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Unternehmensnachfolge im Familienunternehmen

Jedes dritte Familienunternehmen in Deutschland steht vor der Herausforderung die Unternehmensnachfolge regeln zu müssen. Galten angestellte Führungskräfte früher noch als unliebsame Notlösung in Familienunternehmen, ist ihr Einsatz heute selbstverständlicher. Für Topmanager bieten sich dadurch zahlreiche interessante Möglichkeiten, in ein Unternehmen als Geschäftsführer einzusteigen. In der Tat gibt es für beide Seiten viele gute Gründe für einen solchen Schritt. Dabei gilt es im Vorfeld ein paar Besonderheiten zu beachten, um den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren.

Die Nachfolgeplanung ist eine zentrale Herausforderung von Familienunternehmen – und eine Chance für Topmanager auf Jobsuche.

Nachfolgeplanung in Familienunternehmen

Insbesondere in Deutschland nehmen Familienunternehmen eine Sonderstellung ein und blicken auf eine lange Tradition zurück. Unter ihnen finden sich zahlreiche Weltmarktführer und Hidden Champions.. Zudem genießen Familienunternehmen oft neben einem besonderen Vertrauen in der Bevölkerung auch eine starke Bindung seitens der Mitarbeiter

Nicht zuletzt weist auch die Regelung der Unternehmensnachfolge eine Besonderheit auf. Lange Zeit war die generationenmäßige Weitergabe der Geschäftsführung in Familienunternehmen üblich. Dies änderte sich allerdings grundlegend in jüngster Zeit. Aus unterschiedlichsten Gründen finden sich nicht immer in der Familie bereitwillige Nachfolger. Seit geraumer Zeit lösen sich alte Muster auf. Neue Modelle etablieren sich, die die Vorteile von externen Führungskräften verdeutlichen.

Zum Konflikt zwischen Eigentümer und Fremdgeschäftsführer

Mancher Topmanager scheut den Schritt, als Fremdgeschäftsführer in ein Familienunternehmen zu gehen. Häufig ist der Grund die Befürchtung, dass die Prozesse stark durch die Eigentümer geprägt sind. Genährt werden solche Ängste von der veralteten Vorstellung vom alles bestimmenden Patriarchen. Jedoch hat sich in den letzten Jahren das Rollenverständnis von Top-Executives grundlegend verändert – dies gilt gleichermaßen auch für Familienunternehmen. Einzelkämpfer sind hier wie dort kaum mehr gefragt.

Ob es einen Konflikt zwischen Eigentümer und Geschäftsführer gibt, hängt nicht zuletzt sehr stark von der Situation ab, in der ein externer Topmanager in das Unternehmen kommt. Ist ein Unternehmen in Schieflage geraten, ist die Wahrnehmung und die Erwartung eine ganz andere. Gerade das sind aber auch Momente, in denen Topmanager ihre Stärken ausspielen können.

Das Konfliktpotenzial zwischen Eigentümer und Fremdgeschäftsführer scheint auf den ersten Blick enorm – in der Realität überwiegen aber die Vorteile.

Klares Rollenverständnis und die Bedeutung von fachlichem Know-how

Aus diesem Grund halte ich es für wichtiger, sich bewusst zu machen, was für einen Fremdgeschäftsführer spricht. Denn diese bringen einen unschätzbaren Wert mit an den Verhandlungstisch. Neben einem klaren Verständnis der eigenen Rolle rückt damit einmal mehr die gestiegene Bedeutung des Fachwissens von Topmanagern in den Vordergrund. Bei externen Geschäftsführern kommt es demnach insbesondere auf ihre fachliche Expertise an. Von ihrem Know-how sowie ihren Management-Fähigkeiten, ihrer Erfahrung und neuen Perspektiven können Familienunternehmen enorm profitieren.

Nimmt man allein die Herausforderungen des digitalen Wandels, dann liegen die Argumente für eine externe Rekrutierung eines Geschäftsführers auf der Hand. Die Professionalisierung der Unternehmensführung trägt auf diese Weise zum übergeordneten Ziel bei: dem Erhalt des Unternehmens für die nächsten Generationen.

Auswahl- und Bewerbungsprozess sind entscheidend

Ausgehend von diesen Überlegungen rücken der Auswahl- und Bewerbungsprozess in den Fokus. Die Auswahl eines geeigneten Geschäftsführers ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren, wenn es um die externe Besetzung dieser Funktion geht. Darum ist auf beiden Seiten ein gesteigertes Maß an Sorgfalt gefragt. Für Topmanager gilt: Neben dem Bewusstsein für die eigenen Stärken und der Fähigkeit, diese überzeugend zu präsentieren, ist die Vorbereitung auf den Bewerbungsprozess entscheidend.

Fazit: Externe Geschäftsführer in Familienunternehmen sind ein Erfolgsmodell

Auch wenn Familienunternehmen gerade in Deutschland einen besonderen Ruf genießen, gleichen die strategischen Überlegungen doch sehr denen von allen übrigen Unternehmen. Meiner Einschätzung nach sollten Topmanager, die sich als Fremdgeschäftsführer bewerben, vor allem auf ihre Stärken konzentrieren und sich bewusst machen, welche Vorteile sie mitbringen. Denn die Erfahrung der vergangenen Jahre hat vielfach gezeigt, dass der Einsatz von Fremdmanagern in Familienunternehmen ein Erfolgsmodell ist. Der vor allem auf überkommenen Vorstellungen basierenden Skepsis sollten Sie also mit Selbstbewusstsein begegnen.

Die Erstveröffentlichung finden Sie unter www.topmanager-blog.de

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Claus Verfürth schreibt über Karriereberatung, Top-Führungskräfte

Als Coach und Sparringspartner begleite ich Top-Manager in entscheidenden Phasen ihrer Karriere und berate sie bei ihrer beruflichen Neuorientierung, Positionierung als oberste Führungskraft oder bei Fragen zu Führung und Verhalten in erfolgskritischen Situationen.

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