Selbstmarketing: Der größte Wert in der Arbeitswelt sind wir selbst
Die digitale Identität als Teil dieser Welt
„Wir sind heute selbst unser größtes Kapital in der Berufswelt“, schreibt der Autor und Digital Native Philipp Riederle 2013 in seinem Buch „Wer wir sind und was wir wollen“. Er erkannte schon damals, dass Wissen fragmentiert und ersetzbar ist, aber Ausprägung, Haltung und Persönlichkeit nicht. Die Worte „Person“ und „Persönlichkeit“ stammen vom lateinischen persona (Maske). Im Mittelalter wurde aus der Maske die „Person“, der die Wortzusammensetzung „per-sonare“ zugrunde liegt: das Hindurchschallen, Hindurchtönen, Hindurchklingen durch die Maske. Riederle zeigt, warum Menschen heute auch an ihren stimmigen Äußerungen gemessen werden sollten, und warum die Bedeutung von Alter und Status schwinden angesichts der Fragen: „Wer willst du sein? Wie möchtest du dich profilieren? Was gibst du inhaltlich von dir?“ Die Aufgabe seiner Generation Y sieht er darin, Medienkompetenz weiterzugeben, das Internet besser zu machen, um selbst besser zu werden: „Früher war die wichtigste intellektuelle Waffe der Stift des Schriftstellers. Heute ist es das Smartphone. Wir können uns mitteilen. Und das bedeutet, … ein Teil dieser Welt sein und unseren Platz in ihr haben.“
Mit dem Thema Selbstvermarktung in den sozialen Medien hat die Generation Y deshalb kein Problem – aber leider noch die meisten Deutschen: Fast 90 Prozent sind zwar täglich online, aber soziale Medien weitaus weniger genutzt (EU-Statistikamt Eurostat in einem EU-Vergleich). Es braucht deshalb ein radikales Umdenken, denn mit dem digitalen Wandel verändert sich auch der Arbeitsmarkt: Menschen werden sich branchenübergreifend zunehmend statt um Arbeitsplätze um individuelle Aufträge bewerben und die eigene digitale Marke schärfen müssen. Der Fähigkeit zum digitalen Selbstmarketing wird künftig eine Schlüsselrolle zukommen, weil Auftraggeber und Auftragnehmer vor allem über die sozialen Medien zusammenfinden werden.
Es kommt heute nicht nur darauf an, gut, einfallsreich, kooperativ und energisch im Beruf zu sein. Das, was man tut, muss auch von anderen gesehen werden. Talent und Können nützen nur, wenn sie auch als solche erkannt werden. Deshalb ist es wichtig, sich selbst nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern ins rechte Licht zu setzen. Echte Leistung muss auch gesehen werden. Gut geführte Profile im Internet können zum erfolgsversprechenden Tool werden, um die eigene Ich-Marke im Netz zu stärken. „Eine Personal Brand, eine Personenmarke, zu haben, bedeutet nicht systematisches Ego-Marketing, sondern von anderen ganzheitlich als Mensch wahrgenommen zu werden, der für eine bestimmte Expertise und Stärken steht, die nach außen gezeigt werden. Der erste Schritt dorthin ist Selbsterkenntnis“, heißt es in einer Pressemitteilung des Online-Weiterbildungsanbieters karriere tutor. Ziel des Start-ups ist es, Menschen erfolgreicher in ihrem Job zu machen. Das Angebot des Unternehmens beschränkt sich deshalb nicht nur auf Weiterbildungen, sondern ist ganzheitlich angelegt. So bietet karriere tutor® Teilnehmern Unterstützung bei der Jobsuche an oder bereitet sie mit kostenlosen Bewerbercoachings auf die optimale Präsentation beim Wunscharbeitgeber vor. Eine wichtige Säule des Unternehmens ist die Entwicklung innovativer Weiterbildungsmodelle und die fortlaufende Gestaltung zukunftsfähiger Formen des beruflichen Lernens.
Um sich von anderen abzuheben und sich dem Wettbewerb zu stellen, ist heute eine Konzentration auf die eigenen Fähigkeiten elementar
Die eigenen Kompetenzen müssen aber nicht nur gepflegt, sondern sollten auch durch entsprechende Zertifikate nachgewiesen werden. "Wer sich selbst und seine Fähigkeiten gut einschätzen kann, wer Kompetenzen erwirbt, die über Ausbildung oder Studium hinausgehen, und all dies im Netz präsentiert, erhöht seine Sichtbarkeit und seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt", sagt Oliver Herbig, Geschäftsführer der karriere tutor GmbH. Was bereits aus dem Sportbereich bekannt ist, wird auch künftig in der Berufswelt verstärkt Einzug halten. So wie Hobby-Sportler ihre Erfolge online präsentieren und vergleichen, wird künftig auch das Teilen der "beruflichen Fitness" ein zentraler Aspekt der Selbstvermarktung in der Arbeitswelt werden. Darzustellen, wer man ist, was man kann, und wohin man will, hat nichts mit Eitelkeit oder Narzissmus zu tun. Denn nur auf diese Weise erhalten Auftraggeber, die auch das digitale Profil verstärkt nachfragen, relevante Informationen über die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen.
Wer die Kunst der Selbstvermarktung und der Vernetzung nicht kann, droht abgehängt zu werden, was sogar zu einer Spaltung des Arbeitsmarktes führen kann – zwischen Menschen, die nachhaltig vernetzt sind und ihre Kompetenzen auf den entsprechenden Karriereseiten sowie Auftragsvergabeplattformen im Internet in professioneller Weise darstellen und jenen, die das nicht können.
Weiterführende Informationen:
Philipp Riederle: Wer wir sind und was wir wollen. Ein Digital Native erklärt seine Generation. München 2013.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2017.