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Sind wir bereit für eine klimafreundliche Mobilitätszukunft?

Das Stauniveau sank nach dem ersten Lockdown für einige Wochen gegen null. Etwa zwei Drittel des Rückgangs der Treibhausgasemissionen ist auf die Corona-Wirtschaftskrise zurückzuführen. Weltweit verminderten sich die Emissionen um etwa 7 %, in Deutschland um etwa 10 %.

Das Institut für Verkehrswesen des KIT bearbeitet im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums seit 1995 jährlich das Deutsche Mobilitätspanel (MOP) als Studie zum Mobilitätsverhalten der Deutschen Bevölkerung. Der Forschungsauftrag wird auch unter der neuen Bundesregierung für mindestens zwei weitere Jahre fortgeführt. In der aktuellen Studie wurden die Auswirkungen der unterschiedlichen Phasen des Pandemiegeschehens auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung untersucht.

  • Die Verkehrsleistung im Herbst 2020 war um fast ein Fünftel geringer als im Vorjahr. Auch die Verkehrsbeteiligung ist deutlich gesunken.

  • Bei der Verkehrsmittelnutzung legten die Menschen im Winter 2020/21 anteilig mit 51 Prozent kaum weniger Wege mit dem Auto zurück als zuvor (2019: 54 Prozent) - jedoch bei insgesamt deutlich weniger Verkehr.

  • Im Herbst 2020 spielte das Fahrrad eine relativ große Rolle, vor allem im Freizeitverkehr. Im Winter verlagerte sich die Verkehrsmittelnutzung hin zu einem verstärkten Zufußgehen. Die Bundesbürger:innen legten in dieser Zeit 34 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück (2019: 21 Prozent). Spazierengehen erfreute sich während der Corona-Pandemie zunehmender Beliebtheit.

  • Deutlich verloren hatte der Öffentliche Verkehr: Während 2019 elf Prozent aller Wege mit Bus, Straßenbahn oder Zug zurückgelegt wurden, waren es im Winter 2020/21 nur noch sechs Prozent und im Herbst 2020 acht Prozent.

  • 2020 gaben lediglich 45 Prozent der Erwerbstätigen an, keine Möglichkeit zu haben, von Zuhause aus zu arbeiten, 2019 waren es noch 67 Prozent. Ähnliche Tendenzen gibt es bei der Freizeitgestaltung und hinsichtlich der Nutzung digital basierter Services wie Lieferdienste, Onlineeinkäufe oder Online-Banking.

Die Studie vermittelt, dass – mit Blick auf die angestrebte Verkehrswende – die Hoffnung besteht, den Verkehr langfristig zu reduzieren. Die größte Herausforderung liegt nach Ansicht der Mobilitätsexpertin Katja Diehl nicht in der Technik, sondern in der Fähigkeit, all die Bausteine, die vor uns liegen, zu sortieren und entsprechend den einzelnen Bedürfnissen neu zusammenzusetzen, „damit eine Mobilität entsteht, die wahlfrei, barrierefrei, inklusiv und klimaschonend ist“ - nicht nur im Sinne einer guten Gesellschaft, die resilient gegenüber den Herausforderungen einer globalen Zukunft ist, aber auch „wirtschaftlich durch Vermeidung von Folgekosten durch Klimaschäden und Krankheiten.“ Ihr Buch „Autokorrektur“ soll ein Kick-off einer Gesellschaft sein, „die gemeinsam eine attraktive, lebenswerte und klimafreundliche Mobilitätszukunft für alle baut, die wir HEUTE anfangen zu gestalten.“

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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