Neuanfänge: Warum der einfache Weg für mich der falsche war
Ex-Nationalspieler Marcell Jansen verrät, warum er sich nach dem Ende als Profisportler ganz bewusst gegen den einfachen Weg entschieden und stattdessen den Schritt ins Unbekannte gewagt hat.
In meiner Zeit als aktiver Fußballspieler wurden mir viele Chancen geboten. Als Nationalspieler und auch als Bundesligaspieler beim FB Bayern München bekommst Du reichlich lukrative Angebote, zum Beispiel als Werbegesicht. Es gab viele Agenturen, die mich zu der Zeit vermarkten wollten. Ich sage nicht, dass das generell schlecht ist, für viele ist das sicher ein spannender Weg. Aber für mich hätte das gleich zwei Probleme mit sich gebracht: Zum einen wollte ich die wenige freie Zeit, die ich neben dem Profifußball hatte, mit meiner Familie und Freunden verbringen, statt für Shootings um die Welt zu fliegen. Und zum anderen verpflichtest Du Dich den Agenturen ja auch, das heißt, dass man mögliche eigene Projekte immer erst absprechen muss und nicht spontan sein Ding machen kann.
Ich habe eben relativ früh bemerkt, dass das eine Sache ist, für dich ich eine echte Leidenschaft habe: mein Ding machen. Sachen ausprobieren, antesten und schauen, was funktioniert – und was auch nicht. Darum habe ich mich für den vermeintlich schwierigeren Weg entschieden, nämlich einen, der erstmal ins Ungewisse führte. Ich hatte am Anfang schließlich ziemlich wenig Ahnung vom Unternehmertum. Gleichzeitig habe ich aber – als Fußballer wie als Jungunternehmer – schon früh gelernt, dass der einfach Weg selten der richtige ist. Weil er meist wenig nachhaltig ist und nicht langfristig glücklich macht.
Was ist meine Aufgabe auf der Welt?
Ich war vom Typ her schon immer neugierig und wollte Dinge ausprobieren. Das ging bereits los, als ich noch als Profi auf dem Platz stand, schon da habe ich mit kleinen Unternehmertätigkeiten rumgespielt. Es gab eine Frage, die mich in diesem Handeln und meiner Entwicklung immer geleitet hat: Wer bin ich und was möchte ich in diese Welt hinaustragen? Diese Sinn-Frage hat mich früh geformt, ohne dass mir das so bewusst war.
Aber als ich dann mit 29 Jahren vor der großen Entscheidung stand, welchen Weg ich einschlagen möchte, hat diese Frage wohl deutlich mitgeprägt, wie es dann verlaufen ist. Ich hätte in dem Alter – zumal ich fit und gesund war – sicher noch ein paar Jahre als Profi weitermachen können, hätte damit gutes Geld gemacht und noch mal einen neuen Verein kennenlernen können. Gleichzeitig hätte ich dadurch aber auch die große Frage „und nun?“ noch mal gut fünf Jahre aufgeschoben. Und dass der Moment kommt, in dem ich mich mit meiner Zeit nach dem Fußball beschäftigen musste, war mir immer bewusst. Aus heutiger Sicht bin ich sehr dankbar für diese „zusätzlichen“ Jahre, in denen ich so viel lernen konnte, dass ich mich jetzt mit Mitte 30 sehr sicher in dem fühle, was ich tue. Sicher, vor allem in dem Sinne, dass ich mein Thema gefunden habe, nämlich Gesundheit und Healthcare.
Zu viel Komfortzone ist ungesund
Der Fußball war meine Komfortzone. Ich kannte die Abläufe, den Umgang mit Trainern und Mitspielen seit Kindheitstagen. Wenn man aber als Mensch ehrgeizig ist und mehr möchte als Spaß und Abhängen, dann wird genau diese Komfortzone irgendwann ungesund. Um herauszufinden, was ich auf dieser Welt verändern kann, wo ich etwas zurückgeben, etwas lernen, mich weiterentwickeln kann, musste ich den Schritt uns Ungewisse wagen und die Komfortzone durchbrechen. Und klar hatte ich damals Angst, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Aber jetzt, mit fünf Jahren Abstand, kann ich sagen: Es war die absolut richtige Entscheidung.