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Prioritätenliste der Jugend: Klimawandel an erster Stelle

Trotz der anhaltenden Pandemie stehen Klimawandel und Umweltzerstörung auf der Prioritätenliste der Jugend europaweit an erster Stelle. Das ergab eine Umfrage („Pan-European survey – Climate top priority for youth“) im Auftrag des europäischen Dachverbands der Umweltorganisationen (EEB).

Befragt wurden mehr als 22.000 Menschen im Alter von 15 bis 35 Jahren in 23 europäischen Ländern. 46 Prozent meinen, der Klimawandel sei das schwerwiegendste Problem der Menschheit. Mehr als die Hälfte (52%) ist der Ansicht, dass Unternehmen die größte Verantwortung für die Bekämpfung des Klimawandels tragen.

Das Ergebnis ist nicht überraschend: Während die großen Parteien schrumpfen, zerfallen und zerfasern, glauben viele Jugendliche daran, dass sie etwas bewegen können. Wichtig ist für sie das, was sie selbst verändern können. Von Politikern fordern sie, deren eigene Lebensspanne auf diesem Planeten vielleicht nur noch 10 bis 20 Jahre sein wird, unseren Planeten in einem gesunden Zustand übergeben zu bekommen. „Junge Menschen wie die in der Graswurzelbewegung von Fridays-for-Future-Aktivisten haben noch 65 bis 70 Jahre vor sich und somit ein Anrecht darauf, dass Erwachsene und alte Menschen ihnen unseren Heimatort Erde ein bisschen besser hinterlassen, als sie ihn selber betreten haben“, schreibt Robert Scheib, Jahrgang 1965. Es geht jetzt darum, bis 2050 klimaneutral zu werden. Dafür muss noch viel geschehen – es müssen Lösungen auf den Weg gebracht werden, „die ökologisch wirksam, ökonomisch tragbar und politisch weiterhin akzeptabel sind.“ (Henrik Müller).

Die Aktivistin Greta Thunberg ist für viele Jugendliche das Gesicht ihrer Anliegen und Wünsche.

Die Reaktionen der Politiker zu Fridays for Future waren oft verhalten, denn die Kinder und Jugendlichen hätten nicht die realen Konsequenzen ihrer Forderungen mitbedacht, hieß es oft. Hier sieht Ann-Sophie Czech, Jahrgang 1993, die seit ihrer Jugend auch ein ausgeprägtes Interesse für Nachhaltigkeit hat, nicht die Aufgabe von Fridays for Future: „16-jährige Jugendliche müssen nicht den perfekten Vorschlag machen, wie man unseren Planeten rettet. Vielmehr sollen sie Entscheider sowie die Gesellschaft aufwecken und sensibilisieren – und diese Aufgabe erfüllen sie mit Bravour.“ Bereits in der Schule war Ann-Sophie Czech als Nachhaltigkeitsbeauftragte im Schulparlament. Während ihres Studiums beschäftigte sie sich vordergründig mit dem Thema Marketing und Nachhaltigkeit und untersuchte die potenzielle Rolle von Unternehmen als Brücke zwischen Wissenschaft und Konsumenten. Nach ihrem Masterstudium arbeitet sie seit 2019 als Junior Consultant in einer PR-Agentur mit dem Beratungsschwerpunkt CSR und Nachhaltigkeit.

Auch die Shell Jugendstudie 2019 gab Anlass zur Hoffnung: Sie belegte, dass sich Jugendliche vermehrt zu Wort melden und ihre Interessen und Ansprüche nicht nur untereinander artikulieren, sondern verstärkt auch gegenüber Politik, Gesellschaft und Arbeitgebern. Helga Berg ist seit 1992 Mitarbeiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und seither in verschiedenen Bereichen innerhalb des Ministeriums tätig, zeigt in ihrem Beitrag „Auszubildende engagieren sich für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung“ beispielhaft ausgewählte Aussagen Jugendlicher aus den sehr unterschiedlichen Bereichen des Bäckerhandwerks und der Logistik/Spedition. Sie stehen stellvertretend für die große Gruppe der Auszubildenden und zeigen, wie sich Jugendliche in ihrer Ausbildung jenseits der breiten öffentlichen Wahrnehmung für Klimaschutz interessieren und nachhaltig handeln. „Sie wirken, unterstützt durch ihre Ausbilder in ihren Betrieben und darüber hinaus als Multiplikatoren. Ihre Hebelwirkung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ist groß, denn sie sind die Fach- und Führungskräfte von morgen!“

Weiterführende Informationen:

  • Alle genannten Beiträge und Zitate in: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

  • Henrik Müller: Wie eine deutsche Klimapolitik aussehen müsste. In: manager magazin (Mai 2021), S. 103.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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