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Tragbare Solarkraftwerke: So bleiben Menschen in Südafrika nicht im Dunkeln

In vielen Teilen Südafrikas müssen viele Menschen noch immer ohne Strom auskommen und nutzen deshalb offene Lichtquellen wie Kerzen oder Petroleumquellen.

Das löst häufig Brände aus. Im Rahmen eines regionalen Projekts aus Johannesburg werden in Handarbeit von zuvor arbeitslosen Männern und Frauen Sonnengläser hergestellt. Dem Gründer von Sonnenglas, Stefan Neubig, kam die Idee eher zufällig: 2013 wollte er verreisen und entschied sich für Südafrika. Während eines Grillabends entdeckte er eine Solarlampe und recherchierte, woher sie kam. Er reiste nach Johannesburg, wo die Laterne hergestellt wurde. Nachdem sie unter dem Namen Sonnenglas nach Europa gebracht wurde, konnte die Produktion nach und nach gesteigert werden. Inzwischen werden mithilfe des sozialen Unternehmensmodells immer mehr Menschen beschäftigt. In Johannesburg bietet es heute etwa 70 Menschen einen sicheren Arbeitsplatz. Sie erhalten faire Löhne und verfügen über eine Sozialversicherung sowie eine Rentenvorsorge. Schulungen und Fortbildungen der Angestellten werden mit dem unternehmenseigenen Fonds finanziert.

Neben den fairen Arbeitsbedingungen sind dem Unternehmen auch andere Nachhaltigkeitsaspekte wichtig. So besteht das Sonnenglas zu 70 Prozent aus regionalen Materialien, und das Glas ist zu einem Großteil Recyclingglas. Die Lampe spart nicht nur Energie und schont die Umwelt, sondern lässt sich auch kreativ nutzen: Der Deckel lässt sich wie bei einem Einmachglas abschrauben, so dass man das Glas mit Sand, Muscheln, Steinchen, Blättern oder Süßigkeiten befüllen kann. Die Solarzellen im Deckel des Einmachglases werden bei Sonneneinstrahlung über den integrierten Lithium-Ionen-Akku aufgeladen. Danach geben die LEDs bis zu 24 Stunden ein helles, warmweißes Licht ab, das nicht blendet (Quelle: memolife).

Das „tragbare Solarkraftwerk“ ist in Afrika vor allem in Gebieten ohne zuverlässige Stromversorgung im Einsatz und spendet dort Licht, wo es dringend benötigt wird - beispielsweise in den Townships und auf dem Land.

Allein in Afrika leben über 600 Millionen Menschen ohne Elektrizität. Stefan Neubig interessiert am meisten die kulturelle und soziale Auswirkung von Technologie: So wurde das Sonnenglas erst durch die Entwicklung mehrerer Schlüsseltechnologien ermöglicht: „Leistungsstarke Solarzellen, hocheffiziente LEDs und Akkus, die eine hohe Energiedichte liefern. Diese Technologien wurden in den letzten Jahren immer effizienter, und es ist kein Ende des Trends in Sicht.“ Dadurch werden dezentrale Energieversorgungssysteme immer erschwinglicher, was seines Erachtens insbesondere für Regionen wie in Afrika, wo es keine ausreichende traditionelle Infrastruktur gibt, sehr wichtig ist. Künftig werden sich immer mehr Menschen autonom mit Energie versorgen können. Damit sind nachhaltige Entwicklungschancen verbunden: Es entstehen neue Geschäftsmodelle, und mit dem Zugang zu Elektrizität wird auch der Zugang zum Internet und zu Bildung ermöglicht. „Damit wird es endlich möglich sein, die 1 Milliarde Menschen abzuholen, die im Moment sprichwörtlich noch im Dunkeln gelassen werden.“

Weiterführende Informationen:

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gartenzeit: Wie wir Natur und Kultur wieder in Gleichklang bringen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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