass du dich orientieren kannst.

Nicht für lange. Starte mit einer Minute, mach dann morgen zwei daraus und übermorgen drei.

Atme durch, beobachte, was passiert. Gib dir Zeit!

Gib dir die Erlaubnis, die Dinge aus einer veränderten Perspektive wahrzunehmen. Gibt dir Raum für das Ungeplante, das Unvorhergesehene und das Unvorhersehbare.

Das alles kostet nichts, außer ein paar Minuten deiner Zeit. Aber es bringt dir und den Menschen in deinem Umfeld neue Blickrichtungen und Impulse. Es kann der Anfang sein, einen neuen Weg einzuschlagen. Für dich oder für das gesamte Unternehmen.

Es kann der Anfang sein, ein neues Betriebssystem zu gestalten, ein System, dass Zusammenarbeit einfach (und) erfolgreicher macht.

Guido Bosbach schreibt über Management, Führung, Leadership, NextManagement

Guido Bosbach ist Organisationsberater mit einem Fokus auf Lösungen, die für eine systemisch fundierte, nachhaltige und menschenzentrierte Verbesserung der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Erfolgs abzielen. Er arbeitet dazu in Unternehmen mit deren Executive-Teams & Führungskräften.

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