Maciej Cielak/Pixabay

Radongas in Innenräumen: Wie kann man sich vor der unsichtbaren Gefahr schützen?

Immer mehr Hausanbieter setzen auf das Thema „wohngesundes Bauen“

Das Qualitätsmerkmal „wohngesundes Bauen“ stellt für Bauherren neben Energieeffizienz und Architektur einen zunehmend wichtigen Nachhaltigkeitsfaktor bei der Kaufentscheidung dar. In eine bestehende Immobilie oder das zukünftige Eigenheim zu investieren, ohne sicherzustellen, dass dieses nicht mit Schadstoffen belastet ist, die später zu einer aufwendigen Sanierung führen könnten, empfinden immer mehr Bauherren als unkalkulierbares Risiko. Vor diesem Hintergrund entstanden in den vergangenen Jahren diverse Prüfsiegel und Gesundheitszertifikate, die allerdings nicht immer eine umfassende Sicherheit hinsichtlich der Wohngesundheit bieten bzw. teilweise wichtige Untersuchungen zu Raumklima, Schadstoffen und elektromagnetischen Feldern vernachlässigen.

Der Berufsverband Deutscher Baubiologen (VDB e.V.) hat mit dem neuen VDB-Zert ein Prüfsiegel-Bewertungssystem entwickelt, das eine umfangreiche Beurteilung der baubiologischen Wohnqualität von Gebäuden gewährleistet. Durch breit angelegte Mess- und Prüfverfahren, gründliche Untersuchungen sämtlicher gesundheitsrelevanter Einflüsse im Haus sowie einem transparenten Bewertungsschema schützt es die Verbraucher vor Täuschung und Irreführung beim Hausbau.

Als Pionier für nachhaltiges und biologisches Bauen gelang es dem Ökohaus-Pionier Baufritz als erster Hersteller, mit seinem Musterhaus Heimat 4.0 die Zertifizierungsvorgaben für die „weiße Plakette“ des VDB-ZERT-Bewertungssystems zu erfüllen. Sie beschreibt die höchste Qualitätsstufe des strengen Prüfverfahrens für gesundes und schadstoffarmes Wohnen und Bauen. Die Einführung des neuen Prüfsiegels, das im Sinne des Verbraucherschutzes beim Hausbau einen transparenten und hilfreichen Indikator darstellt, um echte Gesundheitsqualität zu erkennen, wird hier sehr begrüßt: „Endlich besteht für den privaten Häuslebauer und Immobilienkäufer die Möglichkeit, ein Haus umfangreich und nach einem standardisierten objektiven Bewertungsschema überprüfen zu lassen“, sagt Stefan Schindele, Baubiologe bei Baufritz. Die zertifizierte Dokumentation und Datengrundlage durch VDB-Zert kann zudem ein Maßstab zur Wertermittlung der Immobilie sein, und somit als wichtiger Hilfsparameter für die Kaufentscheidung dienen. Auch hinsichtlich der Aufnahme eines Kredites kann die Zertifizierung zu besseren Konditionen führen, was vielen Bauherren nicht bekannt ist.

Gesundheit beginnt in den eigenen vier Wänden

Nach dem Vorbild der Natur plant und realisiert Baufritz seit über 120 Jahren ökologisch nachhaltige Gebäude. Für sein Engagement rund um ein nachhaltiges, wohngesundes Leben hat das Unternehmen bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 2018 wurde das Unternehmen vom Wirtschaftsmagazin „Capital“ zum gesündesten Anbieter der Fertighausbranche gekürt. In der gesamten Hausbaubranche gehört Baufritz auch zu jenen Unternehmen mit der größten Expertise und Erfahrung in Sachen Radonschutz. Radon entsteht im Gestein und im Erdreich, diffundiert von dort in die Atmosphäre, ins Grundwasser, in Höhlen, Bergwerke, aber eben auch in Keller und Rohrleitungen. Während das Edelgas in der freien Luft schnell zerfällt und kein Problem darstellt, kann es sich in Gebäuden und Wohnräumen auf gesundheitsgefährdende Art und Weise konzentrieren. Es dringt dabei vor allem über Haarrisse in erdberührten Betonbauteilen oder im Mauerwerk sowie über undichte Anschlussfugen und Leitungsdurchführungen ein. Die Konzentration in Kellerräumen und schlecht belüfteten Häuser ist demnach oft besonders hoch.

2018 wurden beispielsweise in Salzburg (Österreich) Radon-Messungen in dreitausendvierhundert Wohnungen durchgeführt. Dabei kam heraus, dass in zehn Prozent der Wohnungen der Schwellenwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft überschritten wurde. „Es ist davon auszugehen, dass die Werte in deutschen Wohnungen ähnlich hoch sind“, sagt der Bau- und Immobilienexperte Matthias Krieger.

Radon ist farb-, geruch- und geschmacklos. Um es wahrzunehmen, braucht es spezielle Messgeräte. Es ist per se nicht giftig, allerdings zerfallen Radonatome in die radioaktiven Folgeprodukte Polonium, Blei und Wismut, die in der Atemluft schweben. Sie können beim Einatmen in die Lunge geraten, sich auf dem Lungengewebe ablagern und dieses bestrahlen. Nach dem Rauchen ist das im Boden auf natürliche Weise vorkommende radioaktive Radongas in Deutschland die häufigste Ursache, um an Lungenkrebs zu erkranken (fünf Prozent der Lungenkrebsfälle werden Radon zugeschrieben). Jährlich sterben rund 1.900 Menschen an den Folgen zu hoher Radonkonzentrationen im Haus. Zwar wird Radon wieder weitestgehend ausgeatmet, doch seine Zerfallsprodukte können ins Lungengewebe eindringen, das Erbgut der dortigen Zellen beschädigen und Krebszellen entstehen lassen. Schon eine leichte Belastung kann das Risiko erhöhen. Die WHO- und die EU empfehlen mit 100 Bequerel pro Kubikmeter (Bq/m3) bzw. 300 Bq/m3 Werte, an denen sich Verbraucher orientieren können. Radon-Messungen können u.a. mit sogenannten Kernspur-Exposimetern erfolgen: Die Kunststoffdöschen werden für mindestens sechs Monate (besser 1 Jahr) aufgestellt, sie kosten inklusive Auswertung 40 - 50 €. Wird dabei der Wert von 100 Bq/m3 erreicht, sollten bereits Gegenmaßnahmen getroffen werden. Dazu zählen in erster Linie weitere, hochauflösende Messungen zur Quellenbestimmung, intensives Lüften und bauliche Maßnahmen, wie z. B. die Abdichtung sämtlicher Radon Eintrittspfade im erdberührenden Bereich.

Die Ausbreitung von natürlichem Radongas ist regional sehr unterschiedlich

Das belegt auch eine umfangreiche Studie des Biohaus-Unternehmens Baufritz. Betroffen sind vor allem Gegenden in Süddeutschland, der Norden Deutschlands ist dagegen weitgehend unbelastet. Vor allem in Gegenden mit hohen Granitvorkommen besteht ein erhöhtes Risiko, durch Radon an Lungenkrebs zu erkranken. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat dazu eine Radonkarte bereitgestellt, die einer ersten, groben Orientierung dient. „Die Bedrohung durch Radon im Gebäude kann durch wirkungsvolle, teilweise recht einfache bauliche Maßnahmen wie beispielsweise Abdichtung der Bodenplatte oder Radondrainagen vermindert werden. Wir sind dem Radon also keineswegs hilflos ausgeliefert“, bestätigt auch Matthias Krieger, geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Krieger + Schramm. Das Unternehmen hat hierzu eine Expertengruppe gebildet, die intensiv an Lösungen arbeitet. Das Konzept „Krieger + Schramm Wohngesund Bauen“ ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens, das Wohngesundheit schon immer am Herzen liegt. Dabei wird eng mit Partnern wie dem Sentinel Haus Institut in Freiburg und dem TÜV Rheinland zusammengearbeitet. „Unsere Kollegen und Handwerkerteams sind von Experten geschult und werden immer über aktuelle Konzepte, Innovationen und besonders schadstoffarme Baumaterialien informiert", so Krieger.

Auch die Gesundheitsexperten von baufritz empfehlen im Neubau vorsorgliche Schutzmaßnahmen. Mit den richtigen Materialien und Produkten sowie einer fachmännischen Begleitung ist dies oft einfacher und wirtschaftlicher, als im Bestand kostenaufwändige und teils weniger effektive Maßnahmen nachzurüsten. Das Unternehmen bietet seinen Kunden schon seit vielen Jahren Radon-Bodengasmessungen auf dem Grundstück an und hat dazu auch eine umfassende Studie mit Messungen im Innenbereich durchgeführt. In Abhängigkeit der Ergebnisse werden in der Baufritz-Radon-Richtlinie Maßnahmen zur Ausführung von Kellern und Bodenplatten empfohlen, die den Radonzutritt ins Gebäude zuverlässig unterbinden.

Weiterführende Informationen

Dagmar Fritz-Kramer: Pioniergeist und Umweltbewusstsein. Mit einer gemeinschaftlichen Führungskultur den Wandel zu einer wohngesunden und baubiologischen Wohnkultur gestalten. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 83-95.

Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.

K + S Wohngesund Bauen. Raum für Ihre Gesundheit. Hg. von der Krieger + Schramm GmbH & Co. KG Unternehmensgruppe. Dingelstädt 2018.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen