Spielend die Welt begreifen: Baumeister der Digitalisierung
Wenn Deutsche über das Silicon Valley und die Digitalisierung schreiben, wird häufig nur das erwähnt, was sich buchstäblich nicht fassen lässt. Es fehlen oft Verweise auf das Rüstzeug jener Menschen, die die Welt der Digitalisierung geprägt haben: So sind Bill Gates, Mark Zuckerberg, Larry Page und Sergey Brin, Jeff Bezos und Jimmy Wales berühmte Montessori-Absolventen, das heißt: Sie sind nicht nur Baumeister der Digitalisierung, sondern auch Baumeister ihrer selbst. Maurice de Hond hat die Steve Jobs School in Amsterdam ins Leben gerufen, wo es neben den Klassenräumen eine Bibliothek mit Selbstlernraum und einen Ruheraum gibt.
Hier stehen überall Sitzsäcke und gemütliche Sessel. Die meisten arbeiten mit einem Tablet in der Hand selbstständig an einem Thema. Tablets werden vor allem für die Planung des Unterrichts eingesetzt und ermöglichen es den Schülern auch, selbstbestimmt zu lernen und zu entscheiden, ob sie in der Gruppe im Klassenraum lernen möchten oder im Selbstlernbereich. Es gibt klassischen Unterricht - allerdings weniger frontal. Auch wenn es überall Tablets und AppleTV gibt – die analoge Welt ist hier genauso präsent: So malen Schüler Bilder malen oder „bauen“ (!) aus Milchtüten und Papprollen eine Murmelbahn bauen. Vieles in der „Tablet-Schule“ erinnert an die Reformpädagogik: „Wenn Maria Montessori noch leben würde – dies wäre ihr Schule“, sagt Maurice de Hond.
Die Welt der Dinge
Nach der italienischen Ärztin, Reformpädagogin, Philosophin und Philanthropin Maria Montessori (1870-1952) sollten alle Kinder Baumeister ihrer selbst sein. Natürlich werden digitale Kompetenzen in Zukunft immer wichtiger. Aber sie werden nicht ausreichen, um ein voll gelebtes Leben zu führen. Es braucht auch Schwergewichte des Handelns und den praktischen Zugriff auf die Welt der Dinge. Lebensklug ist es, das Internet nicht mit dem Leben zu verwechseln. Deshalb ist es wichtig, schon Kindern zu vermitteln, dass ein Mensch in beiden Sphären kundig sein sollte.
Das Digitale in allen Lebensbereichen kommt von selbst auf uns zu – darum brauchen wir uns nicht den Kopf zerbrechen, aber um die nachhaltige Gestaltung des wirklichen und greifbaren Lebens sehr wohl. Interessante Beispiele dafür finden sich auch im Buch „Business-Romantiker“ von Tim Leberecht, der unter anderem auf TechShop verweist, eine Kette von Maker Spaces, die ihren Mitgliedern die Chance bietet, „Zeug zu bauen“: „Für etwas mehr als 100 US-Dollar im Monat haben die Mitglieder Zugang zu offenen Werkstätten, Industriegeräten und Software, um ihre eigenen Produktprototypen zu bauen.“ Fertigungskulturen werden mit neuen Elementen der Co-Creation und der offenen Werkstattarbeit beleben: „Im Maker Movement ist alles Alte wieder neu.“ Dies ist kein Gegentrend zur Digitalisierung, sondern eine Parallelentwicklung, die zeigt, wie sich analog und digital ergänzen.
Weiterführende Literatur:
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler, Heidelberg und Berlin 2017.
Tim Leberecht: Business-Romantiker. Von der Sehnsucht nach einem anderen Wirtschaftsleben. Droemer Verlag, München 2015.
Morten Harket: My Take On Me. Edel Germany GmbH, Hamburg 2016.
Ashlee Vance: Elon Musk. Tesla, PayPal, SpaceX. Wie Elon Musk die Welt verändert. Die Biografie. FinanzBuch Verlag, Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH 2015.
Tim Leberecht: Business-Romantiker. Von der Sehnsucht nach einem anderen Wirtschaftsleben. Droemer Verlag München 2015.
Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Von Lebensdingen: Eine verantwortungsvolle Auswahl. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.