Sanierung und Konsolidierung sind das Gebot der Stunde
Eine Analyse der Unternehmensberatung Bain & Company zur Entwicklung der deutschen Kreditinstitute zeigt erhebliche strukturelle Schwächen. Während auf der Ertragsseite die Provisionsüberschüsse bei jährlich rund 30 Milliarden Euro stagnieren leiden die Zinsüberschüsse weiter unter der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Zugespitzt hat sich die Situation zuletzt durch ein rückläufiges Handelsergebnis.
Entgegen dem globalen Trend stieg die Cost-Income-Ratio der hiesigen Kreditinstitute seit Anfang dieser Dekade um 10 Prozentpunkte und nähert sich mit 73 Prozent wieder dem Niveau des Finanzkrisenjahrs 2008. Bei rückläufigen Erträgen und – vor allem durch Investitionen in die Digitalisierung und verschärfter Regulierung - unverändert hohen Kosten hat sich die Eigenkapitalrendite nach Steuern 2018 auf 1,0 Prozent halbiert und drohe weiter zu sinken.
Deutsche Banken international abgeschlagen
Allerdings waren nicht alle Institutsgruppen gleichermaßen mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere die Automobil- und Privatbanken erzielten 2018 überdurchschnittliche Eigenkapitalrenditen, und die Renditen der Kreditgenossenschaften und Sparkassen liegen ohne Berücksichtigung der Risikovorsorge gemäß §340g HGB weiterhin auf einem ansehnlichen Niveau. Dennoch mussten auch diese Institutsgruppen einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen.
Im internationalen Wettbewerb belegen dagegen selbst in Deutschland gut platzierte Institutsgruppen mit ihren Eigenkapitalrenditen nur hintere Ränge. Unangefochtener Spitzenreiter sind die US-Banken, die zuletzt eine Eigenkapitalrendite von 12 Prozent erwirtschafteten. Die europäischen Häuser, die ebenfalls unter der Politik der EZB sowie der verschärften Regulierung leiden, erzielten im Durchschnitt eine Rendite von 7 Prozent.
Geschäftsmodelle müssen zukunftsfähig werden
Deutschlands Banken müssten daher alle Hebel in Bewegung setzen, um ihre Geschäftsmodelle zukunftssicher zu machen und die Lücke zu schließen. Doch die Analyse zeigt auch, dass selbst eine konsequente organische Transformation mit aggressiven Maßnahmen zur Kostensenkung die Eigenkapitalrendite in den kommenden Jahren lediglich um rund 4 Prozentpunkte steigen lässt.
Bei der Transformation ihrer Geschäfts- und Betriebsmodelle hätten die deutschen Institute erheblichen Nachholbedarf. Viele Geschäftsmodelle wurden bislang nicht an die neue Ertragsrealität angepasst. Betriebsmodelle wurden zwar stabilisiert, aber nicht in erforderlichem Maß restrukturiert oder skaliert, um der Margenerosion entgegenzuwirken.
Damit die Institute wieder aus einer Position der Stärke heraus agieren können, empfiehlt Bain den Fokus auf die folgenden vier Stoßrichtungen zu legen:
Komplexitätsreduktion: Vereinfachung als Schlüssel zur nachhaltigen Sanierung.
Digitalisierung: Verbesserung des Kerngeschäfts und Schaffung neuer Geschäftsmodelle.
Kundenorientierung 2.0: Kundenfokus leben und organisatorisch verankern.
Nachhaltigkeit: Kunden von morgen binden und begeistern.
Zugleich müssen die Banken ihre Strategie konsequent weiterentwickeln, mit dem Ziel, die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle zu gewährleisten und die Profitabilität kurz- beziehungsweise mittelfristig zu steigern.
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Deutsche Banken müssen Zukunftsfähigkeit sichern
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