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Unternehmensrisiken: Der Klimawandel als kritischer Wirtschaftsfaktor

Der Klimawandel ist zunehmend auch ein kritischer Wirtschaftsfaktor und birgt umfangreiche direkte und indirekte Unternehmensrisiken.

Wichtige Stakeholder von Unternehmen (Investoren, Aktionäre, gesellschaftliche Organisationen oder Regierungen) zeigen zunehmendes Interesse an einer Klimarisiko-Berichterstattung und fordern von Unternehmen, klimarelevante Emissionen zu reduzieren. Deshalb wird die Identifikation, Analyse und Prüfung von Klimarisiken zu einem kritischen Erfolgsfaktor für Unternehmen, denen es zugleich ein Anliegen sein sollte, entsprechende Maßnahmen verständlich und nachvollziehbar zu vermitteln.

Derzeit arbeiten Regierungen weltweit an strengeren Vorschriften und Berichtsrichtlinien für Klimarisiken, um deren Bewertung und Transparenz zu gewährleisten. Die zunehmende Zahl von Klagen gegen Unternehmen, Staaten und andere Organisationen in aller Welt, die sich auf Klimarisiken beziehen, verdeutlicht die Wesentlichkeit und Komplexität dieses Themas. Eine aktuelle Studie von M3TRIX über Klimarisiken im Unternehmenskontext gibt wesentliche Einblicke in den Bereich der unternehmerischen Klimarisiken, einschließlich eines Überblicks über die aktuellen Regelungen, bedeutsame Fälle von Klimarisiko-Prozessen und die Einschätzung der wichtigsten Interessengruppen.

Wer als Unternehmen nicht abwartet, sondern die Risiken, die mit den aktuellen Entwicklungen verbunden sind, erkennt und zugleich die sich bietenden Chancen nutzt, nimmt seine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft in besonders kluger Weise wahr. Was das in der Bau- und Immobilienbranche bedeutet, beschreibt der Geschäftsführer des Baudienstleisters und Projektentwicklers KRIEGER + SCHRAMM.

Interview mit dem Unternehmer und Immobilienexperten Matthias Krieger

Welchen konkreten Beitrag leistet Ihr Unternehmen zum Klimaschutz?

Wir setzen auf ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie, zentrale Handlungsfelder, Indikatoren für die wesentlichen Themen und damit verbundene Ziele, aber auch wesentliche Auswirkungen sowie Risiken und Chancen finden sich in unserem Nachhaltigkeitsbericht, der 2021 erscheinen wird. Darin finden sich auch zahlreiche Maßnahmen, die im Kleinen beginnen, aber auch im Großen angegangen werden.

Können Sie einige Beispiele nennen?

Im Kleinen sind wir beispielsweise auf dem Weg zum papierlosen Büro, trennen den Müll und stellen Insektenhotels auf. Im Großen sind das Anstrengungen, die Ressourcen beim Bauen zu schonen, z.B. durch intelligente Baustellen-Logistik, der Verzicht auf Styropor als Dämmung und eher der Einsatz von Mineralwolle. Zudem geht es darum, die Dachflächen unserer Bürogebäude und unserer Wohnbauprojekte für Photovoltaik zu nutzen.

Derzeit sind wir dabei, unseren CO2-Fußabdruck zu messen bzw. auch zu reduzieren. Den CO2-Ausstoß, den wir verantworten und nicht vermeiden können, möchten wir mit dem Pflanzen von Bäumen ausgleichen - entsprechende Planungen laufen derzeit

Weshalb ist und bleibt das Ziel der Co2-Neutralität im Bausektor eine besondere Herausforderung?

Beim Bauen sind sehr viele Menschen beteiligt, und die (gesetzlichen) Anforderungen sind wie die Kundenerwartungen enorm. Es ist insgesamt schwierig, die Prozesse, Verfahren und Materialien, die sich teilweise seit Jahrhunderten bewährt haben, einfach zu ersetzen - zumal auch die ökonomischen Ziele im Einklang mit allen Maßnahmen gebracht werden müssen.

Können Sie angesichts der Pandemie eine Rückkehr der Familien in die Vorstädte und aufs Land beobachten? Welche Erfahrungen machen Sie?

Grundsätzlich legen wir unseren Fokus nicht unbedingt nur auf die Innenstädte, sondern entwickeln vor allem Wohnraum im "Speckgürtel" der jeweiligen Städte - wichtig ist dabei eine gute Anbindung, denn meist sind die Arbeitsplätze in den Städten. Eventuell gibt es hier aber auch nach der Pandemie insgesamt durch Home Office auch eine langfristige Entwicklung hin zu den ländlichen Regionen, aber die Nähe zu den Städten wird nach wie vor da sein und bleiben. Was wir beobachten sind weiterhin steigende Preise für Grundstücke und Wohnraum in den sogenannten A-Städten - bezahlbarer Wohnraum ist hier sehr schwer zu realisieren.

Was ist für Sie das Ideal des nachhaltigen Bauens?

Aus unserer Sicht ist es sinnvoll und wertvoll, dass die drei großen Bereiche betrachtet werden: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Alle Maßnahmen, Ziele und Kennzahlen sollten sich in dieser Trias bewegen und möglichst alle drei Bereiche bereichern. Beim Bauen ist es zudem wichtig, insgesamt den kompletten Prozess zu betrachten - angefangen bei der Planung, über das "Betreiben", bis hin zur Entsorgung - hier muss ein Optimum geschaffen werden.

Was sind für Sie die größten Fehlentwicklungen im Wohnungsbau im Hinblick auf das Klima?

Zum Teil werden die Wohnanlagen und im Speziellen die Grundrisse falsch geplant bzw. sind sie nicht an den Bedürfnissen der künftigen Bewohner ausgerichtet. Hier werden viele Ressourcen und Wohnraum verschenkt. Im Bereich der Passivhäuser wird auf maximale Dämmung gesetzt. Es wird eine dichte Gebäudehülle erzeugt. Das ist in großen Teilen nicht immer gut und sinnvoll - zumal die Entsorgung am Ende der Lebensdauer aus den Augen verloren wird. Es sollte eher die komplette Lebenszyklus betrachtet werden - dazu gehört nun einmal auch die Entsorgung.

Weiterführende Informationen:

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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