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Um sich klimaneutral aufzustellen, benötigen viele Unternehmen mehr Zeit

Die grüne Transformation der Wirtschaft ist für das Erreichen der Klimaziele von enormer Bedeutung. Der Green Deal der EU fordert von Unternehmen, nachhaltig verantwortlich zu handeln. Auch der Mittelstand kommt am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei. Hier gilt es zunächst, sich dem Thema ESG- und Nachhaltigkeitsmanagement in kleinen Schritten anzunähern und erste, mit geringem Aufwand durchführbare Transformationsprozesse zu definieren. Vor diesen großen Herausforderungen stehen allerdings kleine und große Unternehmen gleichermaßen:

  • Verringerung klimaschädlicher Emissionen und umweltbelastender Stoffe

  • vermehrte Nutzung erneuerbarer Energien

  • erhöhte Transparenz in den Lieferketten

  • Sicherstellen adäquater und gleichberechtigter Arbeitsbedingungen

  • Erstellung einer sauberen CO2-Bilanz als wesentlicher Beitrag zur Dekarbonisierung.

Das ist das Ergebnis der Pierre Audoin Consultants (PAC)- Studie „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“. Sie dokumentiert anhand ausgewählter Teilindizes den Entwicklungsstand der befragten Unternehmen bzw. Branchen hinsichtlich einer Nachhaltigkeitsstrategie und der Rolle der IT bei der ESG-Transformation. Erstellt wurde sie im Auftrag von Lufthansa Industry Solutions (LHIND) vom Marktanalyse- und Beratungsunternehmen PAC. Die befragten Unternehmen beschäftigen zwischen 251 und 5.000 Mitarbeitende und entstammen zu gleichen Teilen der Automobilindustrie, dem sonstigen produzierenden Gewerbe und der Logistikbranche.

  • Das Thema Nachhaltigkeit genießt in Unternehmen zwar eine hohe Bedeutung, und 90 Prozent versprechen sich Wettbewerbsvorteile - gleichzeitig bleibt die Umsetzung aber dahinter zurück. So strebt 54 Prozent der Befragten die CO2-Neutralität für das eigene Unternehmen bis 2040 an, 35 Prozent peilen dieses Ziel erst nach 2040 an.

  • Nur vier von zehn Unternehmen haben bereits Nachhaltigkeitsziele verabschiedet, deren Erreichung mit konkreten Kennzahlen gemessen werden soll. Der Rest arbeitet strategisch noch im Ungefähren oder befindet sich in der Planungsphase.

  • Fast alle der befragten Unternehmen bestätigen eine organisatorische Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten im Unternehmen bzw. Pläne, diese organisatorisch zu verankern und in Prozessen zu implementieren.

  • Obwohl das Thema Nachhaltigkeit bereits in neun von zehn Unternehmen einen hohen Stellenwert hat, verschiebt mehr als die Hälfte von ihnen das Erreichen einer CO2-Neutralität sowie den Aufbau einer klimaneutralen IT auf das nächste Jahrzehnt.

  • Der eigenen Unternehmens-IT wird bei der Implementierung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zwar eine maßgebliche Rolle zugeschrieben, doch hat der hohe Stellenwert des Themas noch nicht im gleichen Maße zur Verabschiedung ambitionierter Strategien oder zur Umsetzung konkreter Maßnahmen geführt.

  • Neun von zehn Befragten haben die Anfang des Jahres in Kraft getretene EU-Richtlinie "Corporate Sustainability Reporting Directive" (CSRD) als einen der wichtigsten Treiber für das Thema wahrgenommen. Nach der „European Sustainability Reporting Standards (ESRS) müssen zahlreiche Unternehmen erstmals für das Jahr 2024 über Nachhaltigkeitsdaten berichten (wenn sich große Mittelständler darauf nicht vorbereiten, haben sie ab dem Januar 2024 ein Problem, die richtigen Daten zu erfassen).

  • Um das Potenzial des Themas zu heben, wird eine saubere Datenbasis (z. B. CO2-Fußabdruck, Verantwortung in der Lieferkette, Controlling, Unternehmenssteuerung) benötigt. Drei von vier Studienteilnehmern halten für das Erstellen eines Nachhaltigkeitsreportings ein professionelles IT-Tool für unerlässlich. Allerdings sind 37 Prozent der Meinung, dass die eigene IT-Abteilung noch zu wenig über Nachhaltigkeitsthemen weiß.

  • Beim Aufbau einer insgesamt nachhaltigen Unternehmens-IT tun sich viele Unternehmen noch schwer: Bis 2040 soll auch dieses Ziel in den meisten Unternehmen gelingen. Vorab müssen jedoch die Wissenslücken durch Weiterbildungen oder Neueinsteillungen geschlossen werden. 77 Prozent wollen dabei mit externen Beratern zusammenarbeiten.

Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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