Saubere Sache: Statements gegen industrielle Massenware
Wer bewusster konsumieren möchte, entscheidet sich häufig für nachhaltige Alternativen – das betrifft auch Wasch- und Reinigungsmittel. Dabei gewinnen Erfahrung und Wissen der Großmütter, die auf einfache Hausmittel setzten, wieder an Bedeutung.
Damals gab es noch keine Putz- und Waschmittel, die versprachen, dass alles nicht nur sauber, sondern rein wird. Dafür wussten sie um die Reinigungskraft natürlicher Substanzen. Die Rückbesinnung darauf hat mit einem wachsenden Misstrauen gegenüber der Industrie zu tun. Die in konventionellen Produkten enthaltenen Chemikalien können Umwelt und Gesundheit belasten. Das zeigt auch ein Blick auf die chemische Zutatenliste bei Waschmitteln: Tenside, Wasserenthärter, Waschalkalien, Enzyme, Schmutzträger, Bleichmittel, optische Aufheller und Konservierungsmittel. Duftstoffe und Farbstoffe sind biologisch schwer oder nicht vollständig abbaubar, können sich in der Umwelt und in Organismen anreichern und Gewässerorganismen schädigen. Auch Putzmittel mit Chlor und WC-Reiniger mit anorganischen Säuren wie Natriumhydrogensulfat oder Phosphorsäure sind sehr umweltschädlich.
Die Chemikalien aus den Reinigern gelangen über das Abwasser und die Flüsse bis ins Meer. Sie können sich in der Umwelt und in Organismen wie Fischen und Pflanzen anreichern – und außerdem unserer Gesundheit schaden. Enzyme von Waschmitteln können Allergien auslösen, wenn sie über die unvermeidbaren Waschmittelrückstände in den gewaschenen Textilien auf die Haut gelangen und diese dann angreifen. Über die Haut werden auch Spuren von Reinigungsmitteln aufgenommen, zudem gelangen Bestandteile der Chemikalien aus den Putzmitteln über das Abwasser auf die Felder (und damit in die Nahrung von Menschen und Tieren). Dazu ein paar Zeilen:
• In Deutschland werden jährlich etwa 220.000 Tonnen Haushaltsreiniger sowie ca. 260.000 Tonnen Geschirrspülmittel verkauft.
• Jährlich werden 604.000 Tonnen Waschmittel durch die Kanalisation gespült.
• Durchschnittlich verbraucht jeder acht Kilogramm Waschmittel pro Jahr.
Die steigende Nachfrage nach Do-it-Yourself-Rezepten zeigen auch die zahlreichen Anleitungen und Tipps im Internet, Youtube-Tutorials, Facebookgruppen und Ratgeber wie „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“. Befürworter von Hausmitteln setzen auf fünf Grundstoffe: Natron, Kernseife, Soda, Essig und Zitronensäure (verdünnt). Wer Allzweckreiniger selbst herstellen möchte, benötigt 8 dl Wasser, 1 EL Soda, 1 TL Zitronensäure, 2 EL feste oder 4 EL flüssige Schmierseife und eine leere Sprühflasche. Das Soda wird in kochendem Wasser aufgelöst. Nach etwa 5 Minuten kann die Zitronensäure dazugegeben und umgerührt werden. Anschließend die Schmierseife dazu rühren. Zum Schluss wird alles in die leere Sprühflasche gegeben. Ein Gemisch aus Essig und Salz ergibt selbst gemachtes Spülmittel, mit Kastanien kann man Wäsche waschen. Auch Backpulver ist ein Hausmittel, mit dem sich beispielsweise angebrannte Töpfe, verkalkte Fliesenfugen oder Backöfen reinigen lassen.
Sie verzichten ebenfalls auf umweltschädliche Chemikalien wie Phosphate, Borate, Formaldehyd, PVC oder halogenorganische Verbindungen. Nach vielen Jahrzehnten fast ausschließlich chemisch erzeugter Produkte wurde auch das Seifenkraut als besonders umwelt- und hautfreundlich wiederentdeckt. Der Name der Pflanze beruht auf dem hohen Gehalt an Saponinen. Dabei handelt es sich um natürliche Substanzen, die oberflächenaktive Eigenschaften aufweisen und in wässrigen Lösungen Schaum bilden. Die Wirkung des Seifenkrauts war bereits in der Antike als Wollwasch- und Heilmittel bekannt, und auch Kräuterbücher aus früheren Jahrhunderten priesen die Reinigungsleistung der Saponine. Die Herstellung von „Eco Saponine“ orientiert sich an den Kriterien der IMO-Richtlinie für ökologische Reinigungs- und Pflegemittel (z.B. Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen, leichte Rückführung aller Komponenten in den natürlichen Kreislauf). Ein wesentlicher Bestandteil jeder Produkt-Ökobilanzierung ist der sogenannte „Product Carbon Footprint“ (PCF). Er weist die Summe aller relevanten CO2-Emissionen über den Lebenszyklus eines Produktes aus. Der PCF ist sehr gut geeignet, um Optimierungspotenziale eines Produktes zu identifizieren (Quelle: memo Nachhaltigkeitsbericht). Zertifiziert ist es nach den strengen Kriterien des Nature-Care-Product-Standard (NCP). Der von der Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik (GfaW) vergebene Standard für verschiedene Produktbereiche verbietet Mikroplastik, Gentechnik, Tierversuche, Silikone und Tenside sowie radioaktive Bestrahlung. Zusätzlich muss die Verpackung der Produkte umweltverträglich, recyclingfähig oder wiederverwendbar sein. Nature Care Product (NCP) und Natural Cosmetics Standard (NCS) repräsentieren den höchsten Standard für ökologische Wasch- und Reinigungsmittel und zertifizierte Naturkosmetik und entsprechen in vollem Umfang den konsequenten Sortimentsrichtlinien des Bundesverband Naturkost und Naturwaren (BNN).
• Waschmittel sollten eine zertifizierte ökologische Qualität haben (z.B. Umweltzeichen „Blauer Engel“, „EU Ecolabel“).
• Besonders umweltschonend ist ein Baukastensystem, bei dem Waschmittel, Enthärter und Bleiche getrennt zum Einsatz kommen. Statt Bleiche können Zitronenscheiben in einem Stoffbeutel mitgewaschen werden.
• Pulver- und Flüssigwaschmittel? – Ökoexperten sehen das Pulver vorn, denn Flüssigwaschmittel benötigen mehr Seife und biologisch abbaubare Tenside.
• Flecken auf Arbeitskleidung oder Kindersachen können ein paar Stunden eingeweicht bzw. mit einer Spezial-Fleckenseife vorbehandelt werden.
• Natürliche Milchsäure reduziert Kalkablagerungen und erspart den Enthärter in der Waschmaschine.
• Putzmittel sollten sparsam verwendet werden - Überdosieren bringt kein besseres Ergebnis.
• Empfehlenswert sind unparfümierte Allzweckreiniger ohne Konservierungsstoffe.
• Bürsten und Tücher mit rauen Oberflächen ersetzen so manchen scharfen Reiniger.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Ilona Koglin und Marek Rohde: Und jetzt retten wir die Welt: Wie du die Veränderung wirst, die du dir wünschst. 2. Auflage. Kosmos Verlag, Stuttgart 2020.
Rolf-Herbert Peters: Waschpulver oder flüssig? In: stern (25.3.2021), S. 36.