Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

No Satisfaction: Der Sound der Bilder

Bernd Lehmann
bernd Lehmann: Mick Jagger in acrylic on canvas (150 x 189 cm) in progress.

Bernd Lehmanns Hommage an Mick Jagger und die Rolling Stones

Die Werke des Künstlers Bernd Lehmann, der mit seinen Radierungen, Gouachen und Illustrationen in internationalen Kunsthäusern weltweit vertreten ist, verdanken sich dem Geist der Vielfalt. Dabei geht es ihm immer auch um die Frage, was er machen kann: aus sich selbst und den eigenen Möglichkeiten. Nicht das Sein steht bei ihm im Vordergrund, sondern das Können und die Meisterschaft, die vor allem in Kooperation mit anderen Künstlern und Institutionen zur vollen Entfaltung kam: Er arbeitete mit Schauspielern, Unternehmen, Galeristen, Dirigenten und Musikern zusammen. Der Sound seiner Bilder ist wie Musik, die Feingefühl, Offenheit und ein tiefes Empfinden erfordert. Wer sie verstehen will, muss gleichermaßen sehen und zuhören können. Die Karriere der Rolling Stones, die sechs Jahrzehnte mit Höhen und tragischen Tiefen umfasst, hat ihn zu mehreren Acryl-Kunstwerken veranlasst, die exklusiv beim International Personality Art Contest (IPAC) vom 1.Juli bis 31. Juli 2022 in Luxembourg präsentiert werden (500 m/2 of gallery in the heart of CASINO 2000 a Mondorf-les Bains).

Hintergrund ist das 60-jährige Bestehen der Rolling Stones, die im Sommer 2022 auf Europa-Tournee gehen.

Die Geschichte der Band beginnt Ende 1961 auf einem Bahnhof in Dartford, etwa 30 Kilometer südöstlich von London. Eine Gedenktafel erinnert hier seit 2015 an diese schicksalsträchtige Begegnung: Der 18-jährige Keith Richards trifft hier einen Schulfreund aus der Grundschule: Mike Jagger, der unter dem Arm eine Chuck-Berry-Platte trägt. Beide haben dieselben musikalischen Vorlieben: Chicago Blues von Muddy Waters, Howlin' Wolf oder Jimmy Reed. Jagger erzählt von seiner Band "Litte Boy Blue And The Blue Boys" und lädt Richards, der Gitarre spielt, in den Proberaum ein, wo er sofort überzeugt. Bei einem Konzert in London treffen die beiden auf den Gitarristen Brian Jones, dessen Band sich gerade aufgelöst hat. Wenn er 1961 nicht Alexis Korner Delta’s Musik mit Chris Barber’s Band hätte spielen gehört, hätte es vermutlich die Stones nie gegeben. Brian zog wegen Corners Zuspruch nach London, um im Ealing Blues Club von Elmore James inspirierte Slide-Gitarrensongs zu spielen. Hier hörten Richards und Jagger Brian Jones zum ersten Mal spielen. Gemeinsam mit Blue-Boys-Bassist Dick Taylor gründen sie eine neue Band. Jagger nennt sich nun Mick statt Mike. Tony Chapman stößt als Schlagzeuger dazu, an den Keyboards sitzt Ian Stewart. In dieser Besetzung spielen sie am 12. Juli 1962 ihr erstes Konzert im Londoner Marquee Club. Im Januar 1963 trat auch der Jazz-Fan Charlie Watts als Schlagzeuger bei. Am 7. Juni 1963 erscheint die erste Single der Rolling Stones: "Come On", eine Coverversion von Buddy Holly. Im Frühling 1965 stürmt "The Last Time" an die Spitze der Charts, kurz darauf erscheint "Satisfaction" und wird weltweit zum Nummer-Eins-Hit. Es wurden nur Singles aufgenommen, die es in die Charts schaffen sollten - und dennoch waren die Stones schon immer anders und verkörperten ein Lebensgefühl von Losgelöstheit.

Sie wollten nie innerhalb der Grenzen spielen - sie wollten mit den Grenzen spielen und ihre eigene Musiklandkarte entwerfen.

Die Rolling Stones sind bis heute Unikate – obwohl sie zusammen etwas Besonderes bildeten, das mehr als die Summe ihrer verschiedenen Talente war. Das Einzigartige basiert auf ihrer Chemie: Es scheint, als würden alle Musiker zu einer Person verschmelzen. (Das ist auch die Grundaussage des Bilderzyklus‘ von Bernd Lehmann, der jeden Einzelnen in Bezug auf das Ganze zeigt.) Parallel zum weltweiten Erfolg steigt auch der Drogenkonsum der Band. 1967 werden die Ermittler bei mehreren Hausdurchsuchungen fündig: Jagger, Richards und Brian Jones kommen vor Gericht und werden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Als Jones nach einem weiteren Drogendelikt keine Arbeitserlaubnis für die USA erhält und die geplante Tournee zu platzen droht, ziehen Jagger, Richards und Charlie Watts am 8. Juni 1969 den Schlussstrich und machen ohne ihn weiter. Dreieinhalb Wochen später wird Jones in seinem Swimming Pool ertrunken aufgefunden. Zwei Tage danach stehen die Stones bei einem Konzert im Londoner Hyde Park auf der Bühne, das zu einem Tribut für Brian Jones wird. Auch wird der neue Gitarrist Mick Taylor vorgestellt.

Die siebziger Jahre beginnen für die Stones mit Streitigkeiten mit der Plattenfirma und ihrem Management. Hinzu kommen enorme Steuernachforderungen. Die Stones flüchten vor dem britischen Fiskus nach Frankreich, wo sie 1972 mit "Exile On Main St." ein Album aufnehmen, das viele für die beste Stones-Platte überhaupt halten. Doch die Band lebt sich auseinander. Jagger verkehrt in Künstlerkreisen und widmet sich Filmprojekten. Richards ist vor allem an Parties und Drogen interessiert. 1974 steigt Mick Taylor aus der Band aus und wird durch den Faces-Gitarristen Ronnie Wood ersetzt. Richards ist seit Ende der 1970er-Jahre nicht mehr heroinabhängig. Jagger versucht sich an einer Solokarriere und tourt mit seiner eigenen Band. In den 1980er-Jahren war das Verhältnis zwischen Keith Richards und Mick Jagger - die Hits wie „(I Can’t Get No) Satisfaction“, „Paint It Black“, „Brown Sugar“ oder „Miss You“ schrieben - sehr angespannt: Jagger hatte Trends im Blick, wollte Sound und Image der Stones modernisieren, und Richards wollte den musikalischen Wurzeln treu bleiben. So kommen die Stones erst 1989 wieder zusammen, als die Band in die Rock'n'Roll-Hall Of Fame aufgenommen wird. Heute sieht Keith Richards seine Hauptaufgabe darin, dass Songs zu schreiben, die Mick Jagger singt. Ihre Tourneen der Band werden immer größer, spektakulärer und erfolgreicher. Der Tod ihres Bandkollegen, Schlagzeuger und Freundes Charlie Watts im Jahr 2021 hat die Rolling Stones hart getroffen. Für Mick Jagger war er „der Herzschlag der Band“.

Auch für Menschen, die für Nostalgie nicht empfänglich sind, muss das 60. Jubiläum der Band eine beeindruckende Zahl sein.

Der Begriff Nostalgie ist eine Kombination aus dem altgriechischen nóstos (Heimat) und álgos (Schmerz). Er bedeutet, dass wir an einer alten Wunde leiden: der Sehnsucht nach Vergangenheit und danach, sich wieder zu verbinden in unserer von Krisen und Erschütterungen gezeichneten Welt. Wo Ängste, Massenkonsum oder Terror unser Leben schrumpfen oder gefrieren lassen, bereichert Musik unser Leben, erweitert und erwärmt es. Wie schlecht unser Gedächtnis auch sein mag – Musik wird uns immer wieder in die Vergangenheit zurückschicken. Mit seinen Bildern zeigt Bernd Lehmann, dass man sich für Nostalgie Zeit nehmen muss, denn sie macht das Besondere auf einzigartige Weise sichtbar - und hörbar. Seine farbgewaltigen und expressiven Kunstwerke sind zugleich ein Gegenentwurf zu den wachsenden Untergangsszenarien von heute. Bernd Lehmanns Bilder regen keineswegs dazu an, nur in der Vergangenheit zu schwelgen und sie zu verklären. Denn ihm ist bewusst, dass das „Weißt du noch, damals …?“ allein nicht glücklich macht.

Es geht ihm vor allem darum, wertvolle und erfüllte Zeit in Bildern festzuhalten und das Hier und Jetzt zu feiern.

Der Augenblick ist auch für Mick Jagger alles, was wir haben. In jedem Moment haben wir neu die Möglichkeit, uns willentlich zu dem zu entschließen, was wir gerade tun. Es wird etwas ent-schlossen, was vorher ver-schlossen war: das Selbst. Es hilft nichts, Ist-Zustände zu beklagen, denn es ist wie es ist. Leider „geschieht“ bzw. passiert das Leben für viele Menschen einfach nur. Es fließt wie ein gleichförmiger Strom am Rande ihrer Existenz vorbei. Die Bilder von Bernd Lehmann zeigen, dass das Leben in einer bestimmten Zeitspanne nicht allein von der Länge, sondern vor allem von der emotionalen Tiefe, Intensität und Wahrnehmungsdichte der erlebten Zeit abhängt. Dabei geht es ihm auch um die Fragen: Sind wir berührt? Ist sie bedeutsam für uns? Seine Arbeiten sind aus vielen Teilen beziehungsweise Momenten zusammensetzt. Im Ganzen betrachtet verschmelzen sie zu einem unverwechselbaren Sound und ewigen Augenblick. Seine Bilder zu den Rolling Stones sind auch als Dokumente zu verstehen, die mehr sind als die Porträts der Bandmitglieder. Bei seinen Arbeiten (alle in der Größe 150 cm x 180 cm) orientiert er sich zwar hautnah am Original, betont aber ihre Eigenarten und wirkt dabei weder „aufgesetzt“ oder künstlich. Denn was vollkommen ist, braucht keinen neuen Belag, der den zeitlosen Glanz nur stumpf machen würde.

Wer schreibt hier?

Dr. Alexandra Hildebrandt
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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

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Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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