Prof. Dr. Anabel Ternès

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New Work vs. Stechuhr? Alles eine Frage der Gestaltung

Photo by Ramy Mans on Unsplash
In der digitalen Zeit kann immer und überall gearbeitet werden - doch wo sind die Grenzen?

Auf den Vorstandsetagen wird diskutiert, neue Vorstellungen von Arbeit und zum Verhältnis zwischen Arbeitgeber und –nehmer nagen an den alten, verkrusteten Strukturen: New Work setzt den Paradigmenwechsel, der bereits seit den 1980ern die postmoderne Gesellschaft verändert, konsequent fort. Die Zeit der Untergebenen, die dankbar für den Job und den Lohn sind, geht zu Ende. Und nun wird die Stechuhr zur Pflicht – ein Widerspruch?

Arbeit im digitalen Zeitalter – Flexibilität ist von beiden Seiten gefragt

Hierarchie hin, Status her – diese Einordnungen werden überflüssig, wenn die Identitäts- und Sinnsuche nicht nur einem ausgewählten Kreis vorbehalten bleibt, sondern längst zum Metatrend geworden ist. Das Verhältnis zwischen Unternehmen und Mitarbeitern wird sich grundlegend ändern, wie dynamische Startups eindrucksvoll vormachen. Daran ändert auch das Luxemburger Urteil zur Arbeitszeiterfassung nichts, das nun erst einmal in nationales Recht überführt werden muss.

Fakt ist:

  • Fast die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer ist einer Zeiterfassung im Unternehmen unterworfen.
  • Rund ein Drittel führt selbst Buch über die Arbeitszeiten.
  • Für gut ein Fünftel ist Arbeitszeiterfassung (noch) kein Thema.

Arbeit hat sich bereits verändert, Homeoffice, flexible Arbeitszeitgestaltung, Vertrauensarbeitszeit schaffen den Freiraum, auf den viele Arbeitnehmer zu Recht Wert legen. Wie passt nun die Stechuhr in diese um sich greifende Freiheit? Ganz nüchtern betrachtet: Auch in der digitalen Welt muss Arbeit auf ein gesundes Maß begrenzt werden. Das ist nicht immer einfach – vor allem bei Projekten mit engen Deadlines. Und die Projektarbeit wird zunehmen, darüber sind die einschlägigen Experten sich einig.

Und hier kann die Erfassung der tatsächlichen Arbeitszeit durchaus helfen, sofern sie nicht zum Bürokratiemonster aufgeblasen wird. Im digitalen Zeitalter sollte sich auch dieses Thema mit Hilfe intelligenter digitaler Tools erledigen lassen. Der deutsche Gesetzgeber sollte jedoch die Gelegenheit nutzen und die Arbeitszeitregeln überdenken: Was ist mit den Mails oder Anrufen zu später Stunde? Wird die auf dem Arbeitsweg beantwortete Nachricht auch zur Arbeitszeit gerechnet? Wie werden die Arbeiten eingeordnet, die sich Mitarbeiter mit nach Hause nehmen?

Nutzt der Bundesarbeitsminister diese Chance für eine echte Lösung, die allen Beteiligten und vor allem den aktuellen Trends gerecht wird?

Wertvolle Tipps:

  • Die Erfassung der tatsächlichen Arbeitszeiten kann New Work fördern und schließt Vertrauensarbeitszeit nicht aus.
  • Überprüfen Sie das Arbeitsaufkommen bei Projektarbeit auf längere Sicht, auf Stressphasen müssen Pausen folgen.
  • Schaffen Sie ausreichend zeitlichen Raum für den wichtigen Ausgleich.
  • Sorgen Sie für Entspannung, Bewegung und gesunde Ernährung – hier können Krankenkassen effektiv unterstützen.
  • Beziehen Sie Mitarbeiter in die Entwicklung neuer Arbeitsmodelle mit ein, das motiviert und stärkt die Mitarbeiterbindung.

Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?

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Zukunftsfähige Unternehmen brauchen Nachhaltigkeit, gesunde Digitalisierung und Zukunftskompetenzen. Eine zukunftsfähige Welt braucht ein gesamtsystemisches Zusammenwirken aller Kräfte. Als eine der führenden Köpfe für Digitalisierung stehe ich für Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Handeln.
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