Navigation überspringen
article cover
© Pixabay

Netto-null-Wirtschaftsindex 2022: Die Reduzierung der CO2-Emissionen darf nicht weiter aufgeschoben werden

Der Net Zero Economy Index (NZEI) ist ein Indikator für die Fortschritte der G-20-Mitglieder bei der Reduzierung der energiebedingten CO2-Emissionen und der Dekarbonisierung ihrer Volkswirtschaften.

Bemessungsgrundlage sind die Höhe des Energieverbrauchs im Verhältnis zum BIP und dem Kohlenstoffgehalt der Energie. Die G 20 sind zusammen für etwa 80 Prozent der globalen energiebezogenen Emissionen verantwortlich. Der Netto-null-Wirtschaftsindex 2022 zeigt, dass die globale Dekarbonisierungsrate im Jahr 2021 mit nur 0,5 % auf dem niedrigsten Stand war in über einem Jahrzehnt.

  • Um die Klimaziele des Pariser Abkommens und der COP26 zu erreichen, muss die weltweite Dekarbonisierungsrate auf 15,2 Prozent wachsen.

  • China konnte seine Emissionen um 2,8 Prozent senken.

  • Die USA (plus 0,1 Prozent), Indien (plus 2,9 Prozent), Japan (plus 0,6 Prozent), Deutschland (plus 1,7 Prozent) und Frankreich (plus 1,4 Prozent) verzeichneten einen Anstieg.

  • Südafrika hat am besten abgeschnitten (minus 4,6 Prozent), gefolgt von Australien (minus 3,3 Prozent), China (minus 2,8 Prozent), der Türkei (minus 2,7 Prozent), Kanada (minus 2,2 Prozent), Saudi-Arabien (minus 1,8 Prozent) und Südkorea (minus 1,6 Prozent).

  • Einen einheitlichen Weg für alle zum Netto-Nullpunkt gibt nicht, denn jedes Land hat eigene Herausforderungen zu bewältigen und muss individuelle Strategien für die Dekarbonisierung erstellen und umsetzen.

Mehr als 3000 Unternehmen und Finanzinstitute arbeiten mit der Initiative Science Based Targets (SBTi) zusammen, um ihre Emissionen auf Basis wissenschaftlich fundierter Ziele zu reduzieren. Ziel der von den Vereinten Nationen (UN) unterstützten gemeinnützigen Initiative von CDP, UN Global Compact, World Resources Institute und dem WWF ist es, unternehmerische Klimaziele in Einklang mit den Erkenntnissen der Klimawissenschaft zu bringen.

Es geht um die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele zur Einsparung von Emissionen, die mit den Szenarien, Kriterien und Empfehlungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 ° C vereinbar sind.

Die Industrie trägt 24 Prozent zur globalen Treibhausgas-Emission bei. Um das im Pariser Abkommen 2015 definierte Klimaziel zu erreichen, muss auch das verarbeitende Gewerbe in den nächsten Jahren Emissionen reduzieren. Für Unternehmen ist das eine enorme Herausforderung (z. B. hohe Investitionen und Mangel an technologischen Lösungen) und Chance zugleich, weil sie dadurch Ressourcen einsparen, resilienter werden und ihre Marktchancen (Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit) verbessern.

Auch die Unabhängigkeit von Energiepreis-Steigerungen spielt eine wichtige Rolle. Das zeigt die Studie „Emissionsintensität von Produktions- und Fabrikstrukturen – Der Weg zu Zero Emission“, die Forschende im Auftrag der Unternehmensberatung Ingenics AG am Fraunhofer IPA durchgeführt haben. Befragt wurden 186 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu ihren Klimazielen, zu ihrer Motivation und den Herausforderungen bei der Umsetzung. Vorgestellt wird der aktuelle und branchenübergreifenden Stand zur Erfassung, Bewertung und Verringerung der Emissionsintensität im verarbeitenden Gewerbe, das vor allem Instrumente zur Einordnung der eigenen Handlungen und Ziele benötigt.

Auch müssen Unternehmen in der Lage sein, richtige und wirkungsvolle Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu identifizieren und schrittweise umzusetzen. Vorgestellt werden deshalb auch Maßnahmen, die in der Branche schon erfolgreich eingesetzt werden. Bei der Erreichung eigener Klimaziele sehen sich vor allem die großen Unternehmen (Automobil- und Luftfahrtbranche sowie der Maschinen- und Anlagenbau) als Vorreiter. Bei KMUs fehlen noch zielgerichtete Strategien. Zwar seien die Potenziale zur Emissionseinsparung den meisten befragten Unternehmen bekannt, doch wünschen sich bei der Identifikation weiterer Maßnahmen und bei der Umsetzung 62 Prozent externe Unterstützung.

Wie Science Based Targets Initiative (SBTi) Unternehmen beim Erreichen ihrer Klimaziele unterstützt

Klimapolitik und Resilienz: Die dringlichsten Themen für Regierungen und Unternehmen

Klimatransformation: Welchen Einfluss hat die Dekarbonisierung der Lieferkette?

Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen