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Unternehmen entdecken den Klimaschutz

Echter Klimaschutz kostet etwa ein Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, sagte 2009 der britische Ökonom Sir Nicholas Stern. Aber Nichtstun werde mit bis zu zwanzig Prozent deutlich teurer. Auch wenn der Klimawandel eine langfristige und globale Herausforderung ist, so können wir es uns nicht leisten, die Hände in den Schoß zu legen und zu warten. Vor den Folgen des Klimawandels wird derzeit lautstark gewarnt. Die Politik will mit dem Klimaschutzpaket liefern, aber auch in der Arbeitswelt ist vieles in Bewegung. Im Zuge der Fridays-for Future-Bewegung etablierte sich eine neue Unternehmensinitiative für mehr Klimaschutz: Die Entrepreneurs for Future: Klimaneutrale Pionierunternehmen fordern hier Seite an Seite mit innovativem Mittelstand und cleantech-Startups eine ambitionierte Klimaschutzpolitik von der Bundesregierung. Für Katharina Reuter, Geschäftsführerin UnternehmensGrün und Co-Initiatorin von Entrepreneurs for Future, ist diese progressive Stimme der Wirtschaft relevant, „da die klassischen Industrie- oder Wirtschaftsverbände oftmals als Bremser agieren. Dabei hilft eine aktive Klimaschutzpolitik auch der Wirtschaft.“

„Campus & Karriere“ hat kürzlich junge Menschen getroffen, die gerade in den Beruf gestartet sind. Was ist im Arbeitsalltag anders als erwartet? Hat das Studium oder die Ausbildung sie auf ihre Arbeit gut vorbereitet? Der Deutschlandfunk fragte aber auch: Wie verändert der Klimawandel die Arbeitswelt? Wie reagieren Unternehmen darauf? Welche Perspektiven ergeben sich mit Blick auf neue und alte Arbeitsplätze? Gesprächsgäste waren Thomas Korbun (Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung, IÖW), Sabine Nallinger (Vorständin der Stiftung 2° – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz), Roman Zitzelsberger (Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg), Wolfgang Saam (Geschäftsführer Klimaschutz-Unternehmen) und (Werner Landhäußer, Gesellschafter Mader GmbH & Co. KG, Mitbegründer der Firma Looxr).

Seit 1935 ist die Mader GmbH & Co. KG mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart rund um das Thema Druckluft zuverlässiger Partner der Industrie. Mit aktuell 80 Mitarbeitern gehört das Unternehmen zu den erfolgreichsten Mittelständlern in Baden-Württemberg. Es ist auch Mitglied in der Exzellenzinitiative Klimaschutz-Unternehmen e.V. www.klimaschutz-unternehmen.de, die den Anspruch haben, innovative Lösungen im betrieblichen Klimaschutz zu entwickeln. Das branchenübergreifende Unternehmens-Netzwerk der deutschen Wirtschaft setzt sich mit innovativen Lösungen für das Erreichen der klimapolitischen Ziele Deutschlands ein. Der Verband wurde auf Anregung des Bundesumweltministeriums (BMU), des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gegründet. Für Werner Landhäußer ist der branchenübergreifende Austausch unverzichtbar, denn alle Unternehmen haben ähnliche Probleme (z.B. Fuhrpark, Energie). Deshalb treffen sich die Praktiker regelmäßig zu Klimaschutztagen, wo es um Strategien zur Einsparung von CO2, Einblicke in innovative Klimaschutzprojekte, praxisnahe Lösungsansätze zur Verringerung der CO2-Emissionen und zur Steigerung der Energieeffizienz geht.

Kleine und mittelständische Unternehmen haben zudem das Problem, dass Konzerne wie Daimler und Bosch in der Nähe sind und sich viele junge Menschen für die namhaften „Großen“ entscheiden. Im Interview verwies Landhäußer deshalb auf das, was nur ein erfolgreicher Mittelständler jungen Menschen bieten kann: ein breites Aufgabenspektrum und mehr Eigenverantwortung sowie Agilität und Flexibilität. Vor allem aber interessiert junge Menschen heute die Frage: Was hat das Unternehmen langfristig vor? Wie können alle an der nachhaltigen Entwicklung teilhaben? Inwiefern ist es Treiber und Multiplikator im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz?

Wie Wissen und Wollen zusammenkommen

Wenn die Klimaschutzziele der Regierungen eingehalten werden sollen, muss das Bewusstsein des Einzelnen für den Energieverbrauch steigen. Im Praxisleitfaden Mitarbeitermotivation für Klimaschutz und Energieeffizienz stellen 15 Unternehmen ihre Best-Practice-Lösungen vor mit denen sie ihre Mitarbeiter motivieren und gleichzeitig Energie sparen. Die vorgestellten Maßnahmen lassen sich direkt übernehmen und richten sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen.

Aber auch Schüler und Studenten sollten rechtzeitig und auf spielerische Weise für das Thema Klimaschutz sensibilisiert werden, um sie zu ermächtigen, selbstständig Energieverschwendung zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Energieeinsparung zu entwickeln. Um sie zu erreichen und zum Handeln zu bewegen, muss dem Thema seine Abstraktion genommen werden. Konkretes und Handhabbares steigert die Lernlust. Deshalb nimmt die Umwelterziehung einen herausragenden Stellenwert ein. Einer der Workshops von Mader, der 2017 im Mädchengymnasium Essen-Borbeck - während des sogenannten „Girls‘ Day“ stattfand, trug den Titel „Energiedetektive – Den Energieverschwendern auf der Spur“. Zielgruppe waren die Jahrgangsstufen 5 bis 7. Es wurde u.a. die Mission der zukünftigen Energiedetektive erläutert - nämlich das Aufspüren von „Tatorten“, an denen Energie verschwendet wird und die Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen. Dazu wurden den SchülerInnnen Fotografien ausgehändigt, auf denen typische Formen von Energieverschwendung erkennbar sind (z.B. tropfender Wasserhahn, große Möbelstücke vor der Heizung, etc.).

Nachhaltigkeit ist ohne den Begriff „Praxis“ nicht denkbar, denn es geht um das, was die antiken griechischen Philosophen als „tätiges Leben“ beschrieben haben. Im Mittelpunkt steht die Suche nach einem zielgerichteten Handeln, wie sie auch die Impulse und Maßnahmen zum betrieblichen Klimaschutz vermitteln. Nachhaltiger Erfolg hat auch hier – nach Goethe - drei Buchstaben: TUN.

Weiterführende Literatur:

CSR und Energiewirtschaft. Hg. Alexandra Hildebrandt / Werner Landhäußer (Hg.). 2. Auflage. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2019.

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Anja Paumen, Jan-Heiner Küpper: It's the Planet, Stupid! Sieben Perspektiven zum Klimawandel. Oekom Verlag, München 2015.

Petra Pinzler, Günther Wessel: Vier fürs Klima. Wie unsere Familie versucht, CO2-neutral zu leben. Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München 2018.

Hans Joachim Schellnhuber: Selbstverbrennung. Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff. C. Bertelsmann Verlag, München 2015.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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