Open Banking und PSD2: Mehr Chance als Risiko
In jüngster Zeit hört man immer häufiger die Begriffe „Open Banking“, „Plattform-Banking“ oder „API-Economy“. Einige Experten erwarten, dass 2017 das Jahr der offenen Schnittstellen im Retail Banking wird. Was ist davon zu halten?
PSD2 steht vor der Tür
Nicht zuletzt die Zahlungsverkehrsrichtlinie PSD2 befeuert das Thema. Die zweite, erweiterte Zahlungsdienste-Richtlinie der EU tritt per 13. Januar 2018 in Kraft. Banken müssen dann Schnittstellen für Drittanbieter zur Verfügung stellen, um Kontodaten einsehen und Zahlungen initiieren zu können. Ziel der neuen Richtlinie ist es, Innovation und Wettbewerb zu fördern und die Kosten im Zahlungsverkehr zu senken.
Die Schlacht zwischen etablierten Finanzinstituten und FinTechs um die Beziehung zum Kunden erreicht damit eine neue Dimension, auf die noch die wenigsten Institute wirklich vorbereitet zu sein scheinen.
Chancen und Risiken von Open Banking
Die große Chance für die etablierten Institute besteht darin, Kunden attraktive und individuelle auf den konkreten Bedarf zugeschnittene Produkte und Dienstleistungen von Drittanbietern zu offerieren. Sie können so die Kundenbindung steigern und sind darüber hinaus attraktiv für potenzielle Neukunden.
Der Zugang für Drittanbieter durch „Access to Account“ (XS2A) wird es nicht nur den Banken sondern auch anderen Akteuren erlauben, mehr über Kunden zu erfahren und so ein besseres Verständnis für deren Bedürfnisse und Wünsche zu bekommen. Damit lassen sich dann natürlich entsprechende maßgeschneiderte Angebote leichter unterbreiten. Das Risiko für Banken und Sparkassen besteht somit im Verlust ihrer bedeutenden Rolle als Finanzintermediär, wenn sie nicht ein eigenes Modell zur zukünftigen Kundeninteraktion finden und sich dabei auch Drittangeboten von FinTechs sowie weiterer Partnern öffnen.
Banken müssen handeln
Die Finanzinstitute könnten gemeinsam mit FinTechs die Open-Banking-Bewegung anführen, indem sie ihren Kunden innovative und personalisierte Dienstleistungen anbieten, die sowohl neues Ertragspotenzial bieten als auch einen Mehrwert für die Kunden darstellen.
Die HypoVereinsbank hat mit MoneyMap vor kurzem ein solches Modell präsentiert. Kunden erhalten damit auf Wunsch Angebote zu bankfremden Leistungen im geschützten Bereich des Online Bankings präsentiert.
Die Zahlungsrichtlinie PSD2 könnte so verstanden zu einem Katalysator für neue Geschäftsmodelle im Banking werden. Diejenigen Institute, die sie nutzen, um ein besseres Verständnis und Wissen über ihre Kunden aufzubauen, werden künftig am Markt erfolgreicher sein als diejenigen, die in ihr nur die Risiken sehen.
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